Konzentriert blickt Lale auf den großen Monitor. Ihre Aufgabe: Nur mit der Kraft ihrer Gedanken im virtuellen Raum eine Kugel auf einer Bahn vorwärts rollen zu lassen, ohne dass sie mit Gegenständen kollidiert oder von der Bahn herunterfällt. Um ihren Kopf hat die Schülerin der neunten Klasse der Fritz-Winter-Gesamtschule ein Stirnband, in dem sich Sensoren verstecken. Sie messen die Hirnströme. Was so futuristisch klingt, funktioniert tatsächlich und ist Teil von verschiedenen Aufgaben, die Schülerinnen und Schüler im Touch Tomorrow-Truck absolvieren können. Denn das, was hier gezeigt wird, findet bereits auf vielen Gebieten Anwendung. Zum Beispiel können schon heute medizinische Prothesen mithilfe von Hirnaktivitäten gesteuert werden. Vier Tage lang steht der Truck auf dem Schulgelände und ermöglicht Einblicke in die Technik von morgen.
Dabei geht es nicht nur ums Anschauen, sondern besonders um das Erleben und das Ausprobieren, betont Maria Schäferbarthold von der Dr. Hans Riegel-Stiftung, die Schülerinnen und Schüler als Coach auf dem Truck begleitet. An verschiedenen Stationen gibt es zunächst theoretische Hintergründe und Erklärungen, bevor es dann in die Praxis geht. „So wird aus dem Truck ein erweitertes Klassenzimmer“, freut sich René Poloczek, Lehrer an der Fritz-Winter-Gesamtschule. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Truck in Ahlen Station macht. Poloczek geht es dabei darum, eine Brücke vom Unterrichtsstoff in die vielfältigen praktischen Einsatzmöglichkeiten des Gelernten zu schlagen.
Genau das erleben die Schülerinnen und Schüler, die an einem visionären Transportsystem, dem Hyperloop, versuchen, eine Schwebebahn mittels magnetischer Felder in Bewegung zu setzen. Die Erfahrungen, die die Jugendlichen machen, seien nicht nur für den Unterricht wichtig, unterstreicht Schulleiterin Claudia Wilmer: „Der Truck ist auch ein wichtiger Baustein in der Berufsorientierung unserer Schülerinnen und Schüler. Die Stationen im Truck vermitteln ein konkretes Bild, in welchen Gebieten Technik eine Rolle spielt und welche vielfältigen Berufswege im MINT-Bereich möglich sind“.
Aus diesem Grund unterstütze und fördere die Arbeitsagentur das Projekt, führt Christian König, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, aus. So begleiten Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagentur den Truck und geben den Jugendlichen Tipps zur Berufsorientierung. „MINT-Berufe bieten spannende Tätigkeiten und hervorragende Perspektiven. Durch das Erleben von Zukunftstechnologien möchten wir junge Menschen für Bildungs- und Berufswege im MINT-Bereich gewinnen“, sagt er. Denn eins sei klar: „Die Digitalisierung und der technische Fortschritt durchdringen alle Lebensbereiche“. Daher sei der Truck besonders auch für Jugendliche interessant, die sonst eher keine Nähe zu MINT-Themen hätten. „Robotik hat bereits längst in die Medizin Einzug gehalten, smarte Textilien sorgen durch Leuchten im Straßenverkehr für mehr Sicherheit oder sogenannte Datenbrillen werden schon in der Weiterbildung eingesetzt“, nennt König einige Beispiele und ergänzt: „Wir möchten für diese Themen begeistern und Jugendliche motivieren, sie bei ihrer Berufswahl zu berücksichtigen“.