Arbeitsplätze erleben, um sie zu erklären

Arbeitsagentur frischt Berufskunde nach Pandemiepause auf Zu Gast bei der Allit Group

10.10.2022 | Presseinfo Nr. 37

Gefühl für DEN Job
Kaum ein Unternehmen, das zurzeit nicht dringend Fachkräfte sucht. Ein klassischer Weg zur Rekrutierung: Stellenangebote in Deutschlands größtem Stellenportal, der JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit, veröffentlichen. Jochen Kallinowsky, der die Bad Kreuznacher Allit Group (Allit AG Kunststofftechnik, Dr. Heinrich Schneider Messtechnik GmbH, Carl Ackva GmbH und Allit Technologie GmbH) gemeinsam mit seinem Bruder führt, nutzt diesen Weg. Er ist aber auch offen für Neues. Den Vorschlag seines Ansprechpartners bei der Arbeitsagentur, Mirko Kohl, die Stellenprofile nicht nur zu beschreiben, sondern für die Vermittelnden erlebbar zu machen, nahm er deshalb gerne auf. Er ermöglichte rund 20 Arbeitsvermittler*innen und Berufsberater*innen der Arbeitsagentur und des Jobcenters Bad Kreuznach die Besichtigung der unterschiedlichen Arbeitsplätze und vor allem den Austausch mit den Mitarbeiter*innen. Dabei unterstrich er: „Den Geruch des Jobs gilt es aufzunehmen. Das ist im besten Sinne wörtlich gemeint“. Diese berufskundlichen Erfahrungen kamen in den Pandemiejahren zu kurz, sind aber gerade in Zeiten der Transformation am Arbeitsmarkt immens wichtig für die Berater*innen.

Dringend gebraucht
Insgesamt zehn Ausbildungsberufe bietet die Unternehmensgruppe unter dem Label „Rotlay-Azubi“ www.rotlay-azubi.de an. Die Frage, für welche am dringendsten Nachwuchs gebraucht wird, beantwortet Kallinowsky prompt und nennt Werkzeugmechaniker*in und Industriemechaniker*in. Die Tätigkeitsprofile sind den Berufsexperten vertraut. Aber welche Werkzeuge werden hier hergestellt, auf welche Kenntnisse kommt es genau an, welche Rahmenbedingungen bringt dieser spezielle Arbeitsplatz mit sich?

Kunden und Produkte bestimmen die Aufgabe
Heiko Dehne stellt an der CNC-Maschine hochpräzise Werkzeugeinsätze für die Produktion her. In dem Fall zur Herstellung von Sicherheitsringen, die fast jeder im Alltag nutzt: Sie dienen zum lebensmittelechten und hygienischen Verschluss der Aluminiumkappen auf Getränkeflaschen aus Glas. Aus diesem Grund muss das Produkt langzeitstabil und in gleichbleibend hoher Qualität auf ein Mikrometer (µ) exakt hergestellt werden.

Das Unternehmen
Die Allit AG versteht sich als verlängerte Werkbank der Branchen Luftfahrt, Filtertechnik, Automobil und Getränkeindustrie. Mehr noch: Als Partner in der Entwicklung erklären sie Kunden den Markt und liefern innovative Lösungen für Produktideen und -optimierungen. Gutes Beispiel hierfür ist auch der Glashalter, der in Flugzeugtrolleys eingeschoben wird. Diese Glasracks, mit denen Stewards und Stewardessen Getränkegläser rutschfest und unfallfrei transportieren und servieren, waren früher als Drahtgestell hergestellt. Dies führte zu Glasbruch, war laut und weniger stabil. Diese millimetergenau produzierten bunten Einschübe aus Kunststoff, fliegen als „Made in Germany“-Produkte von der Nahe täglich um die ganze Welt. Zu Beginn dieser Erfolgsgeschichte stand eine Produktentwicklung sowie schließlich die Rezeptur von Kunststoffgranulat und Farbe, die mit dem eigens dafür konstruierten Werkzeug das Gemisch auf einer Maschine in Form spritzt.

Berufsbilder
Werkzeugmechaniker müssen für die Herstellung solcher Werkzeuge Produkt und Produktionsprozess genau kennen, sie brauchen mitunter Geduld, bis das Teil für die Massenfertigung geeignet ist. Gleiches gilt für die Verfahrensmechaniker Kunststofftechnik. Die Fachkräfte programmieren ihre Maschinen selbst und warten diese auch. Ohne Sorgfalt, Geschick und Verantwortungsbewusstsein geht es in diesen Berufen nicht. Mathematik, Physik und Informatik spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, daran sollte man Spaß haben. Berufsberater*innen erklären Berufsbilder neutral und unterstützen bei der Ermittlung und Gewichtung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Für sie ist wichtig, die sich permanent ändernden Voraussetzungen und Bedingungen der Berufe anschaulich erklären zu können.

Quereinsteiger
Wenn keine Werkzeug- oder Verfahrensmechaniker auf dem Markt zu finden sind, vielleicht können sich beispielsweise ehemalige Bäcker*innen oder Köch*innen vorstellen, in der Industrie zu arbeiten? Schließlich geht es um Rezepturen und Sorgfalt. Nicht selten gibt es gesundheitliche Einschränkungen, familiäre Veränderungen oder den Wunsch nach einem Neuanfang, der Quereinsteiger auch in einen Industriebetrieb führen kann. Die Betriebszugehörigkeit bei den Allit-Mitarbeiter*innen ist lang. Die breite Aufstellung innerhalb der Unternehmensgruppe ermöglicht zudem vielfältige berufliche Tätigkeiten und Arbeitsformen. So beginnt aktuell ein Ausbildungsabsolvent ein Studium und arbeitet ergänzend in Teilzeit weiter.

Weitere Zusammenarbeit
Der Agenturbeauftragten für Chancengleichheit, Melanie Piechotta, begrüßt flexibles Arbeiten. Ihr schwebt vor, das Thema „Frauen in industriellen Fertigungsberufen“ voranzutreiben. Sie wird arbeitsuchende Frauen zu einem Informationstag bei der Allit AG einladen. Heutzutage sind die Arbeitsplätze in der Industrie so eingerichtet, dass kein Grund mehr für eine Unterscheidung nach Geschlecht besteht. In den Köpfen existiert jedoch häufig noch die Einteilung nach typischen Männer- und Frauenberufen. Auch für Ausbildungen in Teilzeit warb Piechotta in dem Zusammenhang bei der Unternehmensleitung. Jochen Kallinowsky zeigte sich offen und betonte, „wir sind anfassbar“ für Anfragen aller Art.

Fan von Ausbildungsbörse und Nacht der Ausbildung
Auch dem Konzept der Nacht der Ausbildung in Bad Kreuznach liegt die Idee zugrunde, Betriebe zu erkunden und potentielle Arbeitsplätze kennenzulernen. Die Allit AG als Industriebetrieb profitiert in der Regel stark von dieser Veranstaltung, die sie als Tag der offenen Tür für jedermann aufwändig organisiert. Insofern hofft sie auf regen Zulauf im kommenden Frühjahr. Erst bei der traditionellen Ausbildungsbörse der Agentur für Arbeit, wo sich Jugendliche orientieren und einen ersten Überblick verschaffen. Danach besuchen sie die Unternehmen in der Nacht der Ausbildung und vereinbaren ein Praktikum. „Das wäre eine ideale Reihenfolge“, sind sich die Verantwortlichen von Arbeitsagentur und Allit AG einig.

Hintergrund:
Perspektiven der Berufsbilder: Werkzeugmechaniker und Industriemechaniker sind absolute Zukunftsberufe, in denen sich in den nächsten Jahren durch die sogenannte additive Fertigung (3-D-Druck) und Virtual Reality (VR) viel verändern wird. 3-D-Druck ermöglicht die Herstellung dreidimensionaler Objekte auf der Grundlage digitaler Informationen durch das schichtweise Auftragen von Materialien. Mit den neuen Techniken können und müssen sich Fachkräfte vertraut machen. Diese Perspektiven werden womöglich durch die Berufsbezeichnung „Mechaniker“ noch gar nicht transportiert.

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