06.06.2018 - Nadine Osterhues -3 MinutenMitarbeiter finden
Förderprogramme unterstützen Arbeitgeber bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen. Beispiele wie der Lagerhelfer Marco Schröder machen Mut: Er bereicherte einen Online-Versand so sehr, dass er nun in leitender Funktion arbeitet.
Das sagt der Arbeitgeber
Martin Stegert, 27, Geschäftsführer des Online-Handels Living-by-Design in Neumünster
„Erst war ich skeptisch. Marco Schröder hatte sich zehn Jahre lang von einem Ein-Euro-Job zum nächsten gehangelt – da lag nicht gerade eine glänzende Vita vor mir. Aber ich mache mir gern selbst ein Bild vom Menschen und lud ihn zum Gespräch ein. Es interessierte mich nicht, warum es in den anderen Betrieben nicht geklappt hat. Schlechte Erfahrungen mit Mitarbeitern hatten wir schließlich auch schon mit gelernten Kräften gemacht. Als Herr Schröder vor mir saß, war ich sehr überrascht: Er wirkte sehr sympathisch und engagiert. Ich merkte, dass es ihm ein großes Anliegen war, nach so langer Zeit wieder in ein festes Arbeitsverhältnis zu kommen.
Erst mal stellte ich ihn als Lagerhelfer an. Das erfordert viel Konzentration, ein gutes Gefühl für Logistik und eine hohe Auffassungsgabe. Unsere Angebotspalette ist sehr breit und ändert sich ständig.
Anfangs war die Zusammenarbeit etwas holprig. Ich merkte, dass er es nicht gewohnt war, einen Vorgesetzten vor sich zu haben. Grundsätzlich war er zuverlässig, erledigte die Lagerlogistik sehr ordentlich und konnte sich wahnsinnig viele Details merken. Er kannte in kürzester Zeit praktisch jedes Produkt.
Zitat:„Ich mache mir gern selbst ein Bild vom Menschen.“
Martin Stegert
Bald merkte ich, dass man ihn einfach machen lassen muss. Denn dann legte sich ein Schalter in ihm um: Dann arbeitete er praktisch von allein und erledigte die Aufgaben eines ausgebildeten Lageristen. Heute ist er erster Ansprechpartner im Lager und Vorgesetzter von zwei Lagerhelfern.
Für seine Wiedereingliederung erhielt ich 18 Monate lang finanzielle Unterstützung vom Jobcenter: in den ersten sechs Monaten 75 Prozent, danach neun Monate lang 50 Prozent, dann drei Monate 25 Prozent. Nun stehen wir vor der Entscheidung, Herrn Schröder auf Dauer zu übernehmen. Was soll ich sagen? Es sieht gut aus!“
Das sagt der Arbeitnehmer
Marco Schröder, 37, Helfer für Lager und Versand beim Online-Händler Living-by-Design in Neumünster
„Ich habe immer gejobbt, als Tischler, Maler, Möbelaufbauer. Es waren immer Ein-Euro-Jobs, bei denen die eigene Arbeitsleistung kaum wertgeschätzt wurde. Man war so eine Art Bodensatz für die Vorgesetzten. Meistens kam ich mit einem schlechten Gefühl zur Arbeit.
Das habe ich in diesem Unternehmen nicht. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt und gebraucht wird. Wenn jemand mit meiner Leistung nicht zufrieden ist, dringt Kritik nicht über Umwege an mich heran, sondern die Chefs kommen auf mich zu. So lassen sich Probleme schneller aus dem Weg räumen, und es entsteht kein böses Blut.
Ich habe einen Hauptschulabschluss und vor vielen Jahren mal eine Ausbildung zum Verkäufer angefangen. Der ständige Kontakt mit Kunden war aber nichts für mich. Ich bin eher der Typ Eigenbrötler, den man die Dinge selbst machen lassen muss.
Heute arbeite ich als Lagerverwalter. Ich kontrolliere, verteile die Ware auf Lagerplätze, kümmere mich darum, dass Bestellungen rausgehen. Dabei bestimme ich selbst die Reihenfolge meiner Tätigkeiten und gestalte die gesamte Lagerlogistik mit. Ich habe richtig Spaß an meiner Aufgabe! Es kommt mir auch entgegen, dass es ein kleiner Betrieb mit flachen Hierarchien ist. Wir gehen auch zusammen in die Mittagspause oder grillen mal gemeinsam. Es ist ein angenehm familiäres Miteinander.
Zitat:„Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt wird.“
Marco Schröder
Ich habe mich schon darüber informiert, welche Möglichkeiten es gibt, die Prüfung zum Fachlageristen zu absolvieren. Ich würde in eine höhere Gehaltsklasse einsteigen. Aber abgesehen davon wäre das auch eine große Bestätigung für mich.“