Immer noch arbeiten zu viele Frauen nur geringfügig oder in Teilzeit. Das ist nicht nur vor dem Hintergrund der Arbeits- und Fachkräftesicherung ein Problem, sondern auch im Hinblick auf die Existenzsicherung und die Altersvorsorge von Frauen.
Die aktuellen Zahlen zum jährlichen Weltfrauentag am 8. März zeigen: In der Region Augsburg sind derzeit 131.364 Frauen und 144.171 Männer beschäftigt. Während nur knapp 47 Prozent der Frauen in Vollzeit arbeiten, tun dies 87 Prozent der beschäftigten Männer. Demgegenüber arbeiten 53 Prozent der Frauen, aber nur 13 Prozent der Männer in Teilzeit. Deutlich ist auch der Unterschied der Menschen, die ausschließlich geringfügig beschäftigt sind – hier stehen knapp 15 Prozent Frauen rund neun Prozent Männern gegenüber.
Frauen stehen deutlich häufiger als Männer vor der Herausforderung, neben der Arbeitssuche allein für die Erziehung eines oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein. Unter den Arbeitslosen waren zuletzt 13 Prozent weibliche Alleinerziehende, aber weniger als ein Prozent männliche.
„Wir stehen vor der Tatsache des demografisch bedingten Rückgangs an Arbeitskräften. Ein großes Potenzial liegt in der Erhöhung des Arbeitszeitvolumens von Frauen. Wir unterstützen Frauen durch Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote, eine existenzsichernde Beschäftigung zu finden, ihre Erwerbsbeteiligung auszuweiten und damit auch ihre Altersvorsorge auszubauen. Auch stehen wir beim Wiedereinstieg nach einer Familienphase beratend zur Seite. Unsere Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bietet einen bunten Strauß unterschiedlicher Veranstaltungen dazu an“, so Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg.
Auch wenn Frauen in Bayern inzwischen im Durchschnitt höhere Bildungsabschlüsse erreichen als Männer, gibt es weiterhin eine Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Frauen sind weiterhin eher vertreten in Berufen mit geringerer Bezahlung, in personenbezogenen und kaufmännischen Dienstleistungsberufen, während Männer eher in Produktionsberufen und MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu finden sind. Somit lassen sich Lohnunterschiede nicht nur durch die höhere Teilzeitquote, sondern auch durch geringere Gehälter in den Berufen, in denen besonders viele Frauen arbeiten, erklären. Zwar haben Männer durch die verstärkte Tätigkeit im derzeit von der Konjunktur geschwächten Verarbeitenden Gewerbe ein höheres Risiko, ihre Beschäftigung zu verlieren und arbeitslos zu werden. Sie haben aber auch bessere Chancen, ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Beschäftigung wieder zu überwinden.
Trotz der besseren Bildungsabschlüsse arbeiten Frauen eher auf Helfer- oder Fachkraftebene, weniger auf Spezialisten- oder Expertenebene. Auch das zeigt sich im Verdienst. Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten zuletzt in der Stadt Augsburg durchschnittlich 3.603€, während Männer im Durchschnitt 4.454€ verdienten (Landkreis Augsburg: Frauen 3.137€, Männer 3.572€, Landkreis Aichach-Friedberg Frauen 3.115€, Männer 3.629€). Der Anteil der Frauen, die über 6.000€ verdienten, lag in der Stadt Augsburg bei knapp neun Prozent, der Anteil der Männer lag mit 25 Prozent fast doppelt so hoch (Landkreis Augsburg Frauen fünf Prozent, Männer elf Prozent, Landkreis Aichach-Friedberg Frauen vier Prozent, Männer zehn Prozent). Demgegenüber ist der Anteil der Frauen in der Stadt Augsburg, die unter 2.000€ verdienten, mit sieben Prozent doppelt so hoch wie der Anteil der Männer mit drei Prozent (Landkreis Augsburg Frauen zehn Prozent, Männer 2,6 Prozent, Landkreis Aichach-Friedberg Frauen zehn Prozent, Männer 2,5 Prozent).
„Wenn es uns gelingt, die Frauen, die derzeit nicht oder nur mit reduzierter Arbeitszeit auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, zu aktivieren, können wir einen großen Beitrag zum Fachkräftemangel leisten. Unter ihnen sind oftmals gut ausgebildete Personen, die von den Arbeitgebern nachgefragt werden“, so Koller-Knedlik.