Gelungene Inklusion: Nachahmen erwünscht

Die Firma Wilke Fahrzeugbau GmbH aus Trittau ist von der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe für erfolgreiche Inklusion ausgezeichnet worden. Das Familienunternehmen hat in diesem Jahr zwei neue Beschäftigte mit einer Schwerbehinderung eingestellt und von Kathleen Wieczorek, Chefin der Arbeitsagentur, für sein Engagement ein Inklusionszertifikat erhalten.

20.12.2023 | Presseinfo Nr. 103

Die Firma Wilke Fahrzeugbau GmbH aus Trittau ist von der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe für erfolgreiche Inklusion ausgezeichnet worden. Das Familienunternehmen hat in diesem Jahr zwei neue Beschäftigte mit einer Schwerbehinderung eingestellt und von Kathleen Wieczorek, Chefin der Arbeitsagentur, für sein Engagement ein Inklusionszertifikat erhalten. 
„Im Kreis Stormarn ist die Zahl arbeitsloser Menschen mit einer Schwerbehinderung im Jahresdurchschnitt von 258 im Jahr 2022 auf 253 in diesem Jahr zurückgegangen. Eine leicht positive Entwicklung. Trotzdem bleibt unsere Erfahrung, dass ihnen – einmal arbeitslos geworden – der Zugang zum Arbeitsmarkt trotz des Arbeits- und Fachkräftebedarfes häufig immer noch schwerer fällt als Jobsuchenden ohne Behinderung“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Umso mehr freue ich mich, wenn Unternehmen wie die Firma Wilke Fahrzeugbau GmbH Menschen mit einer Behinderung eine Chance geben und ihnen einen beruflichen Einstieg ermöglichen. Ein Nachahmen ist erwünscht. Mit dem Inklusions-Zertifikat möchten wir uns für Inklusion am Arbeitsmarkt stark machen und andere Unternehmen motivieren, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Jede und jeder braucht ihre bzw. seine Chance.“

Das Trittauer Unternehmen Wilke Fahrzeugbau GmbH ist seit seiner Gründung 1905 im Familienbesitz und hat mittlerweile 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist spezialisiert auf die Fertigung von Mehrkammer-Kühlaufbauten für Lastkraftwagen, die Lebensmittel, Pflanzen, Pharmaprodukte oder Blutkonserven transportieren. Mit den Mehrkammer-Aufbauten ist es möglich, verschiedene Güter, die unterschiedliche Temperaturzonen benötigen, gleichzeitig zu laden und zu liefern.

Als neue Mitarbeitende dazugekommen sind im August dieses Jahres Carina Rother und im März Dominik Urban. Beide sind schwerbehindert: Rother hat eine Hör-, Urban eine kognitive Behinderung. „Erst waren wir unsicher, wollten aber beiden gerne eine Chance in unserem Unternehmen geben. Da zunehmend Beschäftigte in den Ruhestand gehen, suchen wir auch neue Mitarbeitende,“, sagen Geschäftsführer Stefan Wilke und Ausbilderin Andrea Wilke und ergänzen: “Wir unterstützen beide mit persönlichen Ansprechpartnern, die wir an ihre Seite gestellt haben und freuen uns, nur Positives über unsere beiden neuen Mitarbeitenden berichten zu können. Sie entwickeln sich wirklich gut.“

Hilfe fand das Unternehmen zudem bei Iris Iburg, die bei der Agentur für Arbeit als Expertin Unternehmen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wie auch mögliche Förderleistungen berät. So hat die Arbeitsagentur bei Rother und Urban zunächst eine einmonatige Probebeschäftigung gefördert, über die dann die Festeinstellung beider erfolgte. Für die ersten zwei Jahre des Beschäftigungsverhältnisses erhält die Firma dann jeweils einen Lohnkostenzuschuss.  

Rother, die Anfang 2022 eine Ausbildung zur Elektronikerin Energie- und Gebäudetechnik abgeschlossen hatte, anschließend jedoch nur kurz beschäftigt und dann schon länger auf Jobsuche war, benötigt aufgrund ihrer Hörbehinderung Unterstützung bei der Kommunikation. Die 23-jährige Wentorferin arbeitet in der Fertigung und kümmert sich um die Fahrzeugelektrik, wobei sie sich hier als fachfremde Elektronikerin noch in der Einarbeitung befindet. „Ich verständige mich über Tablet oder Handy, das klappt gut und kenne ich nicht anders“, so Rother. Ergänzend kommt regelmäßig eine Gebärdendolmetscherin – auch diese Kosten werden von der Arbeitsagentur übernommen - ins Unternehmen und unterstützt die angehende Kraftfahrzeugelektrikerin bei technischen Einweisungen und Schulungen durch den betreuenden Kfz-Technikermeister Michael Melz. Er ist Rothers erster Ansprechpartner bei Wilke und betreut sie in der Einarbeitung. Auf Empfehlung des von der Agentur für Arbeit eingeschalteten Technischen Beraters erhält Rother noch ein Tablet als Kommunikationshilfe sowie Pager zur Alarmierung.

Ebenfalls in der Fertigung ist Urban als sogenannter „Finisher“ tätig. Er hilft dabei, die Quertrennwände in die Kammern für die verschiedenen Temperaturzonen in die LKW-Aufbauten einzubauen. Diese werden individuell nach Kundenwünschen gefertigt und können flexibel ein- oder umgebaut werden. Auch er hat mit Michael Günter einen persönlichen Ansprechpartner im Unternehmen.

„Ich freue mich, wenn es so gut gelingt, Menschen mit einer Behinderung in ein Unternehmen zu integrieren. Das zeugt von viel Engagement und sozialem Einsatz. Das möchten wir mit unserem Inklusionszertifikat honorieren“, erklärt Wieczorek und appelliert an Unternehmen: „Knapp 60 Prozent der Jobsuchenden mit einer Schwerbehinderung haben einen qualifizierten Berufsabschluss. Schauen sie bei der Personalsuche auch auf deren Potential. Dazu sind Menschen mit einer Schwerbehinderung oft besonders engagiert, wenn sie eine Chance bekommen. Lassen Sie sich von uns beraten.“

Als Expertin der Arbeitsagentur berät Iburg Unternehmen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg rund um die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Dazu gehören auch die Beratungs- und Förderangebote der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Sie wirbt auch in den Unternehmen initiativ für die Einstellung jobsuchender Menschen mit Behinderung. Hierbei arbeitet sie bei Bedarf eng mit den Integrationsfachdiensten oder dem Technischen Berater zusammen, falls zum Beispiel technische Hilfen oder besondere Ausstattungen am Arbeitsplatz notwendig sein sollten. „Ich stelle in den Gesprächen mit den Unternehmen immer wieder fest, dass es oftmals Unsicherheiten oder Vorbehalte gibt. Manchmal sind es Fehlinformationen zu den besonderen Schutzrechten schwerbehinderter Menschen oder Zweifel an deren Leistungsfähigkeit. Diese Unsicherheiten versuche ich zu nehmen. Hierbei gehört auch, zu möglichen Unterstützungs- und Förderleistungen von unserer Seite zu beraten“, sagt Iburg.

Unternehmen, die sich beraten lassen möchten, erreichen die Expertin bei der Arbeitsagentur unter Telefon 0 45 31 / 167 108 oder per Mail an badoldesloe.161-reha@arbeitsagentur.de.