In seinem Heimatland hatte er schon einige Jahre Computertechnik studiert, aber dann zwang ihn der Krieg vor rund sechs Jahren zur Flucht. Sein neues Ziel war ein Informatikstudium in Deutschland. Mit großem Ehrgeiz und beeindruckender Zielstrebigkeit absolvierte der Syrer Sprachkurse und begann tatsächlich vor fünf Jahren an der Hochschule-Albstadt das Studium in seinem Traumberuf. Inzwischen hatte aber die kleine Familie Nachwuchs bekommen, das Geld reichte nicht mehr fürs Studieren. Über Stationen in verschiedenen Unternehmen und in Zeitarbeit gelangte Alkhalil schließlich vor zwei Jahren zur Firma Frei. Er überzeugte dort in seiner Helfertätigkeit mit Fleiß und Zuverlässigkeit, aber der Wunsch nach einem Studium ließ ihn nicht los.
Personalleiter Daniel Speidel und seine Mitarbeiterin Nadine Burkart suchten für ihren Mitarbeiter nach einer Lösung und holten Tanja Modica, Berufsberaterin im Erwerbsleben, mit ins Boot. In der Beratung schlug sie vor, statt des Studiums eine Umschulung zum Fachinformatiker im Betrieb mit finanzieller Unterstützung durch die Agentur für Arbeit zu machen.
„Das war genau die richtige Entscheidung“, stellt Alkhalil rückblickend fest. Gerade die Mischung aus praktischen Ausbildungsinhalten im Betrieb und der Theorie in der Berufsschule passen für ihn perfekt. „So ist er eingebunden in unsere Abläufe und das Ausbildungsteam, hat hier Rückhalt und Unterstützung“, betont Nadine Burkart und lobt seine guten Noten in der Schule. Inzwischen ist er in der Berufsschule zwar der Älteste in der Klasse, aber das stört ihn nicht. „Ich komme gut mit allen zurecht, und mein Fokus liegt sowieso auf dem Lernen“, betont er. Fast die Hälfte der zweijährigen Ausbildungszeit hat er nun schon absolviert. Stolz erzählt er, wie er die Umschulung meistert und weiter seine schon guten Sprachkenntnisse verbessert, das alles mit kleinem Sohn und obwohl auch seine Frau gerade eine Ausbildung macht. Auch in der Freizeit beschäftigt sich der junge Familienvater viel mit Computertechnik, simuliert dort beispielsweise Vorgänge, die er am Arbeitsplatz nicht probieren kann.
„Herr Alkhalil kümmert sich eigentlich um alles, wo ein Kabel dran ist“, so Personalleiter Speidel. „Die Firma Frei hat Herrn Alkhalil damit eine große Chance geboten, und er nutzt sie auf beeindruckende Weise“, freut sich Tanja Modica von Agentur für Arbeit über das Gelingen der Umschulung. Sie rät Arbeitgebern, sich bei Interesse an betrieblichen Umschulungen und finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten an die Agentur für Arbeit zu wenden.
„Wir gehen immer öfter alternative Wege in der Ausbildung, setzen beispielsweise immer öfter auf die Qualifizierung und Weiterbildung unserer eigenen Beschäftigten. Natürlich sind wir auch froh über die Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit“, erzählt Nadine Burkart. Daniel Speidel ergänzt: „Ich bin ein Freund bunter Lebensläufe. Und selbst wenn hier und da der Aufwand für die Umschulung etwas größer ist als in der klassischen Ausbildung, so profitieren wir ja andererseits auch von der viel größeren Lebenserfahrung, die unser Mitarbeiter mitbringt. Es mag abgedroschen klingen, aber ich sehe das als Win-Win-Situation für beide Seiten und hoffe, dass Herr Alkhalil auch nach der Umschulung bei uns bleibt.“