08.02.2017 - Esther Werderinghaus -5 MinutenMitarbeiter finden
Auf Bewertungsportalen für Arbeitgeber steht ungeschönt, was Arbeitnehmer von ihrem Job halten. Wer sich hier als Unternehmer findet, bekommt entweder schlechte Laune oder fühlt sich gebauchpinselt. Johannes Prüller vom Portal Kununu weiß, wie hart die Urteile sein können – und was für Chancen sie bergen.
Faktor A: Bewertungsportale können einen Arbeitgeber geradezu entkleiden: miserables Arbeitsklima, schlechte Bezahlung, kaum Entwicklungsmöglichkeiten. Alles ist dort zu sehen. Nutzen diese Portale eigentlich nur Arbeitnehmern?
Johannes Prüller: Nein, sie nutzen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Es ist nahe liegend, dass sich Menschen so umfassend wie möglich über einen Arbeitgeber informieren wollen, bevor sie sich entscheiden, in ein anderes Unternehmen zu wechseln. Arbeitgebern wiederum bieten die Bewertungen enorme Vorteile, weil sie unter anderem Themen beleuchten, die die Mitarbeiter aktuell beschäftigen. Die Portale bringen Transparenz in die Unternehmensstrukturen: Was bis vor Kurzem einmal pro Jahr in Mitarbeitergesprächen und Umfragen eruiert wurde, ist heute auf Knopfdruck und in Echtzeit verfügbar.
Dann scheint es unerlässlich, sich als Arbeitgeber mit diesen Portalen zu beschäftigen.
Warum auch nicht? Menschen tauschten sich schon immer über Themen aus, und der Beruf ist ein Dauerthema. Über Bewertungsplattformen können Unternehmer heute ganz einfach erfahren, wie ihre Mitarbeiter sie als Arbeitgeber wahrnehmen. Und sie können an der Diskussion teilnehmen. Das gibt ihnen eine recht authentische Plattform, um sich Jobsuchenden als offener, relevanter und attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
Was mache ich, wenn ich schlecht bewertet wurde?
Ein guter Arbeitgeber muss sich vor kritischen Zeilen nicht fürchten. Ich finde, es lohnt sich, ehrlich zu schauen, ob die Kritik berechtigt ist. Wenn eine Firma ein Problem nicht auf dem Radar hat, das Feedback der Mitarbeiter aber ernst nimmt und gezielt Verbesserungen angeht, profitieren ja beide Seiten. Auf Bewertungen kann man zudem immer mit sachlichen Stellungnahmen reagieren. Das ist in Zeiten sozialer Medien ein viel stärkeres Signal als eine schöne Imagebroschüre. 60 Prozent der Bewertungen sind bei Kununu übrigens positiv.