18.08.2015 - Matthias Thiele -3 MinutenMitarbeiter finden
Willkommenskultur vor Ort: Birgit Kirner arbeitet im Welcome Center der Arbeitsagentur in Madrid. Dort berät und unterstützt ein Team von acht Mitarbeitern Spanier und Deutsche bei der Orientierung auf dem jeweiligen Arbeitsmarkt.
Was die Schlüsselzahl 95 ist, weiß Birgit Kirner jetzt – und dass sie auf spanisch CAP heißt, die kleine Eintragung auf dem Führerschein, die jeder braucht, der zu gewerblichen Zwecken im Güter- und Personenverkehr unterwegs ist. Die 55- Jährige gehört zum Welcome Center der Arbeitsagentur in Madrid. Sie und sieben Kollegen helfen, dass die Arbeitsmärkte von Spanien und Deutschland stärker zusammenwachsen und dass der berufliche Neustart ohne bürokratische Hindernisse beginnen kann. Weil kürzlich ein deutscher Spediteur in Spanien nach Fahrern suchte und die Schlüsselzahl 95 als Einstellungsvoraussetzung nannte, hat Birgit Kirner in Madrid recherchiert und „CAP“ in die Stellenbeschreibung geschrieben – und ein bürokratisches Hindernis beseitigt. „Wir suchen für individuelle Probleme individuelle Lösungen“, sagt sie.
Entstanden ist das Projekt auf Initiative der Regionaldirektion Hessen in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landesregierung. Im Januar 2014 kamen die ersten Mitarbeiter nach Madrid, um das Büro aufzubauen und Kontakte zu knüpfen zu den Wirtschaftskammern, dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) und anderen Partnern. Seit Januar 2015 arbeitet das Team in Vollbesetzung in Räumen der spanischen Arbeitsverwaltung, welche die Deutschen mit zwei Mitarbeitern unterstützt: „So lässt sich vieles auf dem kleinen Dienstweg klären“, sagt Kirner.
Vorbereitung durch Beratung
Birgit Kirners Arbeitsalltag ist es, Menschen zu beraten und zu unterstützen, die in Deutschland arbeiten oder eine Ausbildung machen wollen: Wie gut muss mein Deutsch sein? Was wird in meinem Job verlangt? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Die Beraterin hält in spanischen Schulen Vorträge und führt im Anschluss Einzelgespräche. Durch Messen und Informationsveranstaltungen wird das Welcome Center immer bekannter und freut sich über eine wachsende Bewerberzahl. Nur die Anerkennung des Berufsabschlusses, insbesondere bei Ärzten, Juristen oder Lehrern, ist immer noch ein Hindernis. Dazu werden eigens zwei Anerkennungsberater vom Land Hessen finanziert, die die Unterlagen der spanischen Bewerber vorbereiten.
Kirner helfen bei ihrer täglichen Arbeit die Erfahrungen beim Arbeitgeber-Service, wo sie 2003 anfing. „Oft werden wir gezielt von Unternehmen angesprochen, die neue Mitarbeiter aus Spanien suchen“, sagt die Beraterin. „Wir nehmen dann grundsätzlich zunächst Kontakt mit dem Arbeitgeber-Service auf, in dessen Bezirk das Unternehmen ansässig ist.“
So garantiert das Welcome Center, dass Arbeitssuchende gut vorbereitet nach Deutschland gehen und weiter betreut werden. „Die Menschen sollen sich willkommen fühlen“, sagt Kirner. „Nur dann bleiben sie dauerhaft.“ Die potenziellen Arbeitgeber müssen für diese Probleme manchmal sensibilisiert werden. „Oft hilft es, wenn ein erfahrener Mitarbeiter spanisch spricht.“
Sie und ihre beiden Kinder jedenfalls haben in Spanien erlebt, was es heißt, willkommen zu sein: „Unsere Kollegen, Nachbarn und Freunde sind sehr höflich und hilfsbereit“, sagt Kirner – auch nach Dienstschluss bei Tapas und einem Glas Rotwein.