Seit Beginn des letzten Jahres ist die Arbeitslosigkeit in Münster Schritt für Schritt zurückgegangen. Zuletzt waren im Dezember 7.547 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, im Januar waren es noch 9.157. Im Jahresschnitt lag die Arbeitslosenquote bei 4,9 Prozent und erreichte damit einen Tiefstand. Nur in den Jahren 2018 und 2019 lag die Arbeitslosenquote niedriger. Dass der Arbeitsmarkt so robust reagiert habe, sei unter anderem auf die Kurzarbeit zurückzuführen, erklärt Fahnemann: „Das Kurzarbeitergeld hat als Rettungsschirm dafür gesorgt, dass Unternehmen ihre Beschäftigten in der Regel halten und Entlassungen vermeiden konnten“. Im Februar erreichte die Kurzarbeit ihren Höchststand für 2021. Insgesamt 1.564 Betriebe und damit jedes fünfte Unternehmen waren in Kurzarbeit. 11.753 Beschäftigte haben Kurzarbeitergeld erhalten. „Auch wenn die Kurzarbeit für jeden Betroffenen sicherlich mit einer schwierigen Situation und finanziellen Einbußen verbunden war, hat sie gleichzeitig dazu beigetragen, den Arbeitsplatz zu erhalten“, unterstreicht Fahnemann.
Von der Erholung am Arbeitsmarkt profitierten vor allem junge Menschen. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen bei 3,1 Prozent und damit wie im Jahr 2019 auf einem Rekordtief. „Jeder junge Mensch, der hier seinen Beruf ausübt und seinen Lebensmittelpunkt in der Stadt hat, ist ein Gewinn. Denn die jungen Nachwuchskräfte bringen nach ihrer Ausbildung den aktuellen Kenntnisstand in ihrem Beruf mit und tragen zur Fachkräftesicherung bei“, verdeutlicht Fahnemann. Er freut sich über die Bereitschaft der Unternehmen, Berufsanfängern eine Perspektive zu geben: „Die Personalverantwortlichen in vielen Unternehmen haben erkannt, wie wichtig es ist, die demografische Entwicklung im Blick zu haben und nicht nur Berufserfahrene, sondern auch Berufseinsteiger einzustellen“, sagt er.
Der Agenturchef weist zugleich darauf hin, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht für alle Menschen Chancen bereitgehalten hat: „Menschen, die bereits länger arbeitslos sind, haben es schwer, eine neue Beschäftigung zu finden“, so Fahnemann. So stieg die Langzeitarbeitslosigkeit in 2021 erneut an. Im Jahresschnitt waren 3.794 Frauen und Männer, die länger als ein Jahr erwerbslos waren, bei der Arbeitsagentur und dem kommunalen Jobcenter arbeitslos gemeldet, 27 Prozent mehr als noch vor dem Beginn der Pandemie. „Viele, die bereits damals ohne Arbeitsstelle waren, haben trotz der stabilen Arbeitsmarktlage leider keine neue Stelle antreten können“, berichtet Fahnemann. Aus seiner Sicht sollten Unternehmen versuchen, auch diesen Menschen eine Chance zu geben. Dabei könnten Personalverantwortliche auf die Hilfe der Arbeitsagentur zählen: „Wir unterstützen mit Qualifizierungen, Anpassungen des Arbeitsplatzes oder auch finanzieller Förderung“, erklärt er und appelliert: „Angesichts der Fachkräfteengpässe sollten wir auf die Stärken schauen, die diese Menschen mitbringen“.
Die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lag im vergangenen Jahr auf Rekordniveau und war höher als vor der Pandemie. Insgesamt 8.838 neue Arbeitsstellen meldeten die Personalverantwortlichen in 2021, das waren 556 oder 6,7 Prozent mehr als in 2019. Insgesamt 82 Prozent der Stellen richteten sich an Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung. Demgegenüber verfügten aber 54 Prozent, also mehr als die Hälfte der Personen, die im vergangenen Jahr arbeitslos gemeldet waren, über keinen Ausbildungsabschluss. Diese Menschen zu qualifizieren, sei unerlässlich, um ihnen eine dauerhafte berufliche Perspektive zu ermöglichen und den Betrieben die erforderlichen Fachkräfte bereitzustellen, unterstreicht der Agenturleiter. „Mit intensiver Beratung und gesonderten Weiterbildungsveranstaltungen konnten wir im vergangenen Jahr viele Menschen unterstützen, ihre berufliche Zukunft mit einer Weiterbildung, Qualifizierung oder Umschulung auf eine solide Basis zu stellen“, berichtet Fahnemann. So ermöglichte und förderte die Arbeitsagentur Ahlen-Münster allein im vergangenen Jahr 960 Personen eine Weiterbildung, darunter sind mehr als 200 Menschen, die ihren Berufsabschluss nachholen.
Für das Jahr 2022 ist Fahnemann verhalten optimistisch. Es sei damit zu rechnen, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf leicht abnimmt und mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen, so seine Prognose. „Vieles hängt natürlich von den weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie ab. Gleichzeitig ist die Fachkräftesituation eine der größten Herausforderungen, für die wir gemeinsam mit den Partnern am Arbeitsmarkt Lösungen finden müssen. Die Qualifizierung von Arbeitsuchenden und Beschäftigten bleibt dabei ein zentrales Zukunftsthema“, fasst Fahnemann zusammen.