04.08.2012 - Petra Schäfer -5 MinutenMitarbeiter finden
Das „Telgter Modell“ hilft Hauptschülern noch während der Schulzeit herauszufinden, was sie nach dem Abschluss machen wollen. Dafür kommen lokale Unternehmer in die Klassen. Viele finden dort künftige Praktikanten, manche auch Lehrlinge. Sogar beim Unkrautjäten.
Bitte das Unkraut jäten“, ruft Hildegard Theilmeier durch den Garten, „aber nicht mit der Harke, sondern mit den Händen!“ Die blonde Frau in der grünen Weste verteilt Eimer und Aufgaben an ihre acht Schützlinge, die zwischen Erdbeeren und Tulpen stehen und grüne Pflänzchen aus der feuchten Erde zupfen. Was wie eine Gärtnerkolonne anmutet, ist die achte Klasse der Clemensschule in Telgte bei ihrer wöchentlichen Unterrichtsstunde im Schulgarten. Für die Hauptschüler Dominik Makangu, 15, und Marcel Tegelbeckers, 14, gehört auch solche Praxis zum Alltag. Marcel greift sich eine Hacke, um die Erdbrocken zwischen den Stauden aufzulockern, seine Mitschülerin Dominik macht sich derweil bei den selbstgepflanzten Kräutern zu schaffen.
„Die Schüler fühlen sich tatsächlich für ihre Pflanzen verantwortlich“, sagt Theilmeier und freut sich über ihren Unterrichtserfolg. Die 48-Jährige ist selbstständige Gartenbaumeisterin, keine Pädagogin. Die Unternehmerin unterrichtet immer Donnerstag nachmittags Hauptschüler im Schulgarten. Für die Chefin von acht Angestellten und Mutter von drei Kindern ist das ein gehöriger Extra-Zeitaufwand. „Ich mache das so, wie andere Leute ihren Sport treiben.“ Als Hobby sozusagen – und als Mission, wie sie hinzufügt.