Die Arbeitslosigkeit ist im Juli erneut deutlich gestiegen, die Arbeitslosenquote beträgt 5,3 Prozent.
Im Juli wirken sich alljährlich Schul- und Ausbildungsende aus und die Arbeitslosigkeit steigt an. Die Wirtschaft stellt Stellenmeldungen nicht selten bis nach der Urlaubs- und Ferienzeit zurück. So ist es auch in diesem Sommer.
Verstärkt wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Juni durch die Übernahme der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in die Betreuung der Jobcenter. „Diese wurde bisher gut bewältigt und die Leistungsgewährung sichergestellt. Nun geht es zunehmend um die individuelle Beratung im Hinblick auf Beschäftigung. Dabei spielen Qualifikation, Sprachkenntnisse, Wohnort und Mobilität sowie Betreuungssituation von Kindern eine Rolle“, informiert Gundula Sutter, Leiterin der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach.
Die ungebrochene Steigerung der Beschäftigung signalisiert den weiteren Arbeitskräftebedarf der Unternehmen, insbesondere das Interesse an Auszubildenden ist immens. In vielen Branchen bestehen bereits Engpässe. „Die Aussichten für Jugendliche, aber auch geflüchtete Menschen und Fachkräfte insgesamt sind folglich weiterhin sehr gut“, betont Sutter. Aber: Besondere Risiken birgt ein möglicher Gaslieferstopp. Dessen Auswirkungen hätten zweifellos gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt.
Arbeitsmarkt, Gesamtzahl und Quote:
Die Arbeitslosigkeit stieg im Juli weiter an, auch deutlicher als im Juni. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach waren insgesamt 9 790 Menschen arbeitslos, 952 oder 10,8 Prozent mehr als im Juni und eine Person mehr als im Juli des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,8 Prozent im Juni auf 5,3 Prozent im Juli. Im Juli des Vorjahres hatte sie 5,2 Prozent betragen.
Besonders deutlich zeigte sich der aktuelle Anstieg im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Seit Juni werden Menschen aus der Ukraine in den Jobcentern betreut. Dies wirkt sich durch eine Zunahme ausländischer Arbeitsloser aus. Derzeit werden knapp 700 Bedarfsgemeinschaften mit rund 950 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in allen drei Jobcentern an der Nahe und im Hunsrück betreut.
Ein weiterer Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit: Durch Schuljahres- und Ausbildungsende meldeten sich insbesondere Jüngere im Juli arbeitslos. Dies ist jahreszeitlich üblich, die Zahl der Anmeldungen aus Ausbildung liegt jedoch etwas höher als im Vorjahr (+ 6,4 Prozent). Während sich nach betrieblicher Berufsausbildung erfreulicherweise weniger anmeldeten als 2021, waren es etwas mehr nach Schule und schulischer Ausbildung, wozu auch ein Studium zählt.
Bewegungen (An- und Abmeldungen):
Im Juli haben sich deutlich mehr Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet als im Juni (+ 38,8 Prozent). Die Neumeldungen erfolgten nach Erwerbstätigkeit (+ 17,6 Prozent), mehr noch nach Ausbildung (+ 63,6 Prozent), aber auch nach Nichterwerbstätigkeit. Hierzu gehören insbesondere die Neumeldungen der Menschen aus der Ukraine in der Grundsicherung. Diese Steigerung wird auch im Vorjahresvergleich deutlich: 85,8 Prozent mehr Zugänge aus Nichterwerbstätigkeit im Juli 2022 gegenüber Juli 2021. Im Juli konnten sich mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, insbesondere in Erwerbstätigkeit, aber auch in Ausbildung. Allerdings sind dies weniger als im Juli des letzten Jahres.
Stellen:
Die Zahl der neu zu besetzenden Arbeitsstellen ging erneut zurück: Gegenüber Vormonat um 17,1 Prozent, gegenüber dem Juli des Vorjahres um rund 20 Prozent. 596 neue Stellen wurden im Juni angeboten. Das ein oder andere Unternehmen beobachtet zurzeit die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen. Diese abwartende Haltung, aber auch Urlaubs- und Ferienzeit hemmen die Einstellungsbereitschaft zurzeit etwas. Mehr Arbeitskräfte wurden nur im Baugewerbe und im öffentlichen Dienst gesucht.
Der Bestand an Stellen ist unverändert und liegt um rund 30 Prozent über dem Vorjahreswert.
Beschäftigung
121 895 Menschen waren zum 31.12.2021 (aktuellster Datenstand) im Agenturbezirk Bad Kreuznach sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 1,8 Prozent mehr als zum 31.12.2020 (Vorjahresquartal) und 0,5 Prozent weniger als zum 30.09.2021 (Vorquartal). Die Beschäftigung stieg im Vorjahresvergleich in allen Regionen in Rheinland-Pfalz an, stärker als im Agenturbezirk Bad Kreuznach jedoch nur in Mainz und Neuwied.
Regionaler Arbeitsmarkt:
Innerhalb des Agenturbezirks stieg die Arbeitslosigkeit überall an, stärker als im Landkreis Birkenfeld in den Landkreisen Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück.
Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellen:
- Agenturbezirk Bad Kreuznach insgesamt: 9 760 Arbeitslose (+ 952)
- stieg von 4,8 auf 5,3 Prozent (Vorjahr 5,2 Prozent)
- Bad Kreuznach: 3 750 Arbeitslose (+ 403)
- stieg von 5,4 Prozent auf 6,0 Prozent (Vorjahr 6,0 Prozent)
- Birkenfeld: 780 Arbeitslose (+ 33)
- stieg von 4,8 Prozent auf 5,0 Prozent (Vorjahr 5,1 Prozent)
- Idar-Oberstein: 1 560 Arbeitslose (+ 58)
- stieg von 5,6 Prozent auf 5,8 Prozent (Vorjahr 6,3 Prozent)
- Kirn: 1 416 Arbeitslose (+ 147)
- stieg von 5,7 Prozent auf 6,3 Prozent (Vorjahr 6,1 Prozent)
- Simmern: 1 441 Arbeitslose (+ 224)
- stieg von 3,3 Prozent auf 4,0 Prozent (Vorjahr 3,6 Prozent)
- Boppard: 765 Arbeitslose (+ 87)
- stieg von 3,5 auf 3,9 Prozent (Vorjahr 3,8 Prozent)
Überblick über die Arbeitsmärkte auf Kreisebene:
Landkreis Bad Kreuznach:
Arbeitsmarkt: Gesamtzahl und Quote:
Im Juli waren im Landkreis Bad Kreuznach insgesamt 5 166 Menschen arbeitslos, 550 oder 11,9 Prozent mehr als im Juni und 35 oder 0,7 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,4 Prozent im Juni auf 6,1 Prozent im Juli. 6,0 Prozent betrug sie vor einem Jahr.
Bewegungen:
Im Juli haben sich deutlich mehr Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet als im Juni (+ 55,7 Prozent). Die Neumeldungen erfolgten nach Erwerbstätigkeit (+ 23,8 Prozent), mehr noch nach Ausbildung (+ 56,9 Prozent), aber auch nach Nichterwerbstätigkeit. Hierzu gehören insbesondere die Neumeldungen der Menschen aus der Ukraine in der Grundsicherung. Diese Steigerung der Zugänge insgesamt wird auch im Vorjahresvergleich deutlich (+ 59,7 Prozent). Im Juli konnten sich mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, insbesondere in Ausbildung, aber auch in Erwerbstätigkeit. Die Abmeldungen in Ausbildung liegen auf dem Niveau des Vorjahres.
Stellen:
Die Zahl der neu zu besetzenden Arbeitsstellen ging zurück: Gegenüber Vormonat um 4,9 Prozent, gegenüber dem Juli des Vorjahres um rund ein Viertel. 255 neue Stellen wurden im Juli angeboten. Mehr Arbeitskräfte wurden nur im Bau- und im Gastgewerbe gesucht. Der Bestand an Stellen ist minimal gesunken (- 0,3 Prozent) und liegt um 24,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Landkreis Birkenfeld:
Arbeitsmarkt: Gesamtzahl und Quote:
Im Juli waren im Landkreis Birkenfeld insgesamt 2 340 Menschen arbeitslos, 91 oder 4,0 Prozent mehr als im Juni und 177 oder 7,0 Prozent weniger als im Juli des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,3 Prozent auf 5,5 Prozent. 5,8 Prozent betrug sie noch vor einem Jahr.
Bewegungen:
Im Juli haben sich mehr Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet als im Juni (+ 7,0 Prozent). Die Neumeldungen erfolgten nach Erwerbstätigkeit (+ 10,1 Prozent), mehr noch nach Ausbildung (+ 97,5 Prozent), aber auch nach Nichterwerbstätigkeit. Hierzu gehören insbesondere die Neumeldungen der Menschen aus der Ukraine in der Grundsicherung. Im Juli konnten sich insgesamt etwas weniger Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, mehr jedoch in Erwerbstätigkeit. Insgesamt sind es weniger als im Juli des letzten Jahres.
Stellen:
Die Zahl der neu zu besetzenden Arbeitsstellen ging zurück: Gegenüber Vormonat um rund 20 Prozent, gegenüber dem Juli des Vorjahres um 34,5 Prozent. 127 neue Stellen wurden im Juli angeboten. In allen Bereichen wurden weniger Arbeitskräfte gesucht
Der Bestand an Stellen ist gesunken (- 3,0 Prozent) und liegt um 44,6 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Rhein-Hunsrück-Kreis:
Arbeitsmarkt: Gesamtzahl und Quote:
Im Juli waren im Landkreis Rhein-Hunsrück insgesamt 2 284 Menschen arbeitslos, 311 oder 15,8 Prozent mehr als im Juni und 143 oder 6,7 Prozent weniger als im Juli des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,4 Prozent auf 3,9 Prozent. 3,7 Prozent betrug sie vor einem Jahr.
Bewegungen:
Im Juli haben sich deutlich mehr Menschen neu oder erneut arbeitslos gemeldet als im Juni (+ 37,9 Prozent). Die Neumeldungen erfolgten nach Erwerbstätigkeit (+ 13,3 Prozent), mehr noch nach Ausbildung (+ 52,4 Prozent), aber auch nach Nichterwerbstätigkeit. Hierzu gehören insbesondere die Neumeldungen der Menschen aus der Ukraine in der Grundsicherung. Diese Steigerung der Zugänge insgesamt wird auch im Vorjahresvergleich deutlich (+ 70,1 Prozent). Im Juli konnten sich mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, insbesondere in Erwerbstätigkeit, aber auch in Ausbildung. Allerdings sind dies weniger als im Juli des letzten Jahres.
Stellen:
Die Zahl der neu zu besetzenden Arbeitsstellen ging zurück: Gegenüber Vormonat um 26,7 Prozent, gegenüber dem Juli des Vorjahres ist sie etwa gleich. 214 neue Stellen wurden im Juli angeboten. Mehr Arbeitskräfte wurden nur im Baugewerbe und im Gesundheitswesen gesucht. Der Bestand an Stellen ist gestiegen (+ 1,4 Prozent) und liegt um 27,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Aussagen zum Ausbildungsmarkt im Ausbildungsjahr 2021/2022:
In dem seit Oktober laufenden Ausbildungsjahr 2021/2022 sind bis Juli 12 Prozent weniger Jugendliche (1 405) als im vorhergehenden Ausbildungsjahr auf die Berufsberatung zugekommen. Die Zahl der Ausbildungsstellen (2 037) stieg hingegen um 1,9 Prozent an.
Das deutliche Ungleichgewicht zwischen Stellen und Bewerbern kennzeichnet den Ausbildungsmarkt: Die Unternehmen suchen dringend Nachwuchs, die Jugendlichen hatten wenig Gelegenheit zu Orientierung und Praktika. Zurzeit sind noch immer mehr als 1 000 Ausbildungsstellen frei. Interesse an Ausbildung haben noch rund 460 junge Leute.
Zu Ferienbeginn empfiehlt die Berufsberatung Praktika. Wer Hilfe bei der beruflichen Orientierung oder der Suche nach einer Ausbildungsstelle - gerne auch schon für 2023 - braucht, ist bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach jederzeit gut aufgehoben:Terminvereinbarung unter 0800 / 4 5555 00.