47 Jugendliche suchten noch und 619 Ausbildungsstellen waren unbesetzt. Die Bilanz der Agentur für Arbeit Augsburg sieht insgesamt folgendermaßen aus: eine weitere Abnahme der Bewerberzahlen und eine geringe Abnahme der Ausbildungsstellen, ein Rückgang der Altbewerber (Jugendliche, die länger als ein Jahr auf Ausbildungsstellensuche sind) und eine leicht gestiegene Einmündungsquote.
„Wir haben weiterhin einen Bewerbermarkt, obwohl die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen wieder weiter abgenommen hat, allerdings sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber stärker. Seit etlichen Jahren schon haben die jungen Menschen eine große Auswahl bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auf 100 Jugendliche kommen rein rechnerisch in diesem Jahr 140 Ausbildungsstellen nach 133 im Vorjahr. Fachkräfte werden in vielen Branchen händeringend gesucht, die Verdienstmöglichkeiten sind meist gut und eine abgeschlossene Berufsausbildung ist die Eintrittskarte in eine erfolgreiche Erwerbsbiographie. Unternehmen sind gut beraten, sich frühzeitig die dringend benötigten Fachkräfte selbst auszubilden, um auf längere Sicht gesehen wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dies ist gerade jetzt, da in den kommenden Jahren die sog. Baby-Boomer-Jahrgänge aus dem Berufsleben ausscheiden noch wichtiger. Jugendliche sollten sich überlegen, was am besten zu ihnen passt. Wer z. B. gerne praktisch arbeitet, für den könnte eine Ausbildung die bessere Wahl sein. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung stehen den jungen Menschen alle Möglichkeiten offen: Weiterqualifizierung zum Techniker, Meister, diverse Fortbildungen, ein auf die Ausbildung aufbauendes Studium und sogar der Schritt in die Selbstständigkeit. Da es in diesem Jahr wieder möglich war, Messen zu besuchen und Praktika durchzuführen, konnten wir mit den Schülerinnen und Schülern besser in Kontakt treten. Sowohl der Pop-Up-Store in der Augsburger Innenstadt mit 300 Beratungen und eine Nachvermittlungsaktion mit den beiden Kammern haben dazu beigetragen, Jugendliche zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen. Gerade dadurch, dass der Markt der Möglichkeiten an Ausbildungsstellen sehr breit gefächert ist, sind die Kontakte zwischen der Berufsberatung, den Kammern und den Jugendlichen noch wichtiger und wir intensivieren diese deshalb. Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz hat, der kann immer noch einsteigen, nach wie vor gibt es unbesetzte Ausbildungsstellen“, berichtet Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg.
„Die Jugendlichen treffen wie in den Jahren zuvor auf eine große Auswahl an Ausbildungsstellen. Allerdings müssen sie sich flexibel und mobil zeigen und sich nicht nur auf einen Beruf und einen Ort fixieren, sondern sich Alternativen überlegen. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater stehen hier mit ihrem breiten Wissen zur Verfügung – sowohl in Präsenz durch die Schulbesuche und Beratungstermine – als auch online durch die Videoberatung. Wir haben gerade im Internet weitere Angebote für Jugendliche: das Erkundungstool CHECK-U, einen eigenen YouTube-Kanal und die Seite #Ausbildungklarmachen“, erzählt Elsa Koller-Knedlik.
Ausbildungsstellenmarkt im Überblick
Von Oktober 2021 bis September 2022 meldeten die Firmen 4.397 Ausbildungsstellen, 130 oder 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der gemeldeten Ausbildungsbewerber um 253 oder 7,5 Prozent auf insgesamt 3.141. Statistisch gesehen stehen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 140 Ausbildungsplätze gegenüber. Im Vorjahr standen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 133 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Zum Stichtag waren noch 619 Stellen unbesetzt. Insgesamt steht noch eine breite Palette an freien Ausbildungsstellen zur Verfügung: vom Verkäufer, über die Fluggerätemechanikerin, bis hin zur Industriekauffrau und dem Fachwirt Vertrieb Einzelhandel. Schwerpunktmäßig viele freie Stellen gibt es erneut im Verkauf, der Gastronomie und Hotellerie.
Die Zahl der Bewerber ist gesunken, die Zahl der Neubewerber (Jugendliche, die in diesem Jahr die Schule abgeschlossen haben) hingegen ist deutlich gestiegen und beträgt in diesem Jahr 64,2 Prozent (2021: 57,0 Prozent, 2020: 60,0 Prozent, 2019: 61,9 Prozent, 2018: 63,7 Prozent, 2017: 62,2 Prozent, 2016: 61,1 Prozent, 2011: 57,6 Prozent, 2007: 41,5 Prozent).
Ausbildungsstellen und Bewerber
Im gesamten Agenturbezirk ist die Zahl der Ausbildungsstellen gesunken. Hier der Blick in die einzelnen Gebietskörperschaften:
- Stadt Augsburg: 2.188, plus 67 oder plus 3,2 Prozent
- Landkreis Augsburg: 1.524, minus 107 oder minus 6,6 Prozent
- Landkreis Aichach-Friedberg: 685, minus 90 oder minus 11,6 Prozent
Bei der Zahl der Ausbildungsbewerber ist im gesamten Agenturbezirk ebenfalls ein Minus zu verbuchen. Hier der Blick in die einzelnen Gebietskörperschaften:
- Stadt Augsburg: 1.670, minus 74 oder minus 4,2 Prozent
- Landkreis Augsburg: 1.077, minus 91 oder minus 7,8 Prozent
- Landkreis Aichach-Friedberg: 394, minus 88 oder minus 18,3 Prozent
Schauen wir uns das Verhältnis zwischen Bewerber und Berufsausbildungsstellen, an ergibt sich folgendes Bild:
- Stadt Augsburg: Verhältnis 100:131
- Landkreis Augsburg: Verhältnis 100:142
- Landkreis Aichach-Friedberg: Verhältnis 100:174
Bei den meisten jungen Menschen stehen nach wie vor Berufe im Bereich Produktion und Fertigung sowie kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus hoch im Kurs. Die Zahlen im Einzelnen:
- Produktion und Fertigung:
- 889 oder 28,3 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (minus 96 oder minus 9,7 Prozent).
- Das Stellenangebot belief sich auf 1.188 Stellen (plus 12 oder plus 1,0 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 134 Ausbildungsstellen.
- kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Tourismus:
- 654 oder 20,8 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (minus 62 oder minus 8,7 Prozent).
- Das Stellenangebot belief sich auf 1.378 Stellen (plus 3 oder plus 0,2 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 211 Ausbildungsstellen.
- Unternehmensorganisation (Industriekauffrau, Bankkaufmann, Rechtsanwaltsgehilfin):
- 481 oder 15,3 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (plus 3 oder plus 0,6 Prozent).
- Das Stellenangebot belief sich auf 600 Stellen (minus 55 oder minus 8,4 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 125 Ausbildungsstellen.
Ein Blick auf besonders nachgefragte Berufe zeigt Folgendes: Bei den Verkaufsberufen gibt es eine Abnahme der Bewerber (15,1 Prozent) und eine Abnahme der Ausbildungsstellen (6,1 Prozent). Für 100 Bewerber gibt es 174 Ausbildungsstellen. Im Büro- und Sekretariatsbereich herrschte hingegen traditionell ein Bewerberüberhang. Hier beträgt das Verhältnis 100 zu 93. Auch bei den Medizinischen Fachangestellten gibt es wie im Vorjahr einen Nachfrageüberhang von 100 zu 72, wobei die Zahl der Stellen leicht gestiegen und die Nachfrage gesunken ist. Besonders groß ist der Angebotsüberhang in der Gastronomie:100 zu 888.
Von den 3.141 Bewerbern mündeten 1.607 in eine betriebliche Ausbildung ein, das entspricht einer Quote von 51,2 Prozent (2021: 49,4 Prozent, 2020: 49,3 Prozent, 2019: 55,7 Prozent, 2018: 55,5 Prozent, 2017: 55,1 Prozent, 2016: 53,7 Prozent, 2015: 54,4 Prozent, 2014: 52,4 Prozent, 2013: 56,7 Prozent, 2012: 57,1 Prozent, 2011: 55,4 Prozent, 2010: 50,1 Prozent, 2009: 46,5 Prozent).
Bei der Betrachtung der „TOP 10 Wunschberufe“ fällt wie üblich auf, dass sich die Frauen weiterhin weniger flexibel zeigen als die Männer. 58,7 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen fixieren sich auf die unten aufgeführten zehn Berufe. Während es bei den Männern deutlich weniger als die Hälfte ist (44,8 Prozent der gemeldeten Bewerber):
Frauen:
- Medizinische Fachangestellte
- Kauffrau – Büromanagement
- Verkäuferin
- Zahnmedizinische Fachangestellte
- Kauffrau im Einzelhandel
- Industriekauffrau
- Friseurin
- Rechtsanwaltsfachangestellte
- Verwaltungsfachangestellte - Kommunalverwaltung
- Automobilkauffrau
Männer:
- Kfz-Mechatroniker – PKW-Technik
- Verkäufer
- Elektroniker - Energie-/Gebäudetechnik
- Kaufmann - Büromanagement
- Kaufmann im Einzelhandel
- Fachlagerist
- Fachinformatiker - Systemintegration
- Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung
- Industriemechaniker
- Tischler
Details zu den Bewerbern
Fast die Hälfte der Bewerber (47,9 Prozent oder 1.503) haben einen Hauptschulabschluss, 37,0 Prozent oder 1.159 der Bewerber haben einen mittleren Schulabschluss; die Fachhochschulreife oder das Abitur haben 17,4 Prozent oder 546 und keinen Schulabschluss haben 16 oder 0,5 Prozent.
Arbeitsagentur fördert Jugendliche im Jahr 2022 mit 6,183 Mio. Euro
- Berufliche Orientierungsmaßnahmen: flächendeckend an allen staatlichen Mittelschulen in der Stadt und den beiden Landkreisen an fast allen Mittelschulen: 465.566 Euro
- Berufseinstiegsbegleiter: 229 Teilnehmer: 1,356 Mio. Euro
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) 204 Teilnehmer: 1,733 Mio. Euro
- Einstiegs-Qualifizierungen (EQ) 59 Teilnehmer: 151.976 Euro
- Überbetriebliche Ausbildung für benachteiligte Jugendliche (lernbeeinträchtigt, sozial benachteiligt): insgesamt 26 junge Menschen: 1,689 Mio. Euro
- Assistierte Ausbildung (AsA) flex: 388 Jugendliche: 787.263 Euro
Darüber hinaus engagieren sich auch die Berufsschulen mit ihren Berufsvorbereitungsjahren in schulischer und kooperativer Form für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben oder noch nicht die nötige Ausbildungsreife besitzen.
Ausbildungsstellen nach ihrer Kammerzugehörigkeit
Von den 4.397 gemeldeten Ausbildungsstellen sind 2.923 (66,5 Prozent) der Industrie- und Handelskammer zuzurechnen und 844 (19,1 Prozent) sind der Handwerkskammer zuzurechnen.