Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn im Jahr 2023

Ukraine-Krieg, Inflation, hohe Zinsen und schwache Konjunktur – das Jahr 2023 stand im Zeichen schwieriger Rahmenbedingungen, die sich auch auf den Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn ausgewirkt haben. Das vergangene Jahr war im Wesentlichen von zwei Entwicklungen geprägt, die sich auf den ersten Blick eigentlich gegeneinander ausschließen: Arbeitslosigkeit wie auch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben zugenommen. Ein wesentlicher Faktor bei beiden Entwicklungen: zugewanderte Menschen.

12.03.2024 | Presseinfo Nr. 23

„Fachkräfte“ bleibt das bestimmende Thema für die Unternehmen

Ukraine-Krieg, Inflation, hohe Zinsen und schwache Konjunktur – das Jahr 2023 stand im Zeichen schwieriger Rahmenbedingungen, die sich auch auf den Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn ausgewirkt haben. Das vergangene Jahr war im Wesentlichen von zwei Entwicklungen geprägt, die sich auf den ersten Blick eigentlich gegeneinander ausschließen: Sowohl die Arbeitslosigkeit wie auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben zugenommen. Ein wesentlicher Faktor bei beiden Entwicklungen: zugewanderte Menschen. 
„Auch angesichts schwieriger Rahmenbedingungen hat sich der Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn insgesamt stabil gezeigt. Der anhaltende Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen ist sichtbar und gleichzeitig haben sich die Unternehmen zurückgehalten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in größerem Umfang zu entlassen und sie stattdessen im Unternehmen gehalten. Viele Betriebe haben vakante Stellen, die sie nicht besetzen können, da geeignete qualifizierte Jobsuchende schwer zu finden sind. Zudem wirkt sich die demografische Entwicklung immer stärker in den Belegschaften aus. In zunehmendem Umfang gehen Mitarbeitende in Ruhestand“, bilanziert Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe die Entwicklung im vergangenen Jahr. „Die Zunahme bei Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund bildet sich sowohl in dem Anstieg der Arbeitslosigkeit als auch in einem Plus bei der Beschäftigung ab. Ohne sie wäre die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht mehr gewachsen. Die Zahl der Beschäftigten mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit ist beständig gestiegen, bei Deutschen hingegen seit drei Jahren rückläufig. In der Summe waren im Kreis Stormarn noch nie so viele Menschen in einem Juni sozialversicherungspflichtig beschäftigt.“

Arbeitslosigkeit

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der arbeitslosen Menschen im Kreis Stormarn im Jahresdurchschnitt bei insgesamt 5.083. Das waren 633 oder 14,2 Prozent mehr als 2022*. „Eine deutliche Zunahme gab es bei der Gruppe arbeitsloser Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Bei ihnen stieg die Zahl von 1.481 auf 2.055 im Jahresdurchschnitt und damit um 574 oder 38,8 Prozent zum Vorjahr*. Von den 574 waren 60 bei der Agentur für Arbeit gemeldet, der Großteil von ihnen mit 514 im Jobcenter Stormarn*. Hintergrund für den Anstieg ist im Wesentlichen die Flucht-Migration aus der Ukraine wie auch aus weiteren Asylherkunftsländern. Die geflüchteten Menschen werden im Jobcenter Stormarn betreut. Für sie leistet das Jobcenter eine enorme Arbeit. Ihre Integration ist ein Prozess, der mit dem „Job-Turbo“ jetzt beschleunigt werden soll“, so Wieczorek.
* Bei dem Vergleich ist zu berücksichtigen, dass die aus der Ukraine geflüchteten Menschen erst ab Juni 2022 in der Arbeitslosen-Statistik erfasst wurden und daher der Vergleich der Jahresdurchschnittswerte 2023 zu 2022 so hoch ausfällt.
Die Arbeitslosenquote im Kreis Stormarn blieb im Jahresdurchschnitt 2023 mit 3,8 Prozent weiterhin die niedrigste in Schleswig-Holstein. Sie nahm gegenüber 2022 um 0,4 Prozentpunkte zu.

Stellenmarkt

Im Jahr 2023 hatten die Unternehmen aus dem Kreis Stormarn im Jahresdurchschnitt 2.333 offene sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Das waren 289 weniger als im Vorjahr. „Der Stellenbestand ist gegenüber 2022 gesunken, lag jedoch weiterhin über dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Im Jahresverlauf sind insbesondere die Stellen für Helfertätigkeiten weniger geworden. Waren es im Januar noch 529, ist ihre Zahl zum Jahresende auf 431 und damit um 18,5 Prozent gesunken. Die Nachfrage nach ausgebildeten Kräften und Mitarbeitenden mit höheren Qualifikationen hat zwar auch nachgelassen, jedoch weniger deutlich. Für Jobsuchende mit Berufsabschluss waren es 7,5 Prozent weniger Stellenangebote, bei der Ebene Spezialisten und Experten knapp elf Prozent weniger Stellen als zum Jahresbeginn“, bilanziert Wieczorek. „Bei der Suche nach Arbeitskräften sollten Unternehmen alle Potentiale einbeziehen. Dazu gehören auch langzeitarbeitslose Jobsuchende, Ältere, Menschen mit einer Behinderung oder Migrationshintergrund. Die größte Herausforderung bleibt für die Unternehmen die Suche nach ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften. Transformation und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt und erfordern ein lebenslanges Lernen, um Kenntnisse und Qualifikationen zu erhalten beziehungsweise anzupassen. Die Beratungsfachkräfte im Jobcenter und in der Agentur für Arbeit beraten Unternehmen sowie Jobsuchende und Beschäftigte, wie mit unserer Unterstützung fehlende Berufsabschlüsse nachgeholt und mit Blick in die Zukunft benötigte Qualifikationen erwerben werden können. Eine Hilfestellung bietet zudem das Online-Portal für berufliche Weiterbildung „mein NOW“. Es bietet Unternehmen wie Beschäftigten und Jobsuchenden Informationen zu Berufen und Branchen und hilft bei der Suche nach Weiterbildungsangeboten sowie Förder- und Beratungsmöglichkeiten.“     

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 

Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren im Kreis Stormarn insgesamt 91.604 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 545 oder 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Von ihnen hatten 70,7 Prozent (= 64.764) einen Vollzeitjob und 29,3 Prozent eine sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung (= 26.840). Ausschließlich geringfügig beschäftigt waren weitere 12.828 Menschen.
„In keinem Juni zuvor gingen mehr Menschen im Kreis Stormarn einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Gerade in einer längerfristigen Rückbetrachtung zeigt sich eine beeindruckende Entwicklung im Kreis. Vor fünf Jahren waren im Juni noch 85.218 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit 7,5 Prozent weniger als aktuell. Schaue ich auf das Jahr 2013, so waren es seinerzeit 75.635. Damit lag die Beschäftigung im Juni 2023 rund 21 Prozent über der vor zehn Jahren“, erklärt die Agenturchefin. Wieczorek ist es wichtig, anhand der Daten der vergangenen fünf Jahre darzustellen, warum Zuwanderung für die Unternehmen wichtig ist. „Im Juni 2018 hatten rund 76.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eine deutsche und knapp 8.300 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Im vergangenen Jahr waren es gut 78.900 und 12.700 – damit waren es 2,5 Prozent mehr mit deutscher, aber 53 Prozent mehr Beschäftigte mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Dazu kommt, dass in den vergangenen drei Jahren die Zahl bei den deutschen Arbeitnehmenden um rund 600 gesunken ist, bei denen anderer Staatsangehörigkeiten hingegen um knapp 1.900 zugenommen hat. Ohne sie wäre die Beschäftigung also gesunken und die vorhandene Arbeitskräftelücke noch größer.“  
Die TOP 5-Branchen, in denen die meisten Menschen im Kreis Stormarn zum 30. Juni sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren:

  • Verarbeitendes Gewerbe (20.144 Beschäftigte – plus 0,9 Prozent zum Vorjahr)
  • Handel / Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (19.489 Beschäftigte ¬- minus zwei Prozent) 
  • Gesundheits- und Sozialwesen (12.208 Beschäftigte – plus 0,1 Prozent)
  • Wirtschaftliche Dienstleistungen (10.026 Beschäftigte – plus 1,2 Prozent)
  • Verkehr und Lagerei (6.364 Beschäftigte – minus 0,9 Prozent)