Ist "El Salvador" das
Azubi-Recruiting der Zukunft?

Die Firma Horsch Maschinen GmbH rekrutiert erfolgreich Auszubildende aus dem Ausland über das Projekt „El Salvador“.


30.10.2024 - Katja Feuerstein -7 MinutenMitarbeiter finden

Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und Arbeitsagentur Weiden helfen damit jungen Menschen, eine Ausbildung in Deutschland zu machen. Lesen Sie jetzt bei Faktor A, wie Sie als Arbeitgeber so Ihre Fachkräfte von morgen gewinnen.

Wenn Maria mit den neuen Azubis am Tisch sitzt und den Ausbildungslehrplan bespricht, freut sie sich: eine gemeinsame Sprache, Kultur, alle im gleichen Alter – das wirkt verbindend. Maria, die selbst spanische Wurzeln hat, übernimmt in ihrem Ausbildungsbetrieb früh Verantwortung. Als Mentorin für die neuen Azubis aus El Salvador ist sie eine wichtige Stütze bei der Integration der Fachkräfte von morgen. Marias Ausbildungsbetrieb, die Firma Horsch Maschinen GmbH, in der Oberpfalz geht damit neue Wege. Grund ist der massive Azubimangel in der Region. Anlass genug für die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und die Agentur für Arbeit Weiden, 2023 ein gleichnamiges Pilot-Projekt zur Anwerbung aus dem Ausland ins Leben zu rufen.

Die Auszubildenden der Firma Horsch Maschinen GmbH
Foto: Beide Azubi-Jahrgänge aus El Salvador vereint mit Ausbildungsleiter Grauvogl, ©HORSCH Maschinen GmbH

Ausbildungsleiter Anton Grauvogl: „Das erste Ausbildungsjahr 2023/24 geht zu Ende und wir sind so begeistert von unseren neuen Azubis aus El Salvador, dass wir auch in Runde zwei mitmachen.“ Runde zwei heißt, dass Grauvogl auch für das Ausbildungsjahr 2024/25 drei neue Auszubildende angeworben hat. Fachkräfte aus Lateinamerika, ist das die Zukunft, für die Oberpfalz und ganz Deutschland? Faktor A hat sich die Umsetzung bei der Firma Horsch angeschaut und eine Ausbildungsbilanz gezogen: Kann „El Salvador“ Vorbild sein?

El Salvador – das ist Tropenparadies und Karibik. Doch der Schein trügt: Das kleinste Land Zentralamerikas galt bis 2022 als eines der gefährlichsten der Welt. Der Drogenhandel blüht. Gangs terrorisieren das Land. Als Antwort auf die Gewaltspirale verhängte die Regierung 2022 den Ausnahmezustand. Seitdem sind die Grundrechte eingeschränkt und der Ausnahmezustand ist zur Normalität geworden. Der Preis dafür ist hoch: Während die strikte Sicherheitspolitik im Land auf Zustimmung stößt, prangern Aktivist*innen Menschenrechtsverletzungen an. Zudem lebt ein Drittel der Bevölkerung in Armut, die sich in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt haben soll. Vieles muss importiert werden, da es nur begrenzte Agrarflächen, kaum Rohstoffe und wenig Industrie gibt. Häufige Naturkatastrophen machen El Salvador zugleich zu einer der krisenanfälligsten Regionen der Erde. Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit münden in Flucht oder Kriminalität und Gewalt. Die Zukunft sieht düster aus – gerade für die Jungen. Daher suchen viele eine neue Perspektive im Ausland, so wie die Azubis der Firma Horsch.

 

„El Salvador“: Ein Projekt macht Schule

 

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„Wir hatten tatsächlich Vorstellungsgespräche live aus der Wellblechhütte!“

Unaufhörlich trommelnder Regen, im Hintergrund einfache Behausungen. Wenn Anton Grauvogl an die Anfänge des Azubi-Recruitings in El Salvador denkt, hat er kuriose Bilder im Kopf. Bilder, die die starken Kontraste zwischen der Armut in Lateinamerika und dem Wohlstand in seiner Heimat Deutschland zeigen.

Azubi-Onboarding: Willkommen bei Familie Horsch

„Die Jugendlichen, die sich 2023 bei uns über das Projekt „El Salvador“ auf einen Ausbildungsplatz in Deutschland beworben haben, stammen aus allen Schichten. Das haben uns die Gespräche über Skype & Co. sofort vor Augen geführt“, erinnert sich Grauvogl. „Das Land ist gezeichnet von Armut, Bandenterror und Perspektivlosigkeit. Warum sollten sich sonst junge El Salvadorianer*innen für eine Berufsausbildung in der ländlichen Oberpfalz interessieren?“, erklärt Grauvogl. Doch wer sind die drei wagemutigen Azubis, die 2023 über den großen Teich ins unbekannte Bayern kamen?

Die Drei aus El Salvador – das sind Kevin, Luis und Carlos, alle 17 bis 21 Jahre alt. Sie stammen aus den unterschiedlichsten Landesteilen. Deutschland kannten Sie zuvor nur aus der Theorie, obwohl sie fast fließend Deutsch sprechen. Und das ist kein Zufall: 2023 nahm Grauvogls Arbeitgeber, die Firma Horsch Maschinen GmbH, am Pilot-Projekt „El Salvador“ teil, lernte die drei potenziellen „Horschler“ via Livestream kennen. Das Besondere: Wie alle Bewerbenden hatten Kevin, Luis und Carlos bereits ein abgeschlossenes technisches Fachabitur in der Tasche. Dazu gute Deutschkenntnisse auf Sprachniveau B1. Noch in El Salvador erhielten sie eine kulturelle Vorbereitung auf ein Leben in Deutschland. Organisiert wurde alles über die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und die lokale Agentur für Arbeit in Weiden. Während die ZAV in El Salvador gezielt Schüler*innen der Abschlussklassen ausgewählter Schulen sprachlich und kulturell vorbereitete, organisierte die Arbeitsagentur mit den Arbeitgebern das Auswahlverfahren und die Anreise. Arbeitgeber aus der Nordoberpfalz wie die Firma Horsch erhalten so die Chance, einen Teil ihres zukünftigen technischen Fachpersonals aus dem Ausland zu rekrutieren.

Die Ankunft der Auszubildenden aus El Salvador am Flughafen München.
Foto: Fahnen hoch! Große Freude am Münchner Flughafen, ©Stefan Bösl

Flughafen München, August 2023: Seit ihrer Landung auf deutschem Boden sind die Drei nun Teil der Horsch-Familie. Luis und Carlos machen eine Lehre zur/m „Fertigungsmechaniker*in“, Kevin zur/m „Technische/r Produktdesigner*in“. Grauvogl schwärmt: „Das erste Jahr lief so gut, dass die Azubis aus El Salvador noch einmal kräftig Werbung fürs Programm gemacht haben, sodass wir wieder gut zehn Bewerbungen für das kommende Ausbildungsjahr 2024/2025 erhalten haben. Auch drei Azubis zwischen 17 und 21 Jahren und wieder genau drei Jungen.“ Und der neue Ausbildungsjahrgang ist schon da: Im August 2024 stießen René, Alan und Richard zur Horscher Azubi-Riege. René und Richard wollen „Fertigungsmechaniker*in“ werden, Alan „Fachkraft für Lagerlogistik“. So war ruckzuck ein halbes Dutzend voll. Azubisorgen ade!

 

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„Wir handeln seit Jahren präventiv, um genügend Bewerbende für unsere Azubistellen zu gewinnen und gar nicht erst an einen Kipppunkt zu gelangen!“

Damit erst gar kein Mangel entsteht, setzt Horsch dafür auf ein kombiniertes Recruiting im In- und Ausland. „Mit dieser Strategie fahren wir u. a. über die Teilnahme an Programmen wie „El Salvador“ derart gut, dass wir derzeit keinen Azubimangel haben bzw. nicht zu wenige Bewerbende“, erklärt Grauvogl. Aktuell kommen bei Horsch auf eine Ausbildungsstelle so durchschnittlich drei Bewerbende. Ein Top-Wert in heutigen Zeiten!

 

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„Wir wollen nicht nur jammern und uns beschweren.“

Grauvogl weiter: „Als Unternehmen versuchen wir uns selbst aktiv verschiedene Standbeine aufzubauen, um dem drohenden Fachkräftemangel zu entgehen. El Salvador ist eines davon." Schon seit 2016 verfolgt Horsch die Strategie, die Ausbildung von Migranten und Geflüchteten voranzutreiben. So soll am Standort Curitiba in Brasilien regelmäßig über Bedarf ausgebildet werden, um von dort eigenständig Fachkräfte ins Land zu holen. „Ganz frisch jetzt im August 2024 sind wir dabei, Azubis aus Afrika anzuwerben, da sind wir gerade im Aufbau“, so Grauvogl. Generell ist das Familienunternehmen sehr sozial eingestellt, die firmeneigene Stiftung in vielen Ländern aktiv. „Wir sind ein internationaler Haufen, beschäftigen Mitarbeitende aus 24 Nationen. Uns zeichnet eine interkulturelle Offenheit aus. Wir rekrutieren schon länger gezielt aus dem Ausland und engagieren uns sozial. Unsere Motivation ist, nicht nur Fachkräfte anzuwerben, sondern auch Hilfe vor Ort zu leisten, was wir im Projekt „El Salvador“ verbinden können.“

 

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„Bei uns steht der junge Mensch als Persönlichkeit im Mittelpunkt.“

Aktuell arbeiten 261 Azubis an vier Standorten weltweit für Horsch. „Klar, die Formalia, gerade die Sprachkenntnisse, müssen stimmen. Genauso legen wir aber großen Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung unserer Azubis“, betont der Ausbildungsleiter. „Wir achten auf Motivation, Interesse und gute Sprachkenntnisse auf B2-Niveau.“ Da die Bewerbenden aus El Salvador alle ein elektrotechnisches Gymnasium mit Deutschkurs besucht haben, seien die Vorkenntnisse für eine Ausbildung teils sogar besser als bei einer/m deutschen durchschnittlichen Mittelstufenschüler*in. Grauvogl: „In der Ausbildung sind wir offen für Veränderungswünsche, setzen die Azubis ihren Talenten gemäß ein.“ Bei den drei Azubis aus El Salvador habe auf Anhieb alles gepasst, der jeweilige Ausbildungsberuf war die erste Wahl. „Bei Luis erkennen wir jetzt schon mehr Potenzial, das wir gezielt über die Ausbildung hinaus fördern wollen, z. B. über eine interne Spezialisierung“, so Grauvogl.

Azubi-Mentoring: Maria, bitte kommen!

Die Auszubildende Maria ist aktuell Mentorin der Auszubildenden aus El Salvador
Foto: Maria ist mit Herzblut dabei, ©HORSCH Maschinen GmbH

Dass seine Azubis dafür schon früh selbst Verantwortung übernehmen, darauf legt Ausbildungschef Grauvogl großen Wert. Daher hat er ein Mentoring-System entwickelt, in dem Auszubildende einander gezielt unterstützen und anleiten. Mentorin der ersten Stunde ist Maria, selbst Auszubildende zur/m „Industriekauffrau/-mann“ bei Horsch. Aufgrund ihrer Herkunft dreisprachig, spricht sie Deutsch, Englisch und Spanisch. So kann sie sich bei Bedarf mit den neuen Azubis in deren Muttersprache Spanisch verständigen. Konto einrichten, Behördengänge, Stadtführungen, Ausbildung & Co. – Maria ist da, wenn Carlos, Luis und Kevin eine Frage haben oder es noch mit der Verständigung hapert.

 

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„Das macht mich schon stolz.“

Denn die Sprache ist die größte Herausforderung, trotz guter Ausgangsbasis. „Gerade hier in Bayern wird teils starker Dialekt gesprochen, was die Verständigung mit Kundinnen und Kunden manchmal schwierig macht“, erklärt Grauvogl. Auch Heimweh sei normal. Gerade die Temperaturen im Winter seien gewöhnungsbedürftig für jemanden aus Zentralamerika. Alle seien aber hoch motiviert, offen und sehr kontaktfreudig, was die Integration erleichtere. Neben der regulären Ausbildung erhalten Luis und Co. fachlichen und sprachlichen Stützunterricht im Rahmen einer Assistierten Ausbildung (AsA) beim Kolpingwerk Schwandorf. „Unsere Azubis sind schon mit so einem Sprachniveau angekommen, dass ein fließendes Gespräch möglich war“, schwärmt Grauvogl. Bei Bedarf dolmetsche Maria auf Spanisch.

 

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„Es ist auch eine Chance für uns, voneinander zu lernen.“

Der Auszubildende Carlos aus El Salvador bei der Arbeit.
Foto: Azubi Carlos in Aktion, ©HORSCH Maschinen GmbH

Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und El Salvador – Grauvogl nimmt diese gar nicht so stark wahr. Vielmehr hervorstechend sei das Temperament und die Offenheit. „Während wir Deutschen vielleicht manchmal etwas distanziert und trocken sind, sind die El Salvadorianerinnen und El Salvadorianer sehr zutraulich“, lacht er. Klar, auch hier gäbe es individuelle Unterschiede: Carlos sei eher der zurückhaltende, ruhige Typ, der Technik liebe, weniger die Theorie. Bei Kevin passe der Ausbildungsberuf wie die Faust aufs Auge. Und Luis sei ein kleiner Hansdampf in allen Gassen, der das Herz auf der Zunge trage und sogar Führungspotenzial erkennen lasse. Um das Ankommen in Deutschland zu erleichtern, setzt das Unternehmen zudem auf gemeinsame außerbetriebliche Aktivitäten und Vernetzung mit anderen Arbeitgebern: Neben Afterworks wurde die Stadt Weiden erkundet, zwei Mal gemeinsam Pizza gebacken, Fahrrad gefahren und vieles mehr.

 

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„Sie sind selbst sehr aktiv und engagiert, sich sozial zu integrieren.“

Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Azubis, auch über die Ausbildung hinaus. Maria, ich und andere aus dem Horsch-Team besuchen sie regelmäßig vor Ort in ihren Wohnhäusern, um nach dem Rechten zu sehen. Dann tauschen wir uns darüber aus, wie es ihnen geht, was sie brauchen usw. Über unsere selbst finanzierte Firmenstiftung, in die unsere weltweiten Gewinne für soziales Engagement im Bereich Bildung und Landwirtschaft fließen, versuchen wir viel nebenbei zu ermöglichen: so spielen zwei Azubis im örtlichen Fußballverein. Für Kevin versuchen wir noch, Musikunterricht zu organisieren. Unabhängig davon gibt es die sogenannte Schwandorf-Card in Stadt/Kreis Schwandorf, über die Azubis bestimmte Vergünstigungen erhalten. Bis auf ihren Azubilohn, von dem sie auch die Miete bestreiten, erhalten sie aber keine finanzielle Unterstützung von uns oder Dritten.“


Azubi-Recruiting aus dem Ausland: Tipps vom Arbeitgeber für Arbeitgeber

Im Ausbildungsjahr 2024/25 geht das Projekt „El Salvador“ zur Anwerbung zukünftiger Fachkräfte aus dem Ausland in Runde zwei. Welche Bilanz ziehen Sie nach dem ersten Ausbildungsjahr?

 

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„Viele Arbeitgeber sollten sich einfach mal trauen und machen, ausprobieren.“

 

Anton Grauvogl, Ausbildungsleiter der Firma Horsch Maschinen GmbH
Foto: Anton Grauvogl zieht eine positive Ausbildungsbilanz, ©HORSCH Maschinen GmbH

Faktor A: Welche Hürden bestanden auf dem Weg zur Integration in den deutschen Arbeitsmarkt und wie haben Sie diese gemeinsam gelöst?

Anton Grauvogl, Ausbildungsleiter: Die Wohnungssuche war tatsächlich ein großes Problem. Das haben wir beim Ausbildungsjahrgang 2023 gelöst, indem wir auf eigene Kosten ein lokales Zweifamilienhaus privat angemietet haben. Dort sind sowohl unsere aktuellen drei Azubis aus El Salvador als auch unsere zwei deutschen Azubis untergebracht. Die Miete zahlen alle selbst von ihrer Ausbildungsvergütung. Im Haus haben sie ein Zimmer und können Bad, Küche, WC und Aufenthaltsraum gemeinsam benutzen. Auch für den Ausbildungsjahrgang 2024 haben wir uns so beholfen und über unsere Unternehmensstiftung ein Haus gekauft, in dem wir wieder die drei neuen Azubis aus El Salvador und zwei duale Studentinnen bzw. Studenten aus Deutschland unterbringen.

Faktor A: Was musste im Vorfeld Ihrer Teilnahme am Programm „El Salvador“ organisiert und geklärt werden?

Anton Grauvogl: Das Programm ist ein „Kostenselbstläufer“. Als Unternehmen haben wir den Flug nach Deutschland, die Sprachschule und 1000 Euro Startgeld pro Person für die Azubis selbst getragen. Da unsere Ausbildungsvergütung zu hoch ist, erhalten wir keine Erstattung, Zuschüsse oder Förderung über ein Förderprogramm. Für uns lohnt sich diese Investition jedoch, da wir den demografischen Wandel als drängend sehen.

 

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„Unternehmen sollten ihre Fördermöglichkeiten in jedem Fall individuell prüfen lassen.“

Faktor A: Welche Dienststellen und Abteilungen der Bundesagentur für Arbeit waren beteiligt und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Ihnen als Arbeitgeber?

Anton Grauvogl: Die beteiligten Stellen aus der Agentur für Arbeit Weiden, also der Arbeitgeber-Service (AGS), und die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) Bonn, haben es sehr einfach für uns gemacht. Wir profitieren auch stark vom gemeinsamen Erfahrungsaustausch mit anderen Arbeitgebern aus der Region, für die der AGS Weiden extra einen runden Tisch, u.a. zum Projekt „El Salvador“, eingerichtet hat. Zudem kommt uns hier unser großes Firmennetzwerk zugute. Im AGS Weiden selbst haben wir unseren persönlichen Ansprechpartner, Herrn Bösl. Ebenso haben uns Herr Murr und die Leiterin des AGS Weiden, Frau Regina Ram, stets beratend zur Seite gestanden, sodass wir insgesamt sehr zufrieden sind und uns gut informiert fühlen.

Faktor A: Inwiefern stehen Sie weiter im Austausch mit Ihrer zuständigen Agentur für Arbeit und / oder anderen Arbeitgebern? Wie läuft die Betreuung im Programm?

Anton Grauvogl: Sehr eng und sehr gut. Wir fühlen uns gut betreut.

Faktor A: Was sollten Arbeitgeber bzw. Unternehmen Ihrer Meinung nach beachten, wenn Sie ausländische Azubis rekrutieren und ausbilden möchten?

Anton Grauvogl: Viele stellen es sich komplizierter vor als es ist. Untereinander austauschen und Erfahrungen sammeln. Ein bisschen Naivität hilft. Fehler passieren. Zu beachten ist natürlich die Bürokratie, aber dafür gibt es ja Stellen wie die Agentur für Arbeit, die hier unterstützen. Vorab sollte man auch den Kulturkreis beachten. Den zentral- und südamerikanischen Kulturkreis empfinde ich als den offensten überhaupt. Das ist für uns Deutsche auch eine große Chance zum Lernen.

Faktor A: Was sollte Ihrer Meinung nach getan werden, damit die Anwerbung ausländischer Fachkräfte gelingen bzw. eventuell sogar vereinfacht und beschleunigt werden kann?

Anton Grauvogl: Die Politik sollte die Bürokratie abbauen, zum Beispiel bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Diese sollte vereinfacht, verbessert und beschleunigt werden. Die deutsche Bürokratie ist schon für Einheimische eine Herausforderung, für Leute aus dem Ausland umso mehr.

Faktor A: Ihr Unternehmen liegt in einem eher ländlichen Raum. Wie wollen sie die ausländischen Azubis dort auf Dauer halten? Gibt es z. B. eine Verpflichtung für diese, eine bestimmte Zeit nach Abschluss der Ausbildung weiter für sie tätig zu sein? Gibt es sonstige Vergünstigungen?

Anton Grauvogl: Sicher, bei uns gibt es auch ein internes Prämien- bzw. Belohnungssystem mit eigenem Bewertungssystem. Das soll gute Leistungen honorieren, indem es finanzielle Anreize in Form von Leistungsprämien und monetären Gutscheinen setzt. Vergünstigungen sehen wir aber eher kritisch, da sie die extrinsische Motivation ansprechen. Das bringt nichts, um die Leute langfristig bei der Stange zu halten. Unser Ziel ist es, die intrinsische Motivation unserer Azubis und unseres Personals zu aktivieren und aufrechtzuerhalten. Sie sollen sich bei uns wohlfühlen. Denn sie wünschen sich das Gleiche wie einheimische junge Leute auch, ein gutes Leben, Auskommen und eine Familie zu gründen – das wollen wir ihnen ermöglichen. Neben Sonderkursen in der Ausbildung, wie Pneumatik oder Robotik, dürfen sie daher selbst soziale oder technische Projekte organisieren und mitgestalten. Ein Beispiel war ein Spielplatzneubau. Unser Azubi Luis ist auch gerade daran, das Thema „VR-Brille in der Ausbildung“ bei uns intern voranzutreiben.

Faktor A: Inwiefern sehen Sie in der Teilnahme am Programm „El Salvador“ eine Chance, dem Arbeitskräftemangel oder Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Wie ist die Situation aktuell in Ihrem Betrieb und Branche? Was wünschen Sie sich hier als Arbeitgeber?

 

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„Es ist definitiv eine Chance, dem Arbeits- und Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.“

Anton Grauvogl: Die Azubis aus dem Programm bringen die besten Voraussetzungen mit und werden gezielt ausgewählt. Wenn wir als Industrienation im Wettbewerb weiter bestehen wollen, müssen wir jungen Menschen aus dem Ausland eine Chance geben. In unserer Branche (Landtechnik – Maschinen für Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung und Sätechnik) ist es durchwachsen. Viele kämpfen mit Einbußen, es häufen sich weltweite Krisen und Konflikte. Wir müssen vorbereitet sein. Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik kann nicht alles übernehmen. Daher empfinden wir es als so wichtig, die Bürokratie bei der Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland abzubauen. Die ZAV und BA sind hier schon eine große Hilfe – sonst würde ich es mir als Arbeitgeber auch ehrlich zweimal überlegen!
 

 

Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV): Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland

Im Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) vor allem für die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland und für die Vermittlung besonderer Berufsgruppen verantwortlich. So befinden sich unter dem Dach der ZAV auch zwei Fachvermittlungsaufgaben der BA: die Künstlervermittlung für darstellende Künstlerinnen und Künstler sowie der Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker. Allen Geschäftsfeldern der ZAV ist gemeinsam, dass sie Menschen informieren, beraten und vermitteln, die sich in einem besonderen beruflichen Übergang befinden, etwa als Fachkraft im Ausland, in der Arbeitssuche in Deutschland oder als Künstlerin oder Künstler in der Suche nach einem neuen Engagement.

Die Services der ZAV gehen dabei – sowohl den Arbeitgebern wie den Arbeitnehmenden gegenüber – in hohem Maße auf die speziellen Bedürfnisse bestimmter Berufe, Branchen und Länder ein. Die ZAV ist an 18 Standorten in Deutschland präsent und spricht Arbeitnehmende in Europa und auf fast allen anderen Kontinenten an. Sie arbeitet dabei mit vielen hochrangigen inländischen und internationalen Kooperationspartnern und Arbeitsmarktservices zusammen, wie etwa der Bundesregierung, dem EURES-Netzwerk, Goethe-Institut, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GiZ), den Vereinten Nationen sowie Partnerverwaltungen und Ministerien im Ausland.
 

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