Der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2024 und ein Ausblick auf 2025

09.01.2025 | Presseinfo Nr. 3

Die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf 2024:

Das Jahr startete mit einem deutlichen, aber saisonüblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 5,8 Prozent und stieg auch im Februar noch einmal an - auf 5,9 Prozent. Zwischen März und Mai pendelte sie zwischen 5,7 und 5,8 Prozent. Im Juni erreichte sie den niedrigsten Wert mit 5,6 Prozent. Der ebenfalls saisonübliche Anstieg in den Sommermonaten Juli und August führte zu einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent. Mit dem September entfaltete sich eine gewisse Belebung, die Arbeitslosenquote betrug nunmehr noch 5,6 Prozent wie im Juni. Allerdings stagnierte sie dann bis zum Jahresende und konnte nicht weiter zurückgehen. Im Dezember stieg sie jedoch witterungsbedingt noch nicht an. Damit ähnelt die Entwicklung im Jahresverlauf der des Vorjahres 2023 – auf einem leicht erhöhten Niveau.  

Kurzarbeit

2024 erfuhr das Instrument der Kurzarbeit stärkere Bedeutung als 2023, Betriebe sicherten in deutlich größerem Umfang als im Vorjahr ihre Beschäftigung durch konjunkturell bedingte Kurzarbeit. Verfügbare Daten bis Juni 2024 zeigen für den Agenturbezirk 31 Betriebe, die für 614 Mitarbeitende Kurzarbeit durchführten. Ein Jahr zuvor waren es 14 Unternehmen für 259 Personen. 

Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit:

Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 10 773 Menschen arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent. Im Jahr 2023 waren durchschnittlich 10 178 Menschen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 5,5 Prozent. Im Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit von 2023 auf 2024 um 5,8 Prozent.

Dieser Anstieg erfolgte fast ausschließlich im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III: + 14,6 Prozent). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) stieg die Arbeitslosigkeit um 1,6 Prozent.


Weitere Auswertungen im Detail:

Bewegungsdaten der Arbeitslosigkeit:

10 773 arbeitslose Menschen im Jahresdurchschnitt entsprechen 26 749 Neumeldungen in Arbeitslosigkeit (+ 4,1 Prozent gegenüber 2023) und 26 329 Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit (+ 4,3 Prozent gegenüber 2023). Das Risiko, arbeitslos zu werden, wurde größer, die Chance auf eine schnelle Beendigung der Arbeitslosigkeit hingegen geringer als im Jahr zuvor. 

Arbeitslosigkeit nach Geschlecht:

Männer waren auch 2024 nach absoluten Zahlen stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen, ihr Anteil betrug 54,4 Prozent, der der Frauen 45,6 Prozent. Dies entsprach  5 865 Männern und 4 908 Frauen. Die Arbeitslosenquoten betrugen für Männer 5,8 Prozent, für Frauen 5,5 Prozent. Im Vergleich zu 2023 stieg die Arbeitslosenquote der Frauen um 0,1 Prozentpunkte, die der Männer um 0,3 Prozentpunkte.

Arbeitslosigkeit nach Alter:

10,4 Prozent aller Arbeitslosen 2024 waren im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. 35,9 Prozent aller Arbeitslosen waren 50 Jahre und älter. Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt für Jüngere 5,7 Prozent, für Ältere 5,4 Prozent. Gegenüber 2023 waren im Jahresdurchschnitt 6,3 Prozent mehr Jüngere arbeitslos und 7,1 Prozent mehr Ältere. Am stärksten wuchs die Betroffenheit Älterer über 55 Jahre. In dieser Gruppe war die durchschnittliche Arbeitslosigkeit um 9,9 Prozent gegenüber 2023 gewachsen. Die Arbeitslosenquoten stiegen wie folgt: Für Jüngere um 0,2 Prozent, für Ältere um 0,3 Prozent.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften (Stellen):

Insgesamt beauftragten Betriebe und Institutionen im Jahresverlauf den gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcentern in 6 193 Fällen mit der Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern zur Einstellung. Das entspricht einem Rückgang von 13,3 Prozent gegenüber 2023. Der jahresdurchschnittliche Bestand an Stellen ist von 3 628 auf 3 192 gesunken.

Beschäftigung im ersten Halbjahr 2024

122 615 Menschen waren zum 30.06.2024 (aktuellster Datenstand) im Agenturbezirk Bad Kreuznach sozialversicherungspflichtig beschäftigt, prozentual unverändert gegenüber Vorquartal und Vorjahresquartal. Die Beschäftigung im Landesdurchschnitt von Rheinland-Pfalz um 0,1 Prozentpunkt gesunken.

Im Agenturbezirk Bad Kreuznach erfolgte der relativ stärkste Zuwachs zwischen Juni 2023 und Juni 2024 in dem Wirtschaftszweig Information und Kommunikation. Den stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete die Arbeitnehmerüberlassung.

Der Ausbildungsmarkt zum 30.09.2024 (wurde bereits berichtet):

In der diesjährigen Bilanz zum Ausbildungsjahr 2023/2024 mit Stichtag 30.09.2024 zeigte sich gegenüber dem vorhergehenden Ausbildungsjahr insbesondere eine Veränderung beim sogenannten Matching – also dem Prozess, in dem Bewerber und Stellen zusammenpassen.

Im Laufe des Ausbildungsjahres wandten sich mehr junge Menschen an die Berufsberatung der Arbeitsagentur mit dem Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung. Es ist also ein weiteres Mal gelungen, Jugendliche für das Thema Ausbildung zu gewinnen und zu begeistern – und das vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Zur Struktur der Bewerberinnen und Bewerber: Mehr Ältere (ab 20 oder sogar 25 Jahren) erkundigten sich nach einer Ausbildung als ein Jahr zuvor. Auch mehr ausländische Jugendliche und junge Menschen mit Behinderung sowie Hochschulabsolventen kamen auf die Berufsberatung zu. 

Die Zahl derer, die in eine Ausbildung münden konnten, fiel leider geringer aus als vor einem Jahr. Dementsprechend gingen mehr junge Menschen in Schule, Studium, in Erwerbstätigkeit, in Fördermaßnahmen, aber auch in Arbeitslosigkeit. 

Auf der anderen Seite des Ausbildungsmarktes steigerte sich das Angebot an Ausbildungsstellen ebenfalls. 

Zum Stichtag waren 204 Jugendliche ausbildungsstellensuchend und 219 Ausbildungsstellen offen. Zahlenmäßig ausgeglichen, aber hier wird deutlich, dass es immer schwieriger wird, Angebot und Nachfrage individuell passend zu gestalten. Zum Jahresende waren davon noch 145 junge Menschen ohne Ausbildung, etwas weniger als zum Jahreswechsel 2023/2024. Auf 20 Ausbildungsstellen konnte man sich bis Jahresende noch bewerben. 

 

Arbeitslosigkeit in den Landkreisen:

Landkreis Bad Kreuznach: 

Im Landkreis Bad Kreuznach stieg die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2023 - um 6,1 Prozent (von 5 177 auf 5 494 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 6,1 Prozent in 2023 auf 6,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 gestiegen.

Der Anteil an Frauen betrug 44,8 Prozent, ihre Arbeitslosigkeit stieg um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr; der Anteil der Männer liegt mit 55,2 Prozent höher. Auch die Arbeitslosigkeit war gegenüber dem Vorjahr mit 8,8 Prozent stärker angestiegen. Sehr betroffen von steigender Arbeitslosigkeit war die Gruppe der Älteren über 55 (+ 11,2 Prozent).

355 Personen mehr (+ 2,8 Prozent) als 2023 mussten sich im Jahresverlauf 2024 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen mit 448 höher aus als 2023 (+ 3,6 Prozent).

12,3 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen sank um 7,3 Prozent.

Landkreis Birkenfeld: 

Auch im Landkreis Birkenfeld ist die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2023 gestiegen - um 4,0 Prozent (von 2 773 auf 2 885 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 6,5 Prozent in 2023 auf 6,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 gestiegen. 

Der stärkste Anstieg (+ 12,9 Prozent) betraf die Gruppe der langzeitarbeitslosen Menschen.

Insgesamt mussten sich rund 200 Personen mehr (+ 3,4 Prozent) als 2023 im Jahresverlauf 2024 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen mit 430 höher ausals 2023 (+ 7,4 Prozent).

6,1 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen sank um 17,7 Prozent.

Rhein-Hunsrück-Kreis: 

Im Landkreis Rhein-Hunsrück stieg die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2023  um 7,4 Prozent und damit am stärksten innerhalb des Agenturbezirks (von 2 228 auf 2 394 Personen). Die Arbeitslosenquote ist von 3,8 Prozent in 2023 auf 4,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 gestiegen. 

Mit Ausnahme von ausländischen Arbeitsuchenden stieg die Zahl der Arbeitslosen in allen Personengruppen, die größte Veränderung gegenüber dem Vorjahr war bei der Gruppe der 15 bis 25-jährigen zu verzeichnen (+ 23,1 Prozent). 

Rund 500 Personen mehr (+ 7,3 Prozent) als 2023 mussten sich im Jahresverlauf 2024 arbeitslos melden. Die Abmeldungen aus Arbeitslosigkeit fielen mit 211 um 3,1 Prozent höher aus als im Vorjahr.

18,8 Prozent weniger Stellen wurden angeboten, der Bestand an Stellen ging um 14,2 Prozent zurück.

Ausblick 2025:

Gemessen an der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche sind die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zwar spürbar, er zeigt sich aber noch einigermaßen robust. Wie schon 2023 zeigten sich auch im Rückblick auf 2024 sowohl ermutigende Signale als auch ungünstige Entwicklungen. So stieg die Arbeitslosigkeit in den letzten vier Monaten des Jahres kaum noch. Auch die Beschäftigung ist stabil geblieben. Allerdings ist Fakt, dass mehr Menschen arbeitslos werden und dann auch nicht mehr so schnell eine neue Beschäftigung aufnehmen. Auch die Stellenangebote sind rückläufig. 

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartete in seiner Prognose 2024/2025 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent. Die regelmäßig kräftigen Beschäftigungszuwächse des vergangenen Jahrzehnts werden laut IAB nicht mehr erreicht. Auch wenn sich die meisten regionalen Arbeitsmärkte gemessen an der schwachen Konjunktur vergleichsweise gut halten, bleibt das wirtschaftliche Umfeld unsicher. „Eine schnellere Erholung des Konsums und ein stärkerer Außenhandel dürften positive Effekte bringen. Eskalieren Handelskonflikte oder nehmen die geopolitischen Spannungen weiter zu, könnte sich die Entwicklung in den regionalen Arbeitsmärkten verschlechtern“, so die Einschätzung der Arbeitsmarktforscher. Und weiter: „Die mit Pandemiebeginn und im Jahr 2022 nochmals eingeknickten Jobchancen von Arbeitslosen haben sich nicht wieder nachhaltig erholt. Trotz des hohen Arbeitskräftebedarfs zeigen sich hier Verfestigungstendenzen“.

Edeltraud Nikodemus, die den Vorsitz der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach am ersten Januar übernommen hat, sieht Arbeitslosigkeit und die Gefahr der Verfestigung zu Beginn und am Ende des Berufslebens als besonders problematisch an. Junge Menschen sollten ihre Berufswünsche an die wirtschaftlichen Veränderungen anpassen. Unterstützung bei der Entscheidung für den passenden Beruf unter Berücksichtigung der Anforderungen der Unternehmen leistet die Berufsberatung direkt in der Schule, aber auch in der Arbeitsagentur. Zusätzlich zur Beratung gibt es auch Förderungen vor und während der Ausbildung. Mit der sogenannten assistierten Ausbildung lassen sich mögliche Unterschiede  zwischen den Erfordernissen des Betriebes und dem Potenzial des Auszubildenden aufarbeiten und so die Brücke in eine erfolgreiche Ausbildung schaffen. 

Für den Fall, dass Unternehmen gestandene, lebensältere Arbeitskräfte freisetzen müssen, empfiehlt Nikodemus frühzeitig auf die Agentur für Arbeit zuzugehen. Die Arbeitsmarktexperten kennen die Unternehmen der Region und können so Kontakte zu den Arbeitgebern herstellen, die auf der Suche nach Mitarbeitern mit einer vergleichbaren Qualifikation sind. Die Zahl der älteren Beschäftigten wächst: Im Agenturbezirk Bad Kreuznach stieg die Beschäftigungsquote der Frauen 55+ um 3,1 Prozent und die der Männer 55+ um 1,8 Prozent im Vorjahresvergleich (neueste verfügbare Daten vom Mai 2024).

„Das zeigt, es bestehen Möglichkeiten, bei deren Erschließung hilft die Arbeitsagentur mit Beratung und Förderung“, so Nikodemus.