Landauf, landab ist von Fachkräftemangel die Rede. Ein wesentlicher Baustein für Unternehmen zur Deckung ihres Bedarfs an ausgebildetem Fachpersonal ist die betriebliche Ausbildung. Die heimischen Unternehmen haben das längst erkannt und halten weiter an ihrer Ausbildungsabsicht fest. Die große Nachfrage nach Auszubildenden bietet Jugendlichen an der Schwelle von Schule zu Beruf gute Chancen. Deshalb fällt die Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt nach Ende des Berufsberatungsjahres 2021/2022 positiv aus.
„Jugendliche können nach wie vor aus einer Vielzahl an Ausbildungsangeboten wählen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen steigt weiter und liegt wie schon seit vielen Jahren deutlich über der Bewerberzahl. Die meisten Unternehmen haben nach der Corona-Krise und trotz aller derzeitigen wirtschaftlichen Unsicherheiten an ihrer Ausbildungsabsicht festgehalten und weiter nach Nachwuchskräften gesucht. Jugendliche haben dadurch eine große Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt“, kommentiert Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, die statistische Auswertung.
Nachwuchsgewinnung wird schwieriger
Aus Unternehmersicht stellt sich die Lage anders dar. „Die Betriebe suchen intensiv nach Nachwuchskräften und haben so vielen Jugendlichen die Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht. Für die Unternehmen war und ist es aber unter den derzeitigen Bedingungen nicht leicht, ihren Nachwuchs- und Fachkräftebedarf zu sichern. Die Bewerberzahlen sind zwar stabiler als im rückläufigen Landesschnitt, können aber den Bedarf unserer Betriebe bei Weitem nicht decken“, so Traber weiter.
Bilanz für den Agenturbezirk
Rein rechnerisch waren die Chancen auf eine Lehrstelle in diesem Jahr sehr gut, weil die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen deutlich höher war als die der Bewerber. Im Verlauf des Berufsberatungsjahres von Oktober 2021 bis Ende September 2022 waren 1.535 junge Leute als Bewerberin bzw. Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle gemeldet, gleich viele wie im vorangegangenen Berichtszeitraum.
Das Angebot an gemeldeten Stellen ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 8 Prozent gestiegen. Betriebe und Verwaltungen suchten mit Hilfe der Berufsberatung rund 3.220 Auszubildende, 240 mehr als im Jahr zuvor.
Situation in den Landkreisen unterschiedlich
Im Zollernalbkreis ist die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent gesunken, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 8,5 Prozent gestiegen. 945 Ausbildungsplatzsuchenden stehen 1.690 Ausbildungsstellen gegenüber. Im Landkreis Sigmaringen stieg die Bewerberzahl um 2,6 Prozent, das Ausbildungsstellenangebot nahm um 7,8 Prozent zu. Den 590 Bewerberinnen und Bewerbern stehen damit 1.535 Stellen gegenüber.
Noch nicht alle Jugendliche versorgt
Mit Unterstützung der Berufsberatung fanden 775 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, rund die Hälfte aller Bewerber. 250 junge Frauen und Männer entschieden sich für weiteren Schulbesuch, ein Studium oder Praktikum, 160 für ein Arbeitsverhältnis oder einen sozialen Dienst. Am Ende des Berufsberatungsjahres blieben zunächst 75 Jugendliche unversorgt und hatten auch keine Alternative zu einem Ausbildungsplatz in der Tasche. Für sie bemühen sich die Kolleginnen und Kollegen in der Berufsberatung intensiv um schnelle, gute Lösungen.
Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen geht zurück
Trotzdem sind zum Ende des Berichtszeitraums fast 400 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben (knapp 150 im Zollernalbkreis und 250 im Landkreis Sigmaringen), fast 90 als im Jahr zuvor. „Die offen gebliebenen Stellen bedeuten einen nicht gedeckten Nachwuchskräftebedarf unserer Unternehmen. Wir lassen da nicht nach“, betont Traber, „sondern versuchen in den nächsten Wochen, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite jede Lücke zu schließen“.