Welche Jobbörse ist die richtige?

Wir klären die wichtigsten Arbeitgeberfragen zu Jobbörsen, stellen einzelne Portale näher vor und geben Tipps, wie Arbeitgeber und HR-Verantwortliche den Überblick behalten.


27.02.2019 - Julia Fröhlecke -5 MinutenMitarbeiter finden

Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mehr als 1.000 aktive Jobbörsen im Internet. Wir klären die wichtigsten Fragen, stellen einzelne Portale näher vor und geben Tipps, wie Arbeitgeber und HR-Verantwortliche auf dem großen E-Recruiting-Markt den Überblick behalten.

Sie sind der meistgenutzte Kanal, über den freie Stelle und passende Arbeitskraft zusammenfinden: 34 Prozent aller Neueinstellungen wurzelten 2017 in einem Angebot auf einer Online-Jobbörse, knapp dahinter liegt die Unternehmenswebsite mit 30 Prozent, so eine Studie der Universität Bamberg. Wer eine freie Stelle besetzen möchte, der denkt heute nicht mehr daran, ob er seine Annonce auch im Internet veröffentlicht, sondern wo.

Unterschiedliche Quellen sprechen von über 1.000 Jobbörsen, die in Deutschland verfügbar sind. Dazu gehören bekannte Generalisten wie StepStone oder Monster und Spezialisten, die sich an bestimmte Regionen oder Branchen richten. Je kleiner und spezieller der Anbieter, desto geringer die Konkurrenz für die eigene Stellenannonce und desto höher die Sichtbarkeit. Viele Unternehmer entscheiden vor allem nach der Zahl der Nutzer einer solchen Website, der Reichweite, wo sie ihre Anzeige schalten. Für kleine Betriebe spielt der Preis eine wichtige Rolle, wobei jeder Tag, an dem eine Stelle unbesetzt bleibt, Kosten verursacht, die unter Umständen die Ausgaben für E-Recruiting übersteigen können.

Jobportal ist übrigens nicht gleich Jobportal: Während Arbeitgeber bei einer Jobbörse meistens Geld bezahlen, um ihre Annonce dort zu veröffentlichen (z. B. StepStone), durchsuchen Jobsuchmaschinen (z. B. Indeed) genau diese Jobbörsen sowie die Karriereseiten von Unternehmen und liefern dem potenziellen Bewerber damit mehr Stellenangebote als die Jobbörse.

Die folgenden Jobportale eignen sich aufgrund ihrer Ausrichtung, ihrer Services oder der Kosten für mittelständische Unternehmen, die Vakanzen oder Ausbildungsplätze besetzen wollen.

Jobbörsen für den Mittelstand

Stellenwerk: auf der Suche nach Uni- und FH-Absolventen

Jobbörse Stellenwerk

Ursprünglich als Jobbörse für Hamburger Hochschulen gestartet, richtet sich Stellenwerk mittlerweile an Uni- und FH-Absolventen in 13 deutschen Städten. 300.000 Nutzer verzeichnen die Stellenwerk-Portale dabei im Monat. Die Freischaltung einer Annonce für 28 Tage an allen Standorten kostet 450 Euro, möglich ist aber auch die Veröffentlichung für einzelne Städte. Die Annonce kann selbst hochgeladen werden, alternativ erstellt sie ein Service-Mitarbeiter gegen eine Gebühr von 40 Euro. Neben der klassischen Online-Börse veranstaltet Stellenwerk Jobmessen und Recruiting-Events an Hochschulstandorten, wo Betriebe direkt in Kontakt mit potenziellen Bewerbern treten können.

Lars Pahl vom Sanitätshaus Stolle (ca. 400 Mitarbeiter) hat auf stellenwerk-hamburg.de nach Mitarbeitern für die CAD-Fertigung gesucht. „Die Bewerber für diese Stelle brauchen einen wissenschaftlichen Hintergrund, und über Stellenwerk kommen da viele exakt passende Zuschriften rein“, erklärt er. Die Seite sei benutzerfreundlich, das Hochladen habe problemlos funktioniert. Andere Stellen werden bei Stolle fast ausschließlich auf der eigenen Website publiziert – und in der Regel automatisch von Jobsuchmaschinen gefunden und weiterverbreitet.

Yourfirm.de: Zutritt nur für Mittelständler

Stellenbörse YouFirm

Was auf yourfirm.de veröffentlicht wird, kommt aus Unternehmen mit maximal 5.000 Mitarbeitern in Deutschland. Für Betriebe bringt das eine erhöhte Sichtbarkeit, weil ihre Anzeigen nicht mit jenen von Personaldienstleistern oder Großkonzernen konkurrieren. Laut Unternehmensangaben suchen monatlich 1,1 Millionen Kandidaten dort nach Jobs. Daneben werden auf yourfirm.de veröffentlichte Angebote auch auf regionalen und branchenbezogenen Partnerseiten sowie in den Google- Werbeanzeigen geschaltet. Das günstigste Paket gibt es ab 790 Euro, mit einer Laufzeit von 60 Tagen, ein persönlicher Service-Mitarbeiter ist inklusive. Wer zusätzlich auf fachbezogenen Portalen veröffentlichen möchte, zahlt 100 Euro extra. Die Betreiber der Seite erklären, dass vor allem Ingenieure, Techniker sowie Personal aus den Bereichen Vertrieb, Verkauf, Kaufmännisches und Verwaltung auf yourfirm.de nach Jobs suchen.
Der baden-württembergische Teeproduzent H&S Tee (ca. 300 Mitarbeiter) sucht immer wieder über yourfirm.de neue Außendienst-Mitarbeiter – allerdings nicht ausschließlich. Das Unternehmen kauft Kombipakete mit mehreren Anbietern, z. B. StepStone und Yourfirm. „Dadurch erhalten wir eine große Anzahl an Bewerbungen, unter denen bisher immer ein passender Kandidat dabei war“, erklärt Personaler Peter Schmid.

Der Klassiker: jobboerse.arbeitsagentur.de

Jobbörse Agentur

2,2 Millionen Bewerberprofile, 1,9 Millionen offene Stellen, über 350.000 Ausbildungsplätze und eine Reichweite von 800.000 Nutzern täglich: Die Jobbörse der Arbeitsagentur ist das größte Online-Angebot in Deutschland, auf dem Arbeitgeber ihre Annonce veröffentlichen können. Gesehen werden diese von allen Besuchern der Website, nicht nur von jenen Personen, die als arbeitssuchend gemeldet sind.

Um auf der Jobbörse zu veröffentlichen, gibt es zwei Wege: Erstens, die Do-it-yourself-Variante, für die im ersten Schritt ein Freischaltcode angefordert wird. Anschließend werden die Details zum Job über eine Eingabemaske hinterlegt. Das nimmt zwar ein wenig Zeit in Anspruch, dient jedoch dazu, passgenau Bewerber auf sich aufmerksam zu machen und die Qualität der Zuschriften hochzuhalten.

Der Bonner Orchesterreise-Spezialist Luxreisen (ca. zehn Mitarbeiter) hat die zweite Variante gewählt und ein PDF der Stellenanzeige an den zuständigen Mitarbeiter im Arbeitgeber-Service gemailt, der sich dann um die Veröffentlichung gekümmert hat. „Keine Kosten und ein schneller und zuverlässiger Service: Die Suche nach einer Mitarbeiterin fürs Reisemanagement über die Jobbörse der Arbeitsagentur war wirklich unkompliziert – und erfolgreich“, berichtet Geschäftsführerin Annette Lux. In hinterlegten Bewerberprofilen schaut Lux gelegentlich nach und hat in der Vergangenheit bereits passende Kandidaten kontaktiert.

IHK-Lehrstellenbörse: Azubis suchen und finden

Jobbörse IHK

Seit 2012 betreibt die IHK die Jobbörse, die sich rein an Azubis wendet. Rund 170.000 Nutzer greifen nach IHK-Angaben monatlich darauf zu. Die Arbeitgeber geben ihre Angebote in der Regel selbst auf dem Portal ein, für Mitgliedsunternehmen ist das Veröffentlichen kostenlos. Um junge Leute auf die Website aufmerksam zu machen, bewerben IHK-Ausbildungsberater die Lehrstellenbörse direkt in Schulen oder auf Berufsinformationsmessen.

Der Brandenburger Kanal- und Rohrleitungsbauer Gottlieb Tesch (ca. 120 Mitarbeiter) nutzt zur Azubi-Suche unter anderem die IHK-Lehrstellenbörse, die schnell und einfach zu befüllen sei. Daneben bespielt das Unternehmen auch klassische Portale, die Jobbörse der Arbeitsagentur und nutzt Angebote des Bauindustrieverbandes. „Auf jedem unserer Autos steht drauf, dass wir Leute suchen. Azubis fürs Handwerk zu finden ist heutzutage nicht so einfach“, erklärt Jörg von Malottki, der bei dem Betrieb in Stahnsdorf für die Lehrlingsausbildung zuständig ist. Häufig kämen Ausbildungsverträge auch über persönliche Empfehlungen und Kontakte zustande.

Jobbörse Marke Eigenbau: Online-Präsenzen des Unternehmens nutzen

Jobbörse Freyburger

Bevor Betriebe sich über die Wahl des passenden Bezahlportals zur Stellensuche den Kopf zerbrechen, sollten sie überlegen, über welche Kanäle sie kostenlos und ohne viel Aufwand nach Personal fahnden können. „Wir präsentieren unsere Stellenanzeigen auf unserer Website und verbreiten sie dann über Facebook. Man kennt uns in der Region, das klappt bestens“, erzählt etwa Philipp Schenk von der Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum. Nur wenn es wirklich ganz eilig ist, wird eine Veröffentlichung auf Stepstone gebucht.

Viel zu häufig vernachlässigen Unternehmen ihre eigenen Karriereseiten, doch Jobsuchmaschinen durchflöhen auch diese Seiten und sorgen so für kostenlose Verbreitung – vorausgesetzt, die Website ist auf einem technisch adäquaten Stand und für die Crawler gut lesbar. Eine klare und prägnante Formulierung dessen, was gesucht wird, lohnt sich obendrein.

Um das Angebot zu streuen, bieten sich soziale Netzwerke an, in denen das Unternehmen vielleicht sowieso aktiv ist. Betriebe können in thematisch passenden Xing-Gruppen über laufende Projekte, den nächsten Messeauftritt oder ein Mitarbeiterjubiläum berichten. Auf Facebook zeigen unkonventionelle, kreative und authentische Posts Wirkung, wie das Beispiel der Nürnberger Metzgerei Freyberger zeigt.


Titelfoto: © Willie B. Thomas/Getty Images