Landauf, landab ist von Fachkräftemangel die Rede. Ein wesentlicher Baustein für Unternehmen zur Deckung ihres Bedarfs an ausgebildetem Fachpersonal ist die betriebliche Ausbildung. Die heimischen Unternehmen haben das längst erkannt und halten weiter an ihrer Ausbildungsabsicht fest. Die große Nachfrage nach Auszubildenden bietet Jugendlichen an der Schwelle von Schule zu Beruf gute Chancen. Deshalb fällt die Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt nach Ende des Berufsberatungsjahres 2022/2023 positiv aus.
Zitat:„Jugendliche können nach wie vor aus einer Vielzahl an Ausbildungsangeboten wählen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen steigt weiter und liegt wie schon seit vielen Jahren deutlich über der Bewerberzahl. Die meisten Unternehmen haben nach der Corona-Krise und trotz aller derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten an ihrer Ausbildungsabsicht festgehalten und weiter nach Nachwuchskräften gesucht. Jugendliche haben dadurch eine große Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt“, kommentiert Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, die statistische Auswertung.
Nachwuchsgewinnung wird schwieriger
Aus Unternehmersicht stellt sich die Lage anders dar. „Die Betriebe suchen intensiv nach Nachwuchskräften und haben so vielen Jugendlichen die Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht. Für die Unternehmen war und ist es aber unter den derzeitigen Bedingungen nicht leicht, ihren Nachwuchs- und Fachkräftebedarf zu sichern. Die Bewerberzahlen können den Bedarf unserer Betriebe bei Weitem nicht decken“, so Traber weiter.
Bilanz für den Agenturbezirk
Rein rechnerisch waren die Chancen auf eine Lehrstelle in diesem Jahr sehr gut, weil die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen mehr als doppelt so hoch war wie die der Bewerberinnen und Bewerber. Im Verlauf des Berufsberatungsjahres von Oktober 2022 bis Ende September 2023 waren 1.520 junge Leute als Bewerberin bzw. Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle gemeldet, annähernd gleich viele wie im vorangegangenen Berichtszeitraum. Das Angebot an gemeldeten Stellen ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um fast 4 Prozent gestiegen. Betriebe und Verwaltungen suchten mit Hilfe der Berufsberatung und Ausbildungsstellenvermittlung rund 3.340 Auszubildende, 120 mehr als im Jahr zuvor.
Situation in den Landkreisen unterschiedlich
Im Zollernalbkreis ist die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr um 13 Personen bzw. 1,4 Prozent gesunken, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 4,5 Prozent gestiegen. 930 Ausbildungsplatzsuchenden stehen 1.760Ausbildungsstellen gegenüber. Im Landkreis Sigmaringen blieb die Bewerberzahl unverändert, das Ausbildungsstellenangebot nahm um 3,0 Prozent zu. Den 590 Bewerberinnen und Bewerbern stehen damit 1.580 Stellen gegenüber.
Noch nicht alle Jugendliche versorgt
Mit Unterstützung der Berufsberatung fanden 790 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, mehr als die Hälfte aller Bewerberinnen und Bewerber. 240 junge Frauen und Männer entschieden sich für weiteren Schulbesuch, ein Studium oder Praktikum, 170 für ein Arbeitsverhältnis, eine berufsvorbereitende Maßnahme oder einen sozialen Dienst. Am Ende des Berufsberatungsjahres blieben zunächst noch einige Jugendliche unversorgt und hatten auch keine Alternative zu einem Ausbildungsplatz in der Tasche. Um sie bemühten und bemühen sich die Kolleginnen und Kollegen in der Berufsberatung intensiv. Im Rahmen der so genannten Nachvermittlungsaktion konnte inzwischen für die allermeisten von ihnen eine Lösung gefunden werden. "Auch für die wenigen noch Unversorgten ist es noch nicht zu spät für einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr und wir behalten sie weiter im Blick, so lange sie unsere Hilfe brauchen", betont Traber.
Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen geht zurück
Trotzdem sind zum Ende des Berichtszeitraums fast 450 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben (im Zollernalbkreis im Landkreis Sigmaringen zu gleichen Teilen), 50 mehr als im Jahr zuvor. Aber auch hier zeigt die Nachvermittlungsaktion bereits spürbare Wirkung. Bis Mitte November konnte die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen auf nur noch knapp über 80 reduziert werden. „Die restlichen offen gebliebenen Stellen bedeuten einen nicht gedeckten Nachwuchskräftebedarf unserer Unternehmen. Wir lassen da nicht nach“, betont Traber, „sondern versuchen in den nächsten Wochen, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite jede Lücke zu schließen“.