Der Ausbildungsstellenmarkt ist und bleibt ein Bewerbermarkt, auch wenn die Zahl der Ausbildungsstellen weiter zurückgeht und die Zahl der Bewerber weiter steigt. Zum Stichtag 30. September 2024 haben fast alle Jugendlichen eine Ausbildungsstelle gefunden. 58 von ihnen suchten noch und 566 Ausbildungsstellen waren unbesetzt. Die Bilanz der Agentur für Arbeit Augsburg sieht insgesamt folgendermaßen aus: mehr Bewerber und Bewerberinnen und eine weitere Abnahme der Ausbildungsstellen, ein Rückgang der Altbewerber (Jugendliche, die länger als ein Jahr auf Ausbildungsstellensuche sind).
„Seit etlichen Jahren schon finden die jungen Menschen eine große Auswahl bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz vor. Auf 100 Jugendliche kommen rein rechnerisch in diesem Jahr 117 Ausbildungsstellen nach 134 im Vorjahr. Weiterhin werden Fachkräfte in vielen Bereichen des Wirtschaftslebens händeringend gesucht, die Verdienstmöglichkeiten sind meist gut, werden besser und eine abgeschlossene Berufsausbildung ist weiterhin die beste Eintrittskarte in eine erfolgreiche Erwerbsbiographie. Für Unternehmen ist es unabdingbar, sich frühzeitig die dringend benötigten Fachkräfte selbst auszubilden, um auf längere Sicht gesehen wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dies ist gerade jetzt, da in den kommenden Jahren die sog. Baby-Boomer-Jahrgänge aus dem Berufsleben ausscheiden, noch wichtiger. Auch wenn es viele jungen Menschen oder Ältere gibt, die nach Deutschland zuwandern und für eine Ausbildung in Frage kommen, sollten die Firmen nicht nachlassen in ihren Bemühungen, genügend Ausbildungswillige einzustellen. Die jungen Menschen sollten sich frühzeitig überlegen, was am besten zu ihnen passt. Wer z. B. gerne praktisch arbeitet, für den könnte eine Ausbildung die bessere Wahl sein. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung stehen den jungen Menschen alle Möglichkeiten offen: Weiterqualifizierung zum Techniker, Meister, diverse Fortbildungen, ein auf die Ausbildung aufbauendes Studium und sogar der Schritt in die Selbstständigkeit.
Das Angebot an Ausbildungs- und Jobmessen, Orientierungstagen, Berufsinformationsveranstaltungen usw. ist breit gefächert und wird von den Jugendlichen sehr gut angenommen. Die Arbeitsagentur ist auf jeder einzelnen mit ihrem Angebot vertreten. Dazu gab es zusammen mit den Kammern im September eine Nachvermittlungsaktion, die sehr nachgefragt war. Gerade auch Jugendliche und Zugewanderte, deren Abschluss schon etwas länger zurücklag, waren für dieses Angebot dankbar. Wir haben in diesem Jahr zudem registriert, dass der Zuwachs an Ausbildungsuchenden zu über 90 Prozent von ausländischen Bewerbern resultiert. Es freut uns, dass sie den Wert einer Ausbildung erkennen.
Zusammen mit unserer Berufsberatung und den Kammern versuchen wir stets nah an den Jugendlichen dran zu sein, denn der Markt der Möglichkeiten an Ausbildungsstellen ist sehr breit gefächert und gemeinsam können wir den Jugendlichen helfen, das für sie richtige Anbot zu finden. Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz hat, der kann immer noch einsteigen, denn wir haben nach wie vor unbesetzte Ausbildungsstellen“, berichtet Roland Fürst, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Augsburg.
„Wer von den Jugendlichen sich gerne online informieren und orientieren möchte, der findet inzwischen auf unserer Internetseite und auf Youtube ein breit gefächertes Angebot: das Erkundungstool CHECK-U, BERUFE.TV und die Seite #Ausbildungklarmachen“, erzählt Roland Fürst. Er appelliert gleichzeitig an die Arbeitgeber, auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben: „Nicht jeder ist eine Einser-Schülerin, manchmal braucht es etwas länger, bis der Knoten platzt und der Jugendliche durchstartet. Wir können mit unseren Instrumenten, wie der Assistierten Ausbildung, dazu beitragen, dass die Ausbildungszeit zu einer Erfolgsgeschichte mit Happy End wird.“
Ausbildungsstellenmarkt im Überblick
Von Oktober 2023 bis September 2024 meldeten die Firmen 3.920 Ausbildungsstellen, 296 oder 7,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsbewerber um 197 oder 6,3 Prozent auf insgesamt 3.348. Statistisch gesehen stehen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 117 Ausbildungsplätze gegenüber. Im Vorjahr standen 100 Ausbildungsplatzbewerbern 134 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Zum Stichtag waren noch 566 Stellen unbesetzt. Insgesamt steht noch eine breite Palette an freien Ausbildungsstellen zur Verfügung: vom Kaufmann im Einzelhandel, der Kauffrau Büromanagement, dem Industriekaufmann über die Fachverkäuferin Lebensmittelhandwerk Bäckerei, die Fachkraft Lagerlogistik bis zum Zahnmedizinischen Fachangestellten. Schwerpunktmäßig viele freie Stellen gibt es erneut im Verkauf, als Arzt- und Praxishilfe sowie im Büro.
Die Zahl der Bewerber ist gestiegen, die Zahl der Neubewerber (Jugendliche, die in diesem Jahr die Schule abgeschlossen haben) ist leicht gesunken und beträgt in diesem Jahr 67,3 Prozent (2023: 67,5 Prozent, 2022: 64,2 Prozent, 2021: 57,0 Prozent, 2020: 60,0 Prozent, 2019: 61,9 Prozent, 2018: 63,7 Prozent, 2017: 62,2 Prozent, 2016: 61,1 Prozent, 2011: 57,6 Prozent, 2007: 41,5 Prozent).
Ausbildungsstellen und Bewerber
Im gesamten Agenturbezirk ist die Zahl der Ausbildungsstellen gesunken. Hier der Blick in die einzelnen Gebietskörperschaften:
- Stadt Augsburg: 2.093, minus 123 oder minus 5,6 Prozent
- Landkreis Augsburg: 1.307, minus 109 oder minus 7,7 Prozent
- Landkreis Aichach-Friedberg: 520, minus 64 oder minus 11,0 Prozent
Bei der Zahl der Ausbildungsbewerber ist im gesamten Agenturbezirk ein Plus zu verbuchen. Hier der Blick in die einzelnen Gebietskörperschaften:
- Stadt Augsburg: 1.734, plus 52 oder plus 3,1 Prozent
- Landkreis Augsburg: 1.219, plus 92 oder plus 8,2 Prozent
- Landkreis Aichach-Friedberg: 395, plus 53 oder plus 15,5 Prozent
Schauen wir uns das Verhältnis zwischen Bewerber und Berufsausbildungsstellen, an ergibt sich folgendes Bild:
- Stadt Augsburg: Verhältnis 100:121
- Landkreis Augsburg: Verhältnis 100:107
- Landkreis Aichach-Friedberg: Verhältnis 100:132
Bei den meisten jungen Menschen stehen fertigungstechnische Berufe, Handelsberufe sowie medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe hoch im Kurs. Die Zahlen im Einzelnen:
- Fertigungstechnische Berufe:
- 624 oder 18,6 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (plus 22 oder plus 3,7 Prozent).
- Das Stellenangebot belief sich auf 540 Stellen (minus 91 oder minus 14,4 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 87 Ausbildungsstellen.
- 624 oder 18,6 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (plus 22 oder plus 3,7 Prozent).
- Handelsberufe:
- 500 oder 14,9 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (minus 3 oder minus 0,6 Prozent).
- Das Stellenangebot belief sich auf 1.152 Stellen (plus 111 oder plus 10,7 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 230 Ausbildungsstellen.
- 500 oder 14,9 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (minus 3 oder minus 0,6 Prozent).
- Medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe (u.a. Arzt- und Praxishilfe, Körperpflege, keine schulischen Ausbildungsberufe):
- 462 oder 13,8 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (plus/minus 0).
- Das Stellenangebot belief sich auf 304 Stellen (minus 2 oder minus 0,7 Prozent).
- Relation: Auf 100 Bewerber kommen 66 Ausbildungsstellen.
- 462 oder 13,8 Prozent Jugendliche wollten einen Beruf in diesem Bereich lernen (plus/minus 0).
Ein Blick auf besonders nachgefragte Berufe zeigt Folgendes: Bei den Verkaufsberufen gibt es eine weitere Abnahme der Bewerber (minus 20,6 Prozent) und ein zunehmendes Angebot (plus 5,0 Prozent). Auf 100 Bewerber kommen 271 betriebliche Ausbildungsstellen. Im Büro- und Sekretariatsbereich herrscht dieses Mal ein deutlicher Bewerberüberhang. Hier beträgt das Verhältnis 100 zu 73. Auch bei den Arzt- und Praxishilfen gibt es wie in den Vorjahren einen großen Nachfrageüberhang von 100 zu 68, wobei die Zahl der Bewerber leicht gesunken und das Angebot gestiegen ist. Besonders groß ist der Angebotsüberhang in der Gastronomie: auf 20 Bewerberinnen und Bewerber treffen 89 betriebliche Ausbildungsstellen.
Von den 3.348 Bewerbern mündeten 1.651 in eine betriebliche Ausbildung ein, das entspricht einer Quote von 49,3 Prozent (2023: 51,8 Prozent, 2022: 51,2 Prozent, 2021: 49,4 Prozent, 2020: 49,3 Prozent, 2019: 55,7 Prozent, 2018: 55,5 Prozent, 2017: 55,1 Prozent, 2016: 53,7 Prozent, 2015: 54,4 Prozent, 2014: 52,4 Prozent, 2013: 56,7 Prozent, 2012: 57,1 Prozent, 2011: 55,4 Prozent, 2010: 50,1 Prozent, 2009: 46,5 Prozent).
Bei der Betrachtung der „TOP 10 Wunschberufe“ fällt wie üblich auf, dass sich die Frauen weiterhin weniger flexibel zeigen als die Männer. 55,2 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen fixieren sich auf die unten aufgeführten zehn Berufe. Während es bei den Männern deutlich weniger als die Hälfte ist (44,5 Prozent der gemeldeten Bewerber):
Frauen:
- Medizinische Fachangestellte
- Kauffrau – Büromanagement
- Zahnmedizinische Fachangestellte
- Verkäuferin
- Industriekauffrau
- Friseurin
- Automobilkauffrau
- Kauffrau im Einzelhandel
- Hotelfachfrau
- Bankkauffrau
Männer:
- Kfz-Mechatroniker – PKW-Technik
- Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung
- Fachinformatiker - Systemintegration
- Kaufmann - Büromanagement
- Industriemechaniker
- Anlagenmechaniker - Sanitär, Heizung, Klimatechnik
- Verkäufer
- Automobilkaufmann
- Elektroniker - Energie-/Gebäudetechnik
- Kaufmann im Einzelhandel
Details zu den Bewerbern
Fast die Hälfte der Bewerber (45,8 Prozent oder 1.535) haben einen Hauptschulabschluss, 38,2 Prozent oder 1.278 der Bewerber haben einen mittleren Schulabschluss; die Fachhochschulreife oder das Abitur haben 14,7 Prozent oder 493 und keinen Schulabschluss haben 34 oder 1,0 Prozent.
Arbeitsagentur fördert Jugendliche im Jahr 2024 mit 5,122 Mio. Euro
- Berufliche Orientierungsmaßnahmen: flächendeckend an allen staatlichen Mittelschulen in der Stadt und den beiden Landkreisen an fast allen Mittelschulen: 441.273 Euro
- Berufseinstiegsbegleiter: 239 Teilnehmer: 1,562 Mio. Euro
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) 144 Teilnehmer: 1,542 Mio. Euro
- Einstiegs-Qualifizierungen (EQ) 45 Teilnehmer: 124.565 Euro
- Überbetriebliche Ausbildung für benachteiligte Jugendliche (lernbeeinträchtigt, sozial benachteiligt): insgesamt 14 junge Menschen: 591.130 Euro
- Assistierte Ausbildung (AsA) flex: 244 Jugendliche: 859.816 Euro
- Mobilitätszuschuss: 2 Jugendliche: 962 Euro
Darüber hinaus engagieren sich auch die Berufsschulen mit ihren Berufsvorbereitungsjahren in schulischer und kooperativer Form für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben oder noch nicht die nötige Ausbildungsreife besitzen.
Ausbildungsstellen nach ihrer Kammerzugehörigkeit
Von den 3.920 gemeldeten Ausbildungsstellen sind 2.644 (67,4 Prozent) der Industrie- und Handelskammer zuzurechnen und 682 (17,4 Prozent) sind der Handwerkskammer zuzurechnen.
Zahlen finden Sie in unserem Statistik-Angebot im Internet unter:
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/augsburg/statistik oder http://statistik.arbeitsagentur.de