Die aktuelle Jahresbilanz zeichnet ein heterogenes Bild des Ausbildungsmarktes im Bezirk:
Sowohl die Zahl der Ausbildungsinteressierten als auch das Angebot an Ausbildungsplätzen sind gesunken. Trotz des Rückgangs an Ausbildungsplätzen übersteigt die Zahl der Ausbildungssuchenden erstmals seit 2021 wieder die Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote. Die Bilanz belegt die große Herausforderung für die regionale Wirtschaft, die im Zuge der Fachkräftesicherung auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen ist.
Insgesamt verzeichnete die Agentur für Arbeit Aachen-Düren im Berichtsjahr 2023/2024 6.747 ausbildungsinteressierte Jugendliche, das sind 132 weniger als im Vorjahr (-1,9%). Den größten Rückgang gab es in der Städteregion Aachen (-3,6%), während der Kreis Düren als Gegenpol einen leichten Anstieg (+2,0%) meldete. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen sank ebenfalls deutlich um 943 auf 5.986 Stellen (-13,6%), wobei vor allem das KFZ-Gewerbe der Agentur für Arbeit Aachen-Düren deutlich weniger Ausbildungsplätze als in den Vorjahren meldete. Ulrich Käser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aachen-Düren, kommentiert die Zahlen wie folgt: „Die sinkenden Ausbildungszahlen sind ein Alarmsignal, gerade in Zeiten, in denen unsere Region qualifizierte Fachkräfte dringend benötigt. Auch wenn wir mehr ausbildungsinteressierte Jugendliche als offene Stellen verzeichnen, ist die Zahl der ausbildungssuchenden Jugendlichen gesunken. Das zeigt, dass wir das Ausbildungsangebot und die mit einer Ausbildung verbundenen hervorragenden Berufsaussichten noch besser in das Bewusstsein der Jugendlichen und ihrer Eltern bringen müssen.“
Waltraud Gräfen, Referatsleiterin Berufsstart der IHK Aachen betont: „Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses ist für Unternehmen eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb helfen wir ihnen, junge Menschen zu gewinnen und auszubilden – zum Beispiel, indem wir dabei unterstützen, neue Potenziale durch Inklusion zu nutzen. Nachwuchskräfte zu fördern und zu binden, stärkt nicht nur die Unternehmen selbst, sondern die gesamte Region und schafft Zukunftsperspektiven.“
Wirtschaftlicher Druck auf Ausbildungsmarkt spürbar
Insgesamt blieben 858 Ausbildungsstellen bis zum Ende des Berichtsjahres unbesetzt (+1,7%), was auf die weiterhin bestehenden Matching-Probleme hinweist. Besonders betroffen sind Stellen im Einzelhandel und in der medizinischen Fachassistenz. Diesen gegenüber stehen zum Berichtsjahresende noch 1.011 suchende Bewerber*innen im Agenturbezirk Aachen-Düren. Demnach kommen auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen noch 118 noch suchende Bewerber*innen.
Top-Berufe und Branchenentwicklungen
Die beliebtesten Berufe bei den Bewerber*innen waren 2023/2024 Kaufmann bzw. Kauffrau im Einzelhandel, medizinische*r Fachangestellte*r und KFZ-Mechatroniker*in. Eine besondere Nachfrage nach Ausbildungsplätzen besteht in der Körperpflege wie zum Beispiel bei den Frisör*innen. Bei den Unternehmen standen Ausbildungsstellen im Einzelhandel, im kaufmännischen Bereich und im medizinischen Bereich an der Spitze der Nachfrage. Der Ausbildungsbedarf und -wunsch sind stabil geblieben, auch wenn die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe insgesamt gesunken ist.
Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der HWK Aachen: „Das Handwerk erfreut sich bei den Jugendlichen steigender Beliebtheit. Inzwischen haben wir das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Vor allem die klimarelevanten Berufe wie Dachdecker, Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik boomen. Die positiven Entwicklungen am Ausbildungsmarkt sind nicht zuletzt auf die umfangreichen Werbemaßnahmen des Handwerks mit seiner großen bundesweiten Imagekampagne und die vielfältigen Marketingmaßnahmen hier im Kammerbezirk zurückzuführen."
Der Ausbildungsmarkt in der Städteregion Aachen
In der Städteregion Aachen suchten Ende September noch 463 Jugendliche (-25 oder -5,1% gegenüber dem Vorjahr) nach einer Ausbildungsstelle von insgesamt 3.049 Bewerber*innen (-113 oder -3,6% gegenüber dem Vorjahr), die sich seit dem 01. Oktober 2023 bei der Arbeitsagentur gemeldet haben. Ihnen gegenüber standen noch 548 freie Ausbildungsstellen (+5 oder +0,9% gegenüber dem Vorjahr) von ursprünglich 3.520 (-612 oder -14,8% gegenüber dem Vorjahr). In der Städteregion Aachen blieben viele Ausbildungsstellen im medizinischen Bereich unbesetzt.
Der Ausbildungsmarkt im Kreis Düren
Im Kreis Düren waren Ende September noch 246 Jugendliche (-19 oder -7,2% gegenüber dem Vorjahr) auf der Suche nach einem freien Ausbildungsplatz von insgesamt 2.063 Bewerber*innen (+41 oder +2,0% gegenüber dem Vorjahr), die sich seit dem 01. Oktober 2023 bei der Arbeitsagentur gemeldet haben. Ihnen gegenüber standen 161 freie Ausbildungsstellen (+18 oder +12,6% gegenüber dem Vorjahr) von ursprünglich 1.223 (-92 oder -7,0% gegenüber dem Vorjahr). Im Kreis Düren blieben viele Ausbildungsstellen im Einzelhandel unbesetzt.
Der Ausbildungsmarkt im Kreis Heinsberg
Im Kreis Heinsberg suchten Ende September noch 302 Jugendliche (+12 oder +4,1% gegenüber dem Vorjahr) nach einer Ausbildungsstelle von insgesamt 1.635 Bewerber*innen
(-60 oder -3,5% gegenüber dem Vorjahr), die sich seit dem 01. Oktober 2023 bei der Arbeitsagentur gemeldet haben. Ihnen gegenüber standen 149 freie Ausbildungsstellen (-9 oder -5,7% gegenüber dem Vorjahr) von ursprünglich 1.243 (-239 oder -16,1% gegenüber dem Vorjahr). Im Kreis Heinsberg blieben viele Ausbildungsstellen im Einzelhandel unbesetzt.
„Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Ausbildungsmarkt auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zu stärken und jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Nur so sichern wir langfristig die Fachkräftebasis für unsere Region,“ resümiert Käser.
Für Fragen und Anliegen rund um die Berufswahl steht die Berufsberatung telefonisch oder per E-Mail zur Verfügung.
- Stadt und Städteregion Aachen: 02404 900-222
- Kreis Düren: 02421 124-222
- Kreis Heinsberg: 02431 8099-500
Arbeitgeber*innen können sich telefonisch unter 0800 4 5555 20 durch den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter beraten lassen.