13.03.2020 - Akiko Lachenmann -6 MinutenMitarbeiter finden
Der Ausbildungsbetrieb F.EE gewinnt Mädchen für MINT-Berufe und bringt Absolventen mit Bestnoten hervor. Was können andere Betriebe in Zeiten von Fachkräftemangel von F.EE lernen? Ein Gespräch mit dem Ausbildungsleiter Udo Starck.
„Unsere Azubis übernehmen früh Verantwortung“
Zwei Mal hintereinander hat Deutschland Test, ein Verbraucherservice des Magazins „Focus Money“, das Neunburger Unternehmen F.EE zum besten Ausbildungsbetrieb in Deutschland gekürt. Jeder zehnte Mitarbeitende ist Azubi, jeder vierte weiblich. Anlässlich der Woche der Ausbildung erklärt der Personalleiter Udo Starck, wie das Ausbildungskonzept des bayerischen Spezialisten für Automatisierungstechnik aussieht.
Faktor A: Herr Starck, F.EE gilt als bester Ausbildungsbetrieb Deutschlands in Ihrer Branche. Viele Ihrer Azubis werden von den Kammern für hervorragende Abschlussnoten ausgezeichnet. Was ist Ihr Geheimnis?
Udo Starck: Die Firma hat seit ihren Anfängen den Anspruch, Verantwortung zu übernehmen für die nächste Generation in Form einer hochqualitativen Ausbildung. Deshalb haben wir uns für alle Bereiche motivierte und engagierte Ausbildungsverantwortliche gesucht, die unsere Auszubildenden fit machen und begeistern. Ihre Motivation überträgt sich auf die Azubis, die von Beginn an zu den Besten gehören wollen.
Welchen Beitrag der Azubis sehen Sie im Hinblick auf den Fachkräftemangel?
Als größter und expandierender Arbeitgeber in einer oberpfälzischen Kleinstadt tun wir alles, um zu verhindern, dass unser Wachstum durch den Fachkräftemangel getrübt wird. Das ist einer der wichtigsten Gründe, weshalb bei uns die Ausbildungsqualität höchste Priorität genießt. So versuchen wir auch bei unserer Ausbildungsquote (inklusive dual Studierender) nie unter zehn Prozent zu liegen.
Wie wirkt sich diese Haltung auf Ihr Ausbildungskonzept aus?
Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Azubis sehr früh selbst Hand anlegen und Verantwortung übernehmen dürfen. Nehmen wir als Beispiel den Maschinenbau: Nach nur wenigen Wochen in der Lehrwerkstatt geht es schon mit in die operativen Bereiche. Dann dürfen die Azubis in die Sägerei, in die Schweißerei, später geht es in die CNC-Fräserei bis hin zur Montage. Stellt sich jemand gut an, darf er oder sie – sozusagen als Bonbon – sogar mit zum Kunden, um eine Anlage aufzubauen, auch wenn diese in Ungarn oder Mexiko steht. Am Ende der Lehrzeit sind unsere Azubis so gut vorbereitet, dass sie nahtlos und ohne Praxisschock in den Beruf einsteigen können.
Sie zeichnet aus, dass Sie nahezu jeden am Ende der Ausbildung übernehmen.
Es sei denn, er hat uns dreieinhalb Jahre lang zum Wahnsinn getrieben. Im Ernst: Die quasi 100 Prozent Übernahmequote gelingt auch deshalb, weil wir sehr durchlässig sind. Fühlt sich eine Absolventin oder ein Absolvent viel wohler bei Kundeneinsätzen, so versuchen wir, sie oder ihn dort einzusetzen. Andere stellen wiederum nach drei Monaten fest, dass sie lieber im Haus als draußen beim Kunden sind. Auch darauf gehen wir ein. Unsere Ausbildungsleiter haben ein gutes Auge dafür, wo die Azubis nach der Übernahme als Facharbeiterin und Facharbeiter am besten aufgehoben sind mit ihren Stärken und Präferenzen.
Nun herrscht ja heutzutage ein harter Wettbewerb um den Nachwuchs. Wie machen Sie auf sich aufmerksam?
Das ist eine echte Aufgabe. Wir werben an Schulen, gehen auf Schulmessen, machen Veranstaltungen im eigenen Haus. Außerdem haben wir eine Reihe von Videos von unseren Ausbildungsberufen ins Netz gestellt. Das Problem ist ja, dass die Jugendlichen häufig nur die Berufe ihrer Eltern kennen. Darum setzen wir ganz auf Transparenz und machen unsere Werkstore im Rahmen unserer sogenannten Aktionstage Ausbildung einmal im Jahr weit auf. Schüler können dann eine Woche lang Führungen durch unsere Produktion machen, Mitarbeitenden dabei Fragen stellen und in einem Info-Truck voller modernster Technik typische Aufgaben aus dem Spektrum der Elektronik und Metallbearbeitung kennenlernen.