05.01.2022 - Maria Zeitler -5 MinutenMitarbeiter finden
Wer sein Personal strategisch plant, wird dem Wettbewerber morgen einen Schritt voraus sein. Mit einem einfachen Tool gelingt das auch kleinen und mittleren Betrieben – auch in einer Branche, die vor besonderen Umbrüchen steht.
„Wie viele Leute mit welchen Kompetenzen brauche ich in den kommenden Jahren?“ Sich diese Frage jetzt zu stellen, wird ausschlaggebend dafür sein, ob kleine und mittlere Unternehmen noch erfolgreich arbeiten können. Davon ist Jutta Rump überzeugt. Sie ist Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE), einer wissenschaftlichen Einrichtung der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Und sie sagt: Strategische Personalplanung war für KMU nie wichtiger als jetzt. „Nachhaltigkeit, digitale Transformation, demografischer Wandel und Corona sind nur einige Beispiele für tiefgreifende Veränderungen, die gerade stattfinden“, meint Rump. Die Veränderungsgeschwindigkeit verdopple sich, und das bedeutet: Unternehmen haben nur noch halb so viel Zeit wie zuvor, auf diese Umbrüche zu reagieren. „Man kann jetzt nicht ohne Cockpit und ohne Navi in den Nebel der zukünftigen Megatrends fliegen“, sagt die Personalexpertin.
Personalplanung quantitativ, aber auch qualitativ
Personalplanung muss deshalb strategisch sein, also nicht nur Bestand und Bedarf vergleichen und die Differenz auswerten. Sie berücksichtigt die Trends der Branche und die Unternehmensstrategie der kommenden Jahre. Neben der eigenen Aufstellung müssen Unternehmer dabei auch Wettbewerber, Kunden und neue Technologien in ihre Überlegungen miteinbeziehen – und nicht nur rein quantitative Personalplanung betreiben. Gerade vor dem Hintergrund neuer smarter Technologien können sich die qualitativen Anforderungen an den Personalbestand grundlegend wandeln. Unternehmen sollten sich laut Jutta Rump also fragen: „Welche Kompetenzen brauche ich an welcher Stelle zu welcher Zeit? Und wie viele davon?“
Weil diese Fragen für KMU so existenziell wie komplex sind, reifte im IBE vor gut fünf Jahren die Idee, die Unternehmen damit nicht allein zu lassen. „Wir haben festgestellt, dass gerade strategische Personalplanung im Mittelstand unterdurchschnittlich behandelt wird. Das ging oft nur mit großen Beratungsunternehmen, die sich kein kleiner Arbeitgeber leisten kann“, sagt Jutta Rump. Also war das Ziel, die Logik der strategischen Personalplanung in ein IT-Tool zu übersetzen, das leichtgängig und praktikabel ist.
Personaltool „Pythia“ bringt Vorteile für KMU
Zwei Jahre später war es so weit: Mit der Förderung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales war die erste Version von „Pythia“ geboren. Für Unternehmen bietet das Tool zahlreiche Vorteile: „Es ist leichtgängig, selbsterklärend und basiert auf Excel, sodass Unternehmen keine Software dafür installieren müssen“, erklärt Jutta Rump. Dadurch läuft „Pythia“ lokal auf dem Rechner, und die Daten gehen nicht ins Netz oder in eine Cloud. Dieser Aspekt war Rump und ihrem Team besonders wichtig, um den Datenschutz zu wahren und die Unternehmen so zu überzeugen, das Tool zu nutzen. Außerdem ist es kostenlos – und als Auswertung erhalten Anwender einen detaillierten Ergebnisbericht in Form einer PowerPoint-Präsentation sowie einer PDF-Datei, grafisch visualisiert mit Tabellen, Schaubildern und Diagrammen.
Personalplanung ist ein klassischer Top-down-Prozess
„Wenn man Zahlen, Daten und Fakten über sein Personal vorliegen hat, muss man rund zwei Tage einplanen, um ‚Pythia‘ für das eigene Unternehmen durchzuspielen“, sagt Jutta Rump. Sinnvoll ist die Planung über „Pythia“ ab rund zehn Mitarbeitern – „ab 50 sollte man es dringend machen“, sagt sie. Und wer sollte sich um die strategische Personalplanung – ob mit oder ohne „Pythia“ – kümmern? „Es ist zentral, dass Vorstand und/oder Geschäftsführung mit im Boot sind, allein wegen der Unternehmensstrategie der nächsten Jahre, die für die Planung eine wesentliche Rolle spielt“, sagt Jutta Rump. Außerdem sollte jemand aus der Personalabteilung und nach Möglichkeit eine Führungskraft aus dem operativen Tagesgeschäft, wie zum Beispiel ein Produktionsleiter, dabei sein – und wenn man will, eine Person aus dem Betriebsrat. „Aber das Management ist unerlässlich, denn Personalplanung ist kein basisdemokratischer, sondern ein klassischer Top-down-Prozess. Personalplanung kann man nicht delegieren“, so Rump.