„Der Arbeitsmarkt reagiert auf die konjunkturellen und weltpolitischen Rahmenbedingungen mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Diese liegt damit fast auf dem Niveau des noch von Corona geprägten Jahres 2021. Durchschnittlich waren rund 40.600 Menschen im letzten Jahr arbeitslos. Im Bereich der Arbeitsagentur befindet sich die Arbeitslosigkeit damit unter dem Corona-Niveau, im Bereich der Jobcenter ist sie vor allem aufgrund der Übernahme von Menschen aus der Ukraine aktuell auf einem 6-Jahreshoch“, berichtet Ulrich Käser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aachen-Düren. Durchschnittlich waren monatlich rund 2.400 Menschen mehr arbeitslos (rund 7 Prozent) als im Jahr 2022. „Unternehmen meldeten deutlich weniger Stellen als 2022. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Fachkräftebedarf gesunken ist, viel mehr war dies eine Reaktion auf die steigenden Preise für Energie und Vorprodukte sowie die schwache inländische Konjunktur. Unternehmen waren deshalb bei der Mitarbeitersuche zurückhaltender. Fachkräfte sind aber weiterhin begehrt. Menschen ohne Berufsabschluss haben es auf dem Arbeitsmarkt deutlich schwerer. Die Aus- und Weiterbildung von Arbeitslosen sowie Beschäftigten hat deshalb auch im aktuellen Jahr oberste Priorität. Nichts schützt so gut vor einem Jobverlust wie eine abgeschlossene Ausbildung“, erläutert Ulrich Käser. Die Arbeitslosenquote bei Menschen ohne Berufsabschluss liegt im Jahresdurchschnitt über 20 Prozent, wohin gegen sie bei Menschen mit einem Berufsabschluss deutlich unter 5 Prozent liegt.
„Positive Nachrichten gibt es von der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die trotz der schwachen Konjunktur stabil bleibt. Sie erhöhte sich sogar leicht auf fast 394.000 Menschen in der Region. Getragen wurde dieser Anstieg von Ausländer*innen. Das erklärt, warum die Beschäftigung steigt, aber die Arbeitslosigkeit nicht sinkt. Wir werden auch in diesem Jahr in unserer Beratung von Unternehmen einen Fokus auf das Thema Fachkräftezuwanderung setzen. Diese benötigen wir dringend zur Arbeitskräftesicherung. Es ist zwingend erforderlich, dass sich in Zukunft mehr Unternehmen dafür öffnen Menschen aus dem Ausland einzustellen und diesen auch schon während dem Besuch von Sprachkursen Möglichkeiten bieten in Deutschland Berufserfahrung zu sammeln“, ergänzt Ulrich Käser.
Für die Jobcenter der Region war das Jahr 2023 von vielen Herausforderungen geprägt. Ein wesentlicher Schwerpunkt lag in der Betreuung und Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt. Auch 2024 wird dies ein wesentliches Schwerpunktthema für die Jobcenter sein.
Die Bundesregierung hat dazu im Oktober 2023 den Job-Turbo ins Leben gerufen. Diese Initiative zielt darauf ab, die Aufnahme einer Beschäftigung von geflüchteten Menschen zu beschleunigen. Bundesweit betrifft dies etwa 400.000 geflüchteten Menschen, die derzeit Leistungen nach dem Bürgergeld erhalten und bereits Deutschkenntnisse erworben haben.
Christian Trox, Geschäftsführer Jobcenter Kreis Heinsberg: „Die Aufnahme von aus der Ukraine Geflüchteten in die Grundsicherung haben die Jobcenter seit Mitte 2022 sehr erfolgreich bewältigt. Jetzt geht es darum, diesen Menschen bei der Arbeitssuche effektiv zu helfen, damit sie so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und – soweit möglich - weiter qualifiziert werden können. Damit verfolgen wir auch das Ziel der Integration über Arbeit. Damit dieser Personenkreis jedoch einen schnellen und nachhaltigen Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt finden kann, benötigen wir die tatkräftige Unterstützung aller Arbeitsmarktpartnerinnen und -partner. Ich appelliere daher insbesondere an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aus der Region, angesichts des Personalmangels auch Neuzugewanderten ohne fließende Deutschkenntnisse eine Chance zu geben. Die Jobcenter können dazu parallel mit Förderangeboten für weitergehenden Spracherwerb oder zusätzliche Qualifizierung unterstützen.“
Martina Forkel, Leiterin job-com Kreis Düren stimmt zu und ergänzt: „Wir als kommunales Jobcenter arbeiten nicht nur beim Job-Turbo mit, sondern auch an der Vermittlungsoffensive generell, die deutlich weiter greift und auch alle marktnäheren Kund*innen miteinschließt.“
Stefan Graaf, Geschäftsführer Jobcenter StädteRegion Aachen: „Das Jahr 2023 war u.a. durch die Umsetzung der Bürgergeldreform mit 26 einzelnen Reformbausteinen zum 01.01. bzw. 01.07.2023 gekennzeichnet. Dies ist uns gut und geräuschlos gelungen. Die Kundenstruktur im Jobcenter ist gekennzeichnet von einem hohen Anteil von Menschen ohne Berufsausbildung. Von daher war und ist die Förderung beruflicher Weiterbildung weiterhin ein wichtiger Baustein in der Arbeit mit den Leistungsberechtigten. Leider ist die Finanzsituation für 2024 zur arbeitsmarktlichen Förderung aktuell durch merkliche Reduzierungen geprägt. Wir werden jedoch mit viel Zuversicht alles unternehmen, um chancenorientiert auch die Integration geflüchteter Menschen noch weiter zu forcieren. Hierzu setze ich auf die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber in der Region.“