Selten hatte man sich bei der Stadtverwaltung in der Personalauswahl so schnell entschieden: Beim Vorstellungsgespräch von Sylvia Wojtyla war Anke Hofmann – heute Bürgermeisterin und damals Leiterin des Fachbereichs Finanz- und Immobilienmanagement – sofort von den fachlichen Kenntnissen wie auch von der Ausstrahlung der 37-Jährigen begeistert. Nun arbeitet diese seit einem halben Jahr bei der Stadtkasse, und ihre oberste Chefin lobt: „Frau Wojtyla tut unserem Haus gut!“
Sylvia Wojtyla ist einer von vielen Menschen mit Behinderung, denen die Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda hilft, beruflich Fuß zu fassen. Um einen gewissen Mehraufwand in der Einarbeitungszeit der jungen Frau auszugleichen, unterstützt die Arbeitsagentur den Arbeitgeber mit einem „Eingliederungszuschuss“. „Oftmals braucht es nicht viel, um schwerbehinderten Menschen Zugang zur Arbeitswelt zu verschaffen. Unter Umständen reicht eine Einhandtastatur oder ein spezieller Bildschirm, um eine körperliche Beeinträch-tigung auszugleichen“, erklärt Joachim Pankow, der bei der Arbeitsagentur seit vielen Jahren Arbeitgeber und schwerbehinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer zusammenbringt und hinsichtlich geeigneter Hilfestellungen berät. Das ist wichtig, denn auch Frau Wojtyla hat die Erfahrung gemacht: Seitens einiger Betriebe bestehen immer noch Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung. Bevor sie die Anstellung bei der Stadtverwaltung bekam, hatte sie sehr viele Bewerbungen verschickt.
Doch nun hat sie eine passende Stelle gefunden und fühlt sich im Kreise der Kolleginnen und Kollegen sehr wohl. Dass die Hersfelderin seit ihrer Geburt hörbeeinträchtigt ist, hat keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitsleistung. Vielmehr ist sie eine Bereicherung für das Team. Weil die gelernte Buchhalterin gesprochene Worte von den Lippen abliest, wird bei Teambesprechungen sehr diszipliniert kommuniziert. Durch ihre ruhige Art wirkt sie ausgleichend auf ihre Kolleginnen und Kollegen, Achtsamkeit ist angesagt. Einige im Team eignen sich sogar die Gebärdensprache an.
Sich aufgrund ihres Handicaps einzuschränken, das kommt für die willensstarke Persönlichkeit nicht in Frage – weder im Beruf noch im Privaten. Wenn sie ihren Arbeitsplatz mittags verlässt, kümmert sie sich um ihre zehnjährige Tochter und ihre pflegebedürftigen Großeltern. Zum Entspannen gibt es lange Spaziergänge mit Hunde-dame Luna und hin und wieder ein Konzert ihrer Lieblingssängerin „Pink“.
„Frau Wojtyla tut unserem Haus gut!“
Ganz "normaler" Arbeitsalltag: Sylvia Wojtyla punktet mit ihren fachlichen Kenntnissen wie auch mit ihrer Ausstrahlung bei der Hersfelder Stadtverwaltung. Bürgermeisterin Anke Hofmann ist von der hörbeeinträchtigten 37-Jährigen begeistert.
28.02.2023 | Presseinfo Nr. 14