Landauf, landab ist von Arbeits- und Fachkräftemangel die Rede. Ein wesentlicher Baustein für Unternehmen zur Deckung ihres Bedarfs an ausgebildetem Fachpersonal ist die betriebliche Ausbildung. Die heimischen Unternehmen haben das längst erkannt und halten weiter an ihrer Ausbildungsabsicht fest. Die große Nachfrage nach Auszubildenden bietet Jugendlichen an der Schwelle von Schule zu Beruf gute Chancen. Deshalb fällt die Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt nach Ende des Berufsberatungsjahres 2023/2024 trotz der großen Lücke zwischen Angebot und Nachfrage positiv aus.
Zitat:„Jugendliche können nach wie vor aus vielen Ausbildungsangeboten wählen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist zwar erstmals seit einigen Jahren leicht rückläufig, liegt aber dennoch wie schon seit vielen Jahren deutlich über der Bewerberzahl. Die meisten Unternehmen haben trotz aller derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten an ihrer Ausbildungsabsicht festgehalten und weiter nach Nachwuchskräften gesucht. Jugendliche haben dadurch eine große Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt“, kommentiert Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, die statistische Auswertung.
Nachwuchsgewinnung wird schwieriger
Aus Unternehmersicht stellt sich die Lage anders dar. „Die Betriebe suchen intensiv nach Nachwuchskräften und haben vielen Jugendlichen die Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht. Für die Unternehmen war und ist es aber unter den derzeitigen Bedingungen nicht leicht, ihren Nachwuchs- und Fachkräftebedarf zu sichern. Die weiter sinkenden Bewerberzahlen können den Bedarf unserer Betriebe bei Weitem nicht decken“, so Traber weiter.
Bilanz für den Agenturbezirk
Rein rechnerisch waren die Chancen auf eine Lehrstelle in diesem Jahr sehr gut, weil die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen mehr als doppelt so hoch war wie die der Bewerberinnen und Bewerber. Im Verlauf des Berufsberatungsjahres von Oktober 2023 bis Ende September 2024 waren 1.430 junge Leute als Bewerberin bzw. Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle gemeldet, rund 6 Prozent weniger als im vorangegangenen Berichtszeitraum. Das Angebot an gemeldeten Stellen ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr nur um knapp zwei Prozent gesunken. Betriebe und Verwaltungen suchten mit Hilfe der Berufsberatung und Ausbildungsstellenvermittlung rund 3.290 Auszubildende, 60 weniger als im Jahr zuvor.
Situation in den Landkreisen unterschiedlich
Im Zollernalbkreis ist die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr um 10 Personen bzw. 1,1 Prozent gesunken, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 3,6 Prozent. 920 Ausbildungsplatzsuchenden stehen 1.700 Ausbildungsstellen gegenüber. Im Landkreis sank die Bewerberzahl um 90 bzw. 14,6 Prozent, also deutlich stärker, während das Ausbildungsstellenangebot um 0,4 Prozent zunahm. Den 505 Bewerberinnen und Bewerbern stehen damit 1.590 Stellen gegenüber.
Noch nicht alle Jugendliche versorgt
Mit Unterstützung der Berufsberatung fanden 710 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, mehr als die Hälfte aller Bewerberinnen und Bewerber. 240 junge Frauen und Männer entschieden sich für weiteren Schulbesuch, ein Studium oder Praktikum, 130 für ein Arbeitsverhältnis, eine berufsvorbereitende Maßnahme oder einen sozialen Dienst. Am Ende des Berufsberatungsjahres blieben zunächst noch einige Jugendliche unversorgt und hatten auch keine Alternative zu einem Ausbildungsplatz in der Tasche. Um sie bemühten und bemühen sich die Kolleginnen und Kollegen in der Berufsberatung intensiv. Im Rahmen der so genannten Nachvermittlungsaktion konnte inzwischen für die allermeisten von ihnen eine Lösung gefunden werden. "Auch für die wenigen noch Unversorgten ist es noch nicht zu spät für einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr und wir behalten sie weiter im Blick, so lange sie unsere Hilfe brauchen", betont Traber.
Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen geht zurück
Trotzdem sind zum Ende des Berichtszeitraums fast 480 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben, davon 260 im Zollernalbkreis und 220 im Landkreis Sigmaringen. Aber auch hier zeigt die Nachvermittlungsaktion bereits spürbare Wirkung. Bis Anfang November konnte die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen weiter reduziert werden. „Die restlichen offen gebliebenen Stellen bedeuten einen nicht gedeckten Nachwuchskräftebedarf unserer Unternehmen. Wir lassen da nicht nach“, betont Traber, „sondern versuchen in den nächsten Wochen, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite jede Lücke zu schließen“.