Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg im Juni 2021 (aktuellster Stichtag) mit 246 737 Männern und Frauen trotz der andauernden Corona Krise einen neuen Höchststand erreicht. Binnen eines Jahres stieg die Zahl um 2 393 Personen oder 1,0 Prozent an (Juni 2020: 244 344). Durch die im März 2020 begonnene Corona Krise war die Beschäftigung im letzten Jahr um 767 bzw. 0,3 Prozent leicht gesunken. Die Zahl der Beschäftigten ist mittlerweile sogar um 1 626 Personen (+0,7 Prozent) größer als im Juni 2019, dem Jahr vor der Krise. Seit dem Ende der Weltwirtschaftskrise in 2010 beläuft sich das Beschäftigtenwachstum bis dato auf 36 470 hinzugewonnene Arbeitsplätze bzw. einem Plus von 17,3 Prozent. Überproportional ist im letzten Jahr die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Ausländer gestiegen (+10,3 Prozent bzw. 2 067 im Vergleich zu Juni 2020). 86,4 Prozent aller neugeschaffenen Arbeitsplätze wurden rein rechnerisch von ihnen besetzt. Ihr Anteil an allen Beschäftigten liegt mit 22 165 Personen bei 9,0 Prozent. Zum Vergleich – in den letzten fünf Jahren ist ihre Zahl um 80,7 Prozent bzw. 9 899 gestiegen. Der demografische Wandel mach sich zunehmend bemerkbar. Gut jeder vierte Beschäftigte (22,6 Prozent bzw. 55 792) ist mindestens 55 Jahre alt und scheidet in den nächsten zehn Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Lediglich jeder zehnte (10,6 Prozent, 26 172) ist jünger als 25.
Nach Branchen gab es in 2021 absolut betrachtet aufgrund der Herausforderungen zur Bekämpfung der Pandemie die stärkste Zunahme im Bereich öffentliche Verwaltung (+3 222 oder + 30,2 Prozent). In der Zeitarbeit stieg die Beschäftigung um 1 703 bzw. 81,0 Prozent auf insgesamt 3 806, bei Immobilien und freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen um 738 (+6,3 Prozent), bei Heimen und Sozialwesen um 408 (+2,4 Prozent) sowie bei Verkehr und Lager um 404 (+3,3 Prozent).
Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung in der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie (–1 484 oder –3,4 Prozent). Im Gastgewerbe ging die Beschäftigung trotz der andauernden Einschränkungen verhältnismäßig moderat um 130 Personen (-2,2 Prozent) zurück. Jedoch gab es hier bereits in 2020 zu Beginn der Krise mit dem Lockdown einen deutlichen Beschäftigungsabbau um 574 bzw. 8,7 Prozent.
Zweites Jahr Corona Krise – Arbeitslosigkeit weiter auf Erholungskurs
Mit durchschnittlich 12 053 arbeitslos gemeldeten Männern und Frauen hat sich die Arbeitslosigkeit 2021 gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent verringert (-516 Personen). Obwohl sich die Konjunktur aufgrund der im März 2020 begonnen rein pandemiebedingten Krise kontinuierlich erholte, lag die Zahl der Arbeitslosen im Schnitt um 17,7 Prozent bzw. 1 809 Personen deutlich über dem Vorkrisenniveau von 2019.
Die Arbeitslosenquote ist seit dem Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gesunken und betrug im Jahresdurchschnitt 3,4 Prozent. Vor zwei Jahren lag sie bei 2,9 Prozent. Die Jugendlichen profitierten überproportional von der zunehmenden Einstellbereitschaft der Betriebe. Ihre Arbeitslosigkeit ging im Schnitt um 13,1 Prozent (-182) auf 1 208 zurück. Aber auch die Zahl der arbeitslosen Ausländer reduzierte sich um 3,5 Prozent (-76) auf 2 077.
Die der Personen ab 50 (+3,0 Prozent auf 5 176) sowie der schwerbehinderten Menschen (+4,3 Prozent auf 1 441) erhöhte sich hingegen noch leicht. Mit einem Zuwachs um 28,5 Prozent (+741) auf 3 340 ist die Gruppe der Langzeitarbeitslosen noch am stärksten von den Folgen der Krise betroffen. Fachkräftesicherung und Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit sind die große Herausforderung der kommenden Jahre.
Im Bereich des SGB III ging die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu 2020 aufgrund des wieder hohen Fachkräftebedarfs bereits um 9,3 Prozent (-764 Personen) auf
7 415 zurück, während sie bei den Jobcentern noch um 5,7 Prozent (+248 Personen) auf 4 637 größer wurde. Auch im SGB II Bereich war aber die Arbeitslosigkeit seit August wieder kontinuierlich rückgängig.
Entlassungsrisiko und Jobchancen wieder auf Vorkrisenniveau
Im Jahr 2021 verloren 15 629 Männer und Frauen ihre Beschäftigung. Das waren trotz der andauernden Krise 13,3 Prozent (-2 388 Personen) weniger als im Vorjahr. Das Entlassungsrisiko lag sogar um 11,6 Prozent (-2 057) unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Hintergrund ist, dass die im April 2020 zu Beginn der Krise plötzliche Entlassungswelle bereits nach zwei Monaten durch die massive Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld gestoppt werden konnte. Danach setzte peu à peu der Abbau der Arbeitslosigkeit wieder ein, der auch das gesamte Jahr 2021 über anhielt.
In den letzten zwölf Monaten fanden 14 263 Arbeitslose eine neue Beschäftigung. Das waren 2,3 Prozent oder 327 mehr als im Vorjahr und 0,2 Prozent bzw. 34 mehr als in 2019. Eine Ausbildung oder geförderte berufliche Qualifizierung nahmen 7 109 arbeitslose Personen auf, 418 oder 5,6 Prozent weniger als letztes Jahr und 22,6 Prozent (-2071) weniger als im Jahr vor der Krise. Hier wirkten sich die die Folgen der Beschränkungen von Präsenzunterricht weiterhin spürbar aus.
Stellenmarkt – Jobchancenrekord seit Gründung der BRD
Im Jahresdurchschnitt hatte der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg 7 590 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote im Bestand. Das waren über ein Fünftel (+21,9 Prozent bzw. 1 364) mehr als im Vorjahr. Aufgrund der zügigen Erholung großer Teile der Wirtschaft und des massiv gestiegenen Personalbedarfs der Firmen erreichte der Stellenpool seinen Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 72 Jahren.
Dem Arbeitgeberservice wurden im vergangenen Jahr insgesamt 21 125 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote gemeldet. Das waren 5 430 mehr Stellen (+34,6 Prozent) als im Vorjahr und 18,8 Prozent (+3 349) mehr als in 2019.
Bedingt durch die Folgen der Corona Krise gab es in diesem Jahr erneut einen spürbaren Rückgang an gemeldeten Ausbildungsstellen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen hat mit insgesamt 4 949 Plätzen um 433 (-8,0 Prozent) seit 2020 abgenommen. Dennoch setzte sich die seit neun Jahren andauernde Entwicklung zum Bewerbermarkt in allen Regionen des Agenturbezirks fort.
Auf 100 Jugendliche kamen rein statistisch 189 gemeldete Lehrstellen. Es blieben 924 Ausbildungsplätze unbesetzt, 60 (+6,9 Prozent) mehr als im Vorjahr. 53 Bewerber waren noch auf Lehrstellensuche, so viele wie in 2020.
Bewährter Wellenberecher
Kurzarbeit bietet klare Perspektiven und sichert Arbeitsplätze
Im Februar zur Hochphase des damals seit drei Monaten andauernden harten Lockdowns bezogen im Agenturbezirk insgesamt 3 294 Betriebe für 25 102 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. 10,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Der durchschnittliche Arbeitsausfall lag damals pro Kurzarbeiter bei 47,9 Prozent. Auf Vollzeitstellen gerechnet, konnten so 12 015 Arbeitsplätze gerettet werden (Kurzarbeit auf Vollzeitäquivalente gerechnet). Mit dem Ende des Lockdowns verlagerten sich die Ursachen für die Kurzarbeit im Verlauf des Jahres zunehmend auf Lieferengpässe und Rohstoffmangel wie z.B. bei Automobilzulieferern. Corona spielte kaum noch eine Rolle. Die Kurzarbeiterquote sank allein bis August (aktuellster Wert) auf lediglich 2,2 Prozent.
„Seit der Ankündigung und der Ergreifung erneuter Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Corona Welle im letzten Quartal des Jahres zog die Kurzarbeit jedoch wieder relativ sprunghaft an. Erneut waren überwiegend der Einzelhandel, der Hotel- und Gaststättenbereich, Dienstleister wie z.B. Friseure, Kosmetiker, die Veranstaltungsbranche, Schausteller aber auch Automobilzulieferer betroffen. Wir haben daher unverzüglich das Personal zur Bearbeitung von Kurzarbeitergeld mit erfahrenen Mitarbeitern der vorherigen Wellen wieder aufgestockt, um die rechtzeitige Auszahlung zu gewährleisten.“ – So das Fazit von Stefan Trebes, dem Leiter der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg.
Rückblick und Ausblick
Resümee von Stefan Trebes, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg: „Obwohl die Corona Krise auch im vergangenen Jahr das öffentliche Leben sehr stark bestimmte und beeinträchtigte, entwickelte sich der Arbeitsmarkt in der Region erstaunlich positiv. Die umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen trugen einen wesentlichen Beitrag dazu bei. Insbesondere die Kurzarbeit bewährte sich erneut wie bereits in der Finanzkrise in 2009 und sicherte zigtausend Arbeitsplätze. Während sich die Industrie in weiten Teilen wieder zügig erholte, wurde die Situation für viele Selbständige und kleine Unternehmen von Corona Welle zu Welle immer prekärer. Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine größere Insolvenzwelle. Jedoch musste so mancher Einzelhändler, Frisör, Gastwirt, Künstler oder Schausteller aufgeben. Diese Schicksale erscheinen in keiner Statistik. Die während der Krise überproportional wieder gestiegene Langzeitarbeitslosigkeit stellt uns vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig sind Fachkräfte begehrter denn je.
Zukunftsthemen legen auch während einer Pandemie keine Pause ein. Und so beschäftigten uns durchgängig die Themen wie Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Weiterqualifizierung sowie Transformationsprozesse der Industrie. Diese erfordern in den kommenden Jahren gemeinsame Anstrengungen aller Akteure am Arbeitsmarkt.
Lieferschwierigkeiten und Corona halten uns weiter auf Trab. Viele Betriebe werden an ihren Mitarbeitern festhalten, was die bisher gemachten Erfahrungen belegen. Das Kurzarbeitergeld bietet hier ein geeignetes Hilfsmittel.“