Der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2023 und ein Ausblick auf 2024

08.01.2024 | Presseinfo Nr. 3

Die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf 2023:
Das Jahr startete mit einem deutlichen, aber saisonüblichen, Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 5,6 Prozent. Von März bis Mai konnte die Arbeitslosigkeit auf 5,3 Prozent sinken, bevor sie – ebenfalls saisonüblich – im Juni wieder auf 5,4 Prozent anstieg. Über den Sommer setzte sich diese Entwicklung fort. Bis August war die Arbeitslosenquote auf 5,7 Prozent angestiegen. Mit der Herbstbelebung im September wurde ein Rückgang auf 5,4 Prozent möglich. Diese Quote hat sich bis Jahresende nicht verändert.

Kurzarbeit
Kam der Kurzarbeit 2022 noch eine wesentliche Bedeutung zur Stabilisierung am Arbeitsmarkt zu, so wurde das Instrument 2023 nicht mehr stärker als in üblichen Jahren genutzt.

Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit:
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 10 178 Menschen arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent. Im Jahr 2022 waren dagegen nur 9 400 Menschen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 5,1 Prozent. Im Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit von 2022 auf 2023 um 8,3 Prozent.
Dieser Anstieg erfolgte im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III: + 8,8 Prozent). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) stieg die Arbeitslosigkeit in fast dem gleichen Umfang an (+ 8,0 Prozent).


Weitere Auswertungen im Detail:

Bewegungsdaten der Arbeitslosigkeit:
10 178 arbeitslose Menschen im Jahresdurchschnitt entsprechen 25 692 Neumeldungen in Arbeitslosigkeit (+ 9,4 Prozent gegenüber 2022) und 25 240 Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit (+ 10,6 Prozent gegenüber 2022). Das Risiko von Arbeitslosigkeit wurde größer, die Chance auf eine schnelle Beendigung der Arbeitslosigkeit geringer als im Jahr zuvor.

Arbeitslosigkeit nach Geschlecht:
Männer waren auch 2023 nach absoluten Zahlen stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen, ihr Anteil betrug 53,3 Prozent, der der Frauen 46,7 Prozent. Dies entsprach  5 420 Männern und 4 758 Frauen. Die Arbeitslosenquoten betrugen für Männer 5,5 Prozent, für Frauen 5,4 Prozent. Im Vergleich zu 2022 stieg die Arbeitslosenquote für Frauen um 0,3 Prozentpunkte, die der Männer um 0,4 Prozentpunkte.

Arbeitslosigkeit nach Alter:
10,4 Prozent aller Arbeitslosen 2023 waren im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. 35,5 Prozent aller Arbeitslosen waren 50 Jahre und älter. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt für Jüngere 5,5 Prozent, für Ältere 5,1 Prozent. Gegenüber 2022 waren im Jahresdurchschnitt 17,4 Prozent mehr Jüngere arbeitslos und 5,3 Prozent mehr Ältere.  Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosenquote für Jüngere um 0,8 Prozent, bei den Älteren lediglich um 0,3 Prozent.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften (Stellen):
Insgesamt beauftragten Betriebe und Institutionen im Jahresverlauf den gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcentern in 7 144 Fällen mit der Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern zur Einstellung. Das entspricht einem Rückgang von 15,3 Prozent gegenüber 2022. Der jahresdurchschnittliche Bestand an Stellen ist von 3 927 auf 3 628 gesunken.

Beschäftigung im ersten Halbjahr 2023
122 633 Menschen waren zum 30.06.2023 (aktuellster Datenstand) im Agenturbezirk Bad Kreuznach sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 0,2 Prozent weniger als zum 30.06.2022 (Vorjahresquartal). Die Beschäftigung sank zwar in mehreren Regionen in Rheinland-Pfalz, jedoch nicht so stark wie in Bad Kreuznach, wo sie 0,4 Prozent unter dem Durchschnittswert von Rheinland-Pfalz liegt.
Im Agenturbezirk Bad Kreuznach erfolgte der relativ stärkste Zuwachs zwischen Juni 2022 und Juni 2023 in dem Wirtschaftszweig wirtschaftliche Dienstleistungen (ohne Arbeitnehmerüberlassung). Den stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete das verarbeitende Gewerbe im Bereich Herstellung von chemischen Erzeugnissen und Kunststoffwaren.

Der Ausbildungsmarkt zum 30.09.2023:
In der diesjährigen Bilanz zum Ausbildungsjahr 2022/2023 mit Stichtag 30.09.2023 zeigt sich gegenüber dem vorigen Ausbildungsjahr eine stabile Entwicklung – sowohl beim Ausbildungsangebot als auch bei der Ausbildungsnachfrage.
Im Laufe des Ausbildungsjahres wandten sich rund 1 500 Jugendliche (9 oder 0,6 Prozent weniger als im Ausbildungsjahr davor) mit dem Wunsch nach einer Ausbildung an die Berufsberatung. Damit ist es gelungen unverändert viele Jugendliche für den Ausbildungsmarkt zu gewinnen. Dabei hilft neben der verstärkten Präsenz der Berufsberatung in den Schulen auch die uneingeschränkte Möglichkeit zu Praktika und die vielfältigen Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung. Auch Arbeitsagentur und Jobcenter haben ihre Angebote dazu weiter ausgebaut.
Erfreulich ist auch, dass die Zahl derer, die schon in den Vorjahren nach einer Ausbildung suchten, zurückgegangen ist (- 15,9 Prozent).
Die Zahl derer, die zum Ende des Ausbildungsjahres in Ausbildung mündeten, ist etwa gleich hoch wie im Vorjahr. Mehr als vor einem Jahr sind in schulische Ausbildungen eingemündet. Dieser Trend scheint auch nach der Pandemie ungebrochen. Allerdings nahmen weniger eine Erwerbstätigkeit auf, was für das grundsätzliche Interesse an Ausbildung spricht.
Auf der anderen Seite des Ausbildungsmarktes veränderte sich das Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen minimal (- 0,3 Prozent). Mehr als 2 100 betriebliche Ausbildungsstellen stellte die regionale Wirtschaft zur Verfügung und unterstreicht damit ihr Engagement zur Ausbildung von Fachkräften.

Arbeitslosigkeit in den Landkreisen:
Landkreis Bad Kreuznach:
Im Landkreis Bad Kreuznach stieg die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2022 - um 5,4 Prozent (von 4 911 auf 5 177 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 5,8 Prozent in 2022 auf 6,1 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 gestiegen.
Der Anteil an Frauen (46,1 Prozent) stieg um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr; der Anteil der Männer liegt zwar mit 53,9 Prozent höher, gegenüber dem Vorjahr ist dies aber nur ein Anstieg um 4,6 Prozent.
1 582 Personen mehr (+ 14,0 Prozent) als 2022 mussten sich im Jahresverlauf 2023 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen höher aus als 2022    (+ 12,9 Prozent).
12,5 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen sank um 10,1 Prozent.

Landkreis Birkenfeld:
Im Landkreis Birkenfeld ist die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2022 gestiegen - um 16,3 Prozent (von 2 385 auf 2 773 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 5,6 Prozent in 2022 auf 6,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 gestiegen.
Der stärkste Anstieg (+48,9 Prozent) lag bei der Gruppe der ausländischen Arbeitssuchenden.
Rund 400 Personen mehr (+ 7,1 Prozent) als 2022 mussten sich im Jahresverlauf 2023 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen höher  aus als 2022 (+ 7,9 Prozent).
22,6 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen sank um 16,2 Prozent.

Rhein-Hunsrück-Kreis:
Im Landkreis Rhein-Hunsrück stieg die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2022  um 5,9 Prozent (von 2 105 auf 2 228 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 3,6 Prozent in 2022 auf 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 gestiegen.
Mit Ausnahme von Langzeitarbeitslosen stieg die Zahl der Arbeitslosen in alle Personengruppen, die größte Veränderung gegenüber dem Vorjahr war bei der Gruppe der 15 bis 25jährigen zu verzeichnen (+20,9 Prozent).
Rund 240 Personen mehr (+ 3,6 Prozent) als 2022 mussten sich im Jahresverlauf 2023 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen um 8,7 Prozent (+ 551) höher aus als im Vorjahr.
14,4 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen blieb aber bei einem Plus von 0,1 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres.

 

Ausblick 2024:
Gemessen an der Konjunktur hält sich der Arbeitsmarkt vergleichsweise gut. Zum Jahresende 2023 zeigten sich sowohl ermutigende Signale als auch ungünstige Entwicklungen. So stieg die Arbeitslosigkeit seit Monaten nur geringfügig und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist enorm gewachsen. Deshalb konnten zuletzt auch wieder mehr Menschen in Beschäftigung einmünden. Allerdings werden auch mehr Menschen arbeitslos. Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im letzten Juni nicht mehr so stark an wie im rheinland-pfälzischen Durchschnitt.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartete in seiner Prognose 2023/2024 eine niedrigere Inflation und damit einhergehend eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2024 um 1,1 Prozent. Es geht davon aus, dass sich der Aufwärtstrend bei der Beschäftigung fortsetzen wird – aufgrund des nun mehrere Quartale anhaltenden Wirtschaftsabschwungs gibt es aber zunächst einen Dämpfer.

Einerseits halten Betriebe ihre Fachkräfte auch in konjunkturellen Schwächephasen so lange wie möglich, was zur Stabilität am Arbeitsmarkt beiträgt, andererseits sind die Jobchancen für insbesondere langzeitarbeitslose Menschen geringer als vor der Coronakrise.

Gundula Sutter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach, sieht weiterhin Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, wenn es gelingt, Arbeitskräftepotentiale zu heben. Dazu können Langzeitarbeitslose ebenso gehören wie Menschen mit Qualifikations- oder Sprachdefiziten, um nur einige Beispiele zu nennen. Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung von Arbeitsuchenden, aber auch von Beschäftigten. Ausbildung und Qualifizierung bleiben deshalb die großen Themen am Arbeitsmarkt in Gegenwart und Zukunft. Die Agentur für Arbeit Bad Kreuznach berät sehr gerne in diesen Fragen