Der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2022 und ein Ausblick auf 2023

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 2

Die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf 2022:
Zu Beginn des Jahres war zunächst noch die Corona-Pandemie das vorherrschende Thema, das zunehmend im Jahresverlauf vom Krieg in der Ukraine abgelöst wurde. Trotz gestörter Lieferketten, Rohstoffknappheit und Preissteigerungen, insbesondere bei Gas und Strom, zeigte sich der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf robust.

Zwar stieg im Januar zunächst die Zahl der Arbeitslosen saisonal üblich auf 9 386 (Arbeitslosenquote 5,0 Prozent). Ab Februar jedoch begann ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Region und näherte sich im Sommer dem Niveau von vor der Pandemie.  So betrug die Arbeitslosenquote nach einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar 5,0 Prozent und nach dem ersten Quartal im März 4,8 Prozent.
Nach einem Rekordtief der Arbeitslosigkeit im Mai mit einer Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent stieg die Zahl der Arbeitslosen in den Monaten Juni bis August zunächst wieder auf 5,5 Prozent an. Ursächlich für die Zunahme war vor allem die Übernahme der Betreuung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen zur Grundsicherung in den Jobcentern.

Im September und Oktober zeigte sich die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften, die Zahl der Arbeitslosen sank um ca. 700 und die Arbeitslosenquote ging auf 5,2 Prozent zurück.

Damit wurde das Vorjahresniveau mit 4,8 Prozent bzw. das Vorkrisenniveau mit 4,7 Prozent nicht erreicht. Im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) sank allerdings die Zahl der Arbeitslosen bis November auf 2 930 und war damit niedriger als vor der Pandemie.

Kurzarbeit
Kam 2021 dem Instrument der Kurzarbeit eine wesentliche Bedeutung zur Stabilisierung am Arbeitsmarkt zu, so nahm die Inanspruchnahme im Jahr 2022 deutlich ab. Im Januar 2021 waren es noch 1 637 kurzarbeitende Betriebe mit mehr als 11.000 kurzarbeitenden Beschäftigen. Im Januar 2022 sank die Anzahl bereits auf 424 Betriebe und ging bis Juni auf 142 zurück. Die Zahl der Kurzarbeitenden sank mit Stand Juni auf unter 600.
Zum Vergleich: Im April 2020 und damit in der Höchstphase der Pandemie arbeiteten 22 310 Menschen in 2 446 Unternehmen kurz.
Aufgrund der nachträglichen Abrechnung stehen Daten zum Kurzarbeitergeld aktuell bis Juni 2022 zur Verfügung.

Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit:
Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 9 400 Menschen arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent. Im Jahr 2021 waren noch 9 988 Menschen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 5,3 Prozent. Im Jahresdurchschnitt fiel die Arbeitslosigkeit von 2021 auf 2022 um 5,9 Prozent.
Dieser Rückgang erfolgte im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III: - 18,3 Prozent). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) stieg die Arbeitslosigkeit in geringem Umfang an (+ 1,5 Prozent).


Weitere Auswertungen im Detail:

Bewegungsdaten der Arbeitslosigkeit:
9 400 arbeitslose Menschen im Jahresdurchschnitt entsprechen 23 480 Neumeldungen in Arbeitslosigkeit (+ 7,9 Prozent gegenüber 2021) und 22 826 Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit (- 2,9 Prozent gegenüber 2021). In den ersten beiden Jahren der Pandemie war die Entwicklung am Arbeitsmarkt weniger dynamisch, 2022 fielen die Anmeldungen in und Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit wieder höher aus.

Arbeitslosigkeit nach Geschlecht:
Männer waren auch 2022 nach absoluten Zahlen stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen, ihr Anteil betrug 53,2 Prozent, der der Frauen 46,8 Prozent. Dies entsprach 5 004 Männern und 4 396 Frauen. Die Arbeitslosenquoten betrugen für beide 5,1 Prozent. Im Vergleich zu 2021 fiel die Arbeitslosenquote für Frauen um 0,1 Prozentpunkte, die der Männer um 0,4 Prozentpunkte.

Arbeitslosigkeit nach Alter:
9,6 Prozent aller Arbeitslosen 2022 waren im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. 36,5 Prozent aller Arbeitslosen waren 50 Jahre und älter. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt für Jüngere 4,7 Prozent, für Ältere 4,8 Prozent. Gegenüber 2021 waren im Jahresdurchschnitt 8,4 Prozent weniger Jüngere arbeitslos und 6,8 Prozent weniger Ältere. Dies drückt sich auch in den Arbeitslosenquoten aus, die sich kaum unterscheiden und sowohl für Jüngere als auch für Ältere um 0,4 Prozentpunkte niedriger ausfielen als 2021. Für 55+ sank die Arbeitslosenquote sogar um 0,5 Prozentpunkte.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften (Stellen):
Insgesamt beauftragten Betriebe und Institutionen im Jahresverlauf den gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcentern in 8 439 Fällen mit der Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern zur Einstellung. Das entspricht einer Zunahme von 0,5 Prozent gegenüber 2021. Der jahresdurchschnittliche Bestand an Stellen ist von 3 061 stark auf 3 927 gestiegen.

Beschäftigung im ersten Halbjahr 2022
122 666 Menschen waren zum 30.06.2022 (aktuellster Datenstand) im Agenturbezirk Bad Kreuznach sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2,2 Prozent mehr als zum 30.06.2021 (Vorjahresquartal). Die Beschäftigung stieg zwar in allen Regionen in Rheinland-Pfalz an, jedoch nicht so stark wie in Bad Kreuznach und in Mainz.
Im Agenturbezirk Bad Kreuznach erfolgte der relativ stärkste Zuwachs zwischen Juni 2021 und Juni 2022 in dem Wirtschaftszweig Gastgewerbe. Starke Zuwächse verzeichneten auch die Immobilienwirtschaft incl. Freiberufler, Anbieter technischer und wissenschaftlicher Dienstleistungen sowie die Erziehungs- und Unterrichtsbranche. Den stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete die Zeitarbeitsbranche.

Der Ausbildungsmarkt zum 30.09.2022:
In der diesjährigen Bilanz zum Ausbildungsjahr 2021/2022 zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der Pandemie. Im Laufe des Ausbildungsjahres wandten sich rund 1 400 Jugendliche (161 oder 9,8 Prozent weniger als im Ausbildungsjahr davor) mit dem Wunsch nach einer Ausbildung an die Berufsberatung.
Das lag insbesondere an den fehlenden Möglichkeiten der Berufsorientierung in der Schule, den fehlenden Praktika und den ausgefallenen Veranstaltungen und Messen. Obwohl die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt für Bewerber sehr gut sind, entschieden sich viele junge Menschen aus Unsicherheit für ein Überbrückungsjahr. Auch der Trend zugunsten von weiterführenden Schulen und Studiengängen anstatt zu Ausbildungen im dualen Ausbildungssystem verstärkte sich weiter.
Auf der anderen Seite des Ausbildungsmarktes stieg das Angebot der betrieblichen Ausbildungsstellen um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, lag aber um 5,0 Prozent unter dem Angebot im Jahr 2020. Mehr als 2 000 betriebliche Ausbildungsstellen stellte die regionale Wirtschaft im Verlauf des Ausbildungsjahres zur Verfügung.
Das zeigt das Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt: Rund 1 400 Bewerber*innen hatten die Auswahl zwischen rund 2 000 Ausbildungsplätzen.
Zum 30. September blieben noch mehr als 200 Ausbildungschancen ungenutzt (+ 9,7 Prozent mehr unbesetzte Stellen als im Vorjahr). 144 junge Menschen haben bis dato aber auch noch keine passende Stelle gefunden (- 18,2 Prozent zum Vorjahr).

 

Arbeitslosigkeit in den Landkreisen:

Landkreis Bad Kreuznach:
Im Landkreis Bad Kreuznach ging die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2021 zurück - um 5,3 Prozent (von 5 187 auf 4 911 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 6,1 Prozent in 2021 auf 5,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 gesunken.
Insbesondere Männer, und Langzeitarbeitslose profitierten von sinkender Arbeitslosigkeit. Jugendliche unter 20 Jahren und ausländische Arbeitsuchende hatten an der positiven Entwicklung weniger Anteil, ihre jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit stieg sogar etwas an.
Rund 800 Personen mehr (+ 7,2 Prozent) als 2021 mussten sich im Jahresverlauf 2022 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen etwas geringer aus als 2021 (- 1,1 Prozent).
7,0 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen hingegen wuchs um 21,4 Prozent.

 

Landkreis Birkenfeld:
Im Landkreis Birkenfeld ging die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2021 zurück - um 7,2 Prozent (von 2 571 auf 2 385 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 5,9 Prozent in 2021 auf 5,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 gesunken.
Mit Ausnahme von ausländischen Arbeitsuchenden profitierten alle Personengruppen in ähnlicher Weise von sinkender Arbeitslosigkeit.
Rund 300 Personen mehr (+ 5,9 Prozent) als 2021 mussten sich im Jahresverlauf 2022 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen etwas geringer aus als 2021 (- 6,4 Prozent).
2,5 Prozent mehr Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen wuchs sehr deutlich um knapp 40 Prozent.

 

Rhein-Hunsrück-Kreis:
Im Landkreis Rhein-Hunsrück ging die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2021 zurück - um 5,6 Prozent (von 2 231 auf 2 105 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 3,8 Prozent in 2021 auf 3,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 gesunken.
Mit Ausnahme von ausländischen Arbeitsuchenden profitierten alle Personengruppen von sinkender Arbeitslosigkeit.
Rund 650 Personen mehr (+ 10,7 Prozent) als 2021 mussten sich im Jahresverlauf 2022 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen um 3,0 Prozent (- 198) niedriger aus als im Vorjahr.
Etwa zehn Prozent mehr Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen wuchs um rund 30 Prozent.

 

Ausblick 2023:

 

Stabilität am Arbeitsmarkt bietet gute Grundlage für weiter steigende Beschäftigung. Firmen sind verhalten optimistisch, moderater Anstieg der Arbeitslosigkeit jedoch möglich. Fachkräftebedarf wächst stetig.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartete in seiner Prognose 2022/2023 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2022 um 1,5 Prozent, in 2023 einen Rückgang um - 0,4 Prozent.

Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise gerät der Arbeitsmarkt unter Druck, dürfte sich dennoch weitgehend stabil zeigen. So ist für 2023 wohl mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen.
Experten rechnen jedoch auch mit einem weiteren Anstieg der sozialversicherungspflichten Beschäftigen. Der Bedarf insbesondere an Fachkräften bleibt weiterhin hoch.

Gundula Sutter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach, sieht weiterhin gute Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Auch wenn die leicht zurückgehenden Stellenmeldungen auf etwas mehr Vorsicht hindeuten, blicken viele Firmen im Bezirk positiv in das neue Jahr und bieten attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung von Arbeitsuchenden und Beschäftigten. Ausbildung und Qualifizierung bleiben deshalb die großen Themen am Arbeitsmarkt in Gegenwart und Zukunft. Die Agentur für Arbeit Bad Kreuznach berät sehr gerne in diesen Fragen.