Arbeitsmarkt trotzt weltweiten Krisen

Die Beschäftigung auf Rekordhoch, die niedrigste Arbeitslosenquote seit Jahren: "Der Arbeitsmarkt im Kreis Warendorf hat im vergangenen Jahr den weltweiten Krisen getrotzt. Der Mangel an Fachkräften entwickelt sich jedoch zu einer der größten Herausforderungen der Zukunft", zieht Joachim Fahnemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, Bilanz.

24.01.2023 | Presseinfo Nr. 6

"Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, stark steigende Energie- und Rohstoffpreise, Inflation und Materialengpässe sorgten im vergangenen Jahr für Unsicherheiten und Herausforderungen bei Unternehmen und den Menschen in der Region. Dennoch entwickelte sich der Arbeitsmarkt erfreulich stabil", fasst der Agenturchef zusammen. So stieg die Zahl der Beschäftigten auf ein Rekordhoch. Knapp 99.000 Menschen gingen im zurückliegenden Jahr einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Das entspricht einem Plus von 10 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre. Gleichzeitig sank die Arbeitslosigkeit unter das Niveau von 2008, dem Jahr der weltweiten Finanz- und Bankenkrise. So waren in 2022 im Jahresdurchschnitt 7.175 Frauen und Männer im Kreisgebiet arbeitslos gemeldet und damit 3,4 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresmittel bei 4,5 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert von 2021.

 

Besonders junge Erwachsene profitierten von der Erholung am Arbeitsmarkt. „Die Jugendarbeitslosigkeit erreichte im vergangenen Jahr ein neues Rekordtief“, berichtet der Agenturleiter. So waren im Jahresdurchschnitt 675 unter 25-Jährige arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe erreichte mit 3,7 Prozent den tiefsten Stand der letzten zehn Jahre.

 

Gänzlich spurlos seien die weltwirtschaftlichen Entwicklungen allerdings nicht am Arbeitsmarkt vorübergegangen, räumt Fahnemann ein. So stieg die Arbeitslosenquote zum Ende des letzten Jahres leicht an. Dabei sei die Ursache für diese Entwicklung weniger in Entlassungen zu sehen. "Vielmehr reagierten manche Arbeitgeber angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten bei der Einstellung von neuem Personal in den vergangenen Wochen zurückhaltend. Grundsätzlich versuchen die Unternehmen aber, ihre Mitarbeiter zu halten", begründet Fahnemann. Denn, so der Arbeitsmarktexperte: "Viele Branchen und Berufe spüren bereits deutliche Personalengpässe. Der Personal- und Fachkräftemangel ist nun auch in Bereichen angekommen, die das alltägliche Leben beeinflussen". Fehlende Mitarbeiter machten sich inzwischen beispielsweise in mehr Ruhetagen in der Gastronomie oder längeren Wartezeiten bei Dienstleistern oder Handwerkern bemerkbar. "Die demografische Entwicklung führt gepaart mit der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt dazu, dass die Lücke insbesondere bei qualifizierten Fachkräften wächst", verdeutlicht Fahnemann.

 

So waren im Jahresdurchschnitt 4.288 offene Stellenangebote bei der Agentur für Arbeit gemeldet und damit knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Mehr als zwei Drittel der Stellen richten sich an Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung. Die seien am Arbeitsmarkt oft aber nicht verfügbar, betont Fahnemann. Viele Arbeitsuchende oder Arbeitslose bringen keine abgeschlossene Ausbildung mit oder verfügen nicht über die geforderten Qualifikationen. Das Thema Qualifizierung und Weiterbildung werde angesichts der sich zuspitzenden Fachkräftesituation immer wichtiger, unterstreicht Fahnemann: „Fehlen den Unternehmen die qualifizierten Kräfte, hat das nachhaltigen Einfluss auf die künftige Wirtschaftskraft der Region“. Knapp 800 Weiterbildungsmaßnahmen hat die Arbeitsagentur im Kreis Warendorf daher allein im vergangenen Jahr für Arbeitsuchende, Arbeitslose und Beschäftigte finanziert. Ein Fünftel davon waren Qualifizierungen, die zu einem Berufsabschluss führen. Hinzu kamen weitere Förderungen, um Menschen eine Brücke in eine neue Beschäftigung zu bauen. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung“, verdeutlicht Fahnemann. Er wünscht sich, dass noch sich noch mehr Menschen für eine Aus- oder Weiterbildung entscheiden. Sowohl Arbeitsuchende als auch Beschäftigte und Betriebe könnten hier Beratung und Unterstützung der Arbeitsagentur erhalten. Für das Jahr 2023 zeigt sich der Chef der Arbeitsagentur vorsichtig optimistisch: „Wir rechnen mit einem weiterhin robusten Arbeitsmarkt. Vieles hängt allerdings davon ab, wie gut es gelingt, den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu decken. Diese Herausforderung ist nur im Schulterschluss aller Partner am Arbeitsmarkt zu bewältigen".