„Allerdings ist wegen des Bewerbermangels davon auszugehen, dass viele Betriebe ihre Ausbildungsstellen storniert oder die Besetzung aufs nächste Jahr verschoben haben. Seit nunmehr zehn Jahren geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt in der Region weiter auseinander. Diese Entwicklung ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe in der Region, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften und der älter werdenden Belegschaften auf eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind“, erklärte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, der bei der Konferenz „Ausbildung und Qualifizierung“ in Bad Hersfeld eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/22 zog. Die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) treffen sich zweimal im Jahr, um aktuelle Entwicklungen zu analysieren und Strategien zur erörtern, wie mehr junge Menschen für eine Ausbildung motiviert und neue Zielgruppen erschlossen werden können.
Während in Hessen auf 100 Bewerber*innen 102 Ausbildungsstellen kamen, waren es in Hersfeld-Rotenburg 170. Die Chancen, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine erfolgreiche berufliche Karriere zu starten, sind vielfältig. Sogar jetzt, nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres, gibt es in den meisten Berufen noch Möglichkeiten. Unter anderem werden noch Auszubildende in Hotellerie und Gastronomie, im Baubereich sowie im Lebensmittel-handwerk (Bäckerei, Fleischerei) gesucht, ebenso Dual Studierende in unterschiedlichen Bereichen.
Für den Ausbildungsbeginn in 2023 liegen der Arbeitsagentur heute schon mehr als 600 Ausbildungsstellen zur Besetzung vor.
Einigkeit der Netzwerkpartner bestand vor allem in einem Punkt: Für die Berufsorientierung der jungen Menschen war die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen sehr wichtig. Von kleinen Lehrstellenbörsen übers Betriebspraktikum bis zur großen Ausbildungsmesse am Obersberg. „Die jungen Menschen sind zwar viel im Internet unterwegs, aber um sich beruflich zu orientieren, suchen sie lieber das Gespräch mit Auszubildenden und Personalverantwortlichen oder probieren sich im Rahmen eines Praktikums mit Blick auf die Anforderungen gern selbst aus“, betonte Agenturchef Dombrowski.
Um das der nächsten Generation künftiger Schulabgängerinnen und -abgänger zu ermöglichen, soll in 2023 wieder eine Ausbildungsmesse in der Modellschule Obersberg stattfinden. Doch nicht nur diese Zielgruppe soll im Fokus der Netzwerkpartner bleiben, sondern auch Erwachsene über 25 Jahre, die über keine abgeschlossene Ausbildung verfügen und durch eine Umschulung zur gesuchten Fachkraft werden können.
Die Statements der Netzwerkpartner*innen finden Sie hier.