„Die Situation am Ausbildungsmarkt war im Berichtsjahr äußerst schwierig. Entgegen des Trends der letzten Jahre haben sich im Berichtsjahr 2022/2023 erstmals wieder mehr Jugendliche für eine Ausbildung interessiert. Der Trend zum weiteren Schulbesuch oder zum Besuch einer Hochschule wurde zwar nicht gebrochen, jedoch ist es gelungen die Vorteile einer Ausbildung und die damit verbundenen Zukunftsperspektiven wieder einem größeren Kreis der Jugendlichen zu verdeutlichen“, berichtet Matthias Oppel, Leiter der Agentur für Arbeit Bad Homburg.
„Demgegenüber steht eine verminderte Zahl an gemeldeten Ausbildungsstellen. Die Unternehmen reagieren zum einen aufgrund der wirtschaftlichen Lage verhalten. Zum anderen wird es immer schwieriger Bewerber*innen und Arbeitgeber*innen zusammenzubringen. Berufswünsche und Anforderungen der Ausbildungsstellen passen in vielen Fällen nicht zusammen“, weiß Matthias Oppel. „Die Berufsberatung investiert viel Zeit bei der Beratung der Jugendlichen und weist auf Alternativen zur ersten Berufswahl hin, dies führt aber nicht zwangsläufig dazu, dass Bewerber*innen für die Alternativen offen sind. Auch bei der Beratung der Unternehmen müssen wir verstärkt den Fokus auf individuelle Lösungen legen, die z.B. auch durch entsprechende Förderleistungen erreicht werden können. Viele Ausbildungsstellen werden uns unter Umständen auch nicht gemeldet, da die Lage am Ausbildungsmarkt oftmals dazu führt, dass auch die Agenturen für Arbeit nicht bei der Besetzung helfen können. Unternehmen gehen hier verstärkt auch andere Wege, um die Jugendlichen anzusprechen.“
„Auch wenn das Ausbildungsjahr nun abgeschlossen ist, arbeitet unsere Berufsberatung und Ausbildungsstellenvermittlung im Rahmen der Nachvermittlung für das alte und nahtlos auch für das neue Ausbildungsjahr daran, Jugendlichen eine berufliche Orientierung zu geben und ausbildenden Unternehmen interessierte Jugendliche zu vermitteln. In den nächsten Jahren müssen wir verstärkt daran arbeiten, Jugendliche und Arbeitgeber*innen zusammenzubringen. Viele Ausbildungsstellen, die in diesem Jahr hätten besetzt werden können, blieben mangels Bewerber*innen unbesetzt. Diese Entwicklung müssen wir genau im Auge behalten und immer wieder auf Vorteile einer Ausbildung aufmerksam machen. Hierbei gilt es auch den Fokus auf die Berufe zu lenken, in denen heute schon ein großer Fachkräftebedarf besteht. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass zukünftig Schulabsolventen in Berufen arbeiten werden, die wir heute in der Form noch nicht kennen. Der Arbeitsmarkt – und damit auch der Ausbildungsmarkt – befindet sich aufgrund der Digitalisierung in einem stetigen Wandel. Hier ist eine handwerkliche oder technische Ausbildung eine gute Basis für alle künftigen Stationen des Berufslebens.“
„Das duale System in Deutschland ist eine gute Möglichkeit für den Berufsstart. Eine duale Ausbildung oder ein duales Studium bietet eine gute Grundlage für die spätere Übernahme in ein Unternehmen, aber auch für ein mögliches späteres Studium. Wir bieten die Unterstützung, die Schüler*innen ebenso wie Arbeitgeber*innen benötigen. Sprechen Sie uns gerne an!“, bittet Matthias Oppel.
Die Bilanz im Einzelnen
Entwicklung im Agenturbezirk Bad Homburg
Die Unternehmen im Agenturbezirk meldeten im Berichtsjahr 2022/2023 insgesamt 3.065 Berufsausbildungsstellen. Das waren 314 Stellen (Minus 9,3 Prozent) weniger als im Berichtsjahr 2021/2022. Davon waren 725 Berufsausbildungsstellen am Ende des Berichtsjahres noch unbesetzt. Das sind 427 Stellen mehr als im Vorjahr. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 132 Bewerber*innen.
Seit Beginn des Ausbildungsjahres suchten 3.988 Bewerber*innen eine Berufsausbildungsstelle über die Berufsberatung im Agenturbezirk. Das waren 265 Suchende (Plus 7,1 Prozent) um eine Ausbildungsstelle mehr als noch vor einem Jahr. 189 Jugendliche waren zum Stichtag am 30. September 2023 noch unversorgt. Das waren 34 Jugendliche mehr als im Vorjahr. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 26 unversorgte Bewerber*innen.
Die Entwicklung in den Landkreisen
Hochtaunuskreis
Im Hochtaunuskreis meldeten die Unternehmen und Betriebe bei der Agentur für Arbeit im vergangenen Berichtsjahr 973 Ausbildungsstellen. Das waren 125 Stellen (Minus 11,4 Prozent) weniger als im Berichtsjahr 2021/2022. 212 Berufsausbildungsstellen waren unbesetzt, das sind 143 Stellen mehr als im Vorjahr. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 120 Bewerber*innen.
Seit Beginn des Ausbildungsjahres suchten 1.147 Bewerber*innen eine Berufsausbildungsstelle über die Berufsberatung. Das waren 181 Jugendliche mehr (Plus 18,7 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr. 43 Jugendliche waren zum Stichtag des 30. September 2023 noch unversorgt, 8 mehr als vor einem Jahr. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 20 unversorgte Bewerber*innen.
Main-Taunus-Kreis
Im Main-Taunus-Kreis meldeten die Unternehmen und Betriebe im Berichtsjahr 668 Ausbildungsstellen bei der Agentur für Arbeit Bad Homburg. Das waren 143 Stellen (Minus 17,6 Prozent) weniger als im vergangenen Berichtsjahr. Davon waren 175 Berufsausbildungsstellen unbesetzt, das sind 132 Stellen mehr als im Vorjahr. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 147 Bewerber*innen.
Im Berichtsjahr 2022/2023 suchten 982 Bewerber*innen eine Berufsausbildungsstelle über die Berufsberatung. Das waren 23 Jugendliche (Plus 2,4 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr. 75 Jugendliche waren zum Stichtag des 30. September 2023 noch unversorgt. Vor einem Jahr waren es noch 40 weniger. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 43 unversorgte Bewerber*innen.
Landkreis Groß-Gerau
Die Unternehmen und Betriebe im Kreis Groß-Gerau meldeten im Berichtsjahr 1.424 betriebliche Ausbildungsstellen bei der Agentur für Arbeit. Das sind 46 oder 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon waren 338 Berufsausbildungsstellen zum Stichtag noch unbesetzt, 152 mehr als vor einem Jahr. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 132 Bewerber*innen.
Seit Beginn des Ausbildungsjahres suchten 1.859 Bewerber*innen eine Berufsausbildungsstelle über die Berufsberatung. Das waren 61 Bewerber*innen (Plus 3,4 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr. 71 Jugendliche waren zum Stichtag am 30. September 2023 noch unversorgt. Das sind 14 Bewerber*innen weniger als im vorherigen Berichtsjahr. Auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen kommen 21 unversorgte Bewerber*innen.