Nach dem goldenen Oktober, der einen dynamischen Herbstaufschwung bescherte, nahm die Arbeitslosigkeit erstmals seit neun Jahren wieder im Verlauf eines Novembers mit Beginn der kalten Jahreszeit leicht zu. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 72 Personen (+0,7 Prozent) auf 10 993.
Da die Jobcenter seit Juni die Geflüchteten aus der Ukraine betreuen, liegt die Arbeitslosigkeit um 818 Personen (+8,0 Prozent) über dem Vorjahreswert. Insgesamt sind 978 Ukrainer als arbeitslos gemeldet, 71 weniger als im Oktober.
Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Monat zuvor weiterhin 3,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 2,9 Prozent.
Die Jugendarbeitslosigkeit (bis 25 Jahre) sank sogar im letzten Monat um 8,0 Prozent bzw. 76 Personen auf 871. Im Vorjahresvergleich sind es jetzt 2,4 Prozent weniger, während es im Oktober noch 0,6 Prozent mehr als in 2021 gewesen sind.
Arbeitsmarktentwicklung
Noch alles offen - Bewusster entscheiden
„Seit der zweiten Monatshälfte bekamen wir zunehmend saisonale Arbeitslosmeldungen, wobei ein fester Wiedereinstellungstermin meist bereits feststeht. Der seit Oktober geltende neue Mindestlohn von 12 Euro wirkte sich bisher weder negativ in Form von Kündigungen aus, noch positiv in dem Stellen zügiger besetzt werden können. Die Jobchancen sind auch für lebenserfahrene Fachkräfte weiterhin gut. Trotz Materialengpässen, Inflation und gestiegener Energiekosten sind nach wie vor nahezu unverändert viele Stellen gemeldet.
Die Firmen treffen Personalentscheidungen bewusster mit Blick auf die noch offene Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung aber auch dem Fachkräftemangel. Das Konsumverhalten ist trotz der Verunsicherungen relativ hoch. Ich persönlich erteile einer von Pessimisten propagierten BANI Welt eine klare Absage. Vor gut zwanzig Jahren noch verließen viele Menschen unsere Heimat, da sie hier für sich keine berufliche Zukunft sahen. Heute ist es genau umgekehrt. Der zunehmende Fachkräftemangel sorgt dafür, dass wir sogar weltweit auf der Suche nach Arbeitskräften für unsere Region sind.“ - erklärt Stefan Trebes, der Leiter der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Kurzarbeit – Wieder viel nachgefragt
Im Juli 2022 (Hochrechnung aktuellster Wert) bezogen im Agenturbezirk insgesamt 79 Betriebe für 1 530 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Lediglich 0,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Die Zahl der Firmen nahm seit Juni um 71,0 Prozent (-193) ab, die der Kurzarbeiter um 48,3 Prozent (-1 431). Stefan Trebes zur gegenwärtigen Situation: „Aktuell ist kein überproportionaler Anstieg der Kurzarbeit in Sicht. Seit einigen Wochen nehmen die Anfragen für Kurzarbeit wieder spürbar zu. Viele Firmen informieren sich derzeit jedoch nur vorsorglich. Der überwiegende Teil von ihnen ist guter Dinge, bis zum Frühling durchhalten zu können und wartet bis dahin die Entwicklung ab.“
Herbstaufschwung verabschiedet sich leise in den Regionen
Der Arbeitsmarkt der Agentur Bamberg-Coburg umfasst folgende Gebietskörperschaften: Stadt und Landkreis Bamberg, Stadt und Landkreis Coburg sowie die Landkreise Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Zu Beginn der kalten Jahreszeit flaute der Herbstaufschwung allmählich ab. Lediglich in der Stadt Bamberg (-4,8 Prozent) und im Landkreis Forchheim (-0,3 Prozent) sank die Arbeitslosigkeit erneut im November. In allen anderen Regionen und damit auf Agenturebene erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen saisonal bedingt bereits wieder leicht. Den größten Anstieg hatten die Landkreise Kronach (+7,6 Prozent) und Coburg (+2,6 Prozent), gefolgt von der Stadt Coburg (+1,6 Prozent), dem Bamberger Land (+0,9 Prozent) sowie Lichtenfels (+0,5 Prozent).
lnfolge der bundesweiten Übernahme der Betreuung ukrainischer Flüchtlinge durch die Jobcenter seit Juni liegt die Zahl der Arbeitslosen seit November erstmals in allen Regionen über dem Vorjahresniveau. Die Stadt Coburg (+18,8 Prozent), Lichtenfels (+12,0 Prozent) sowie die Landkreise Bamberg (+7,4 Prozent) und Coburg (+7,4 Prozent) verzeichnen den größten Anstieg, gefolgt von Forchheim (+5,7 Prozent), der Stadt Bamberg (+4,4 Prozent) und Kronach (+4,3 Prozent).
Die Landkreise Bamberg (2,3 Prozent), Forchheim (2,7 Prozent) und Kronach (2,9 Prozent) haben die niedrigsten Arbeitslosenquoten und weiterhin Vollbeschäftigung. In der Stadt Coburg ist sie mit 5,7 Prozent am höchsten.
Stellenmarkt – Erstmalig über 10.000 Jobangebote in einem November
Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg bekam im November 1 598 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Das sind lediglich 3,2 Prozent bzw. 53 weniger als im Vorjahr. Der Rückgang entfällt fast ausschließlich auf den Bereich der Zeitarbeit.
Der Stellenpool verbucht einen historischen Höchststand mit 10 018 Beschäftigungsangeboten in einem November. Das ist ein Plus von 1.624 bzw. 19,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auf 100 Jobangebote kommen derzeit gerade Mal 110 potentielle arbeitslose Bewerber. Ungefähr drei Viertel der Jobofferten sind für Fachkräfte bestimmt.
Die Firmen meldeten dem Arbeitgeberservice im vergangenen Monat ihre Beschäftigungsangebote aus allen Bereichen. Im Bestand befindet sich ein Stellenmix aus allen Branchen. Der Großteil des Personalbedarfs entfällt auf die folgenden Berufssegmente: 1 516 Verkehr und Logistik, 1 505 Fertigungsberufe, 1 424 Fertigungstechnik, 1 006 Gesundheitsberufe, 901 Handel, 865 Bau- und Ausbauhandwerk sowie 682 Lebensmittel- und Gastgewerbe.
Die größten Zuwächse seit dem Vorjahr verzeichnen Berufe im Sicherheitsbereich mit plus 46,1 Prozent, Unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe (+32,8 Prozent), Fertigungstechnik (+29,0 Prozent), Fertigungsberufe (+26,0 Prozent), soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe (+25,7 Prozent), Unternehmensführung und -organisation (+24,1 Prozent) sowie Verkehr und Logistik (+23,7 Prozent).
Jobcenter – Bürgergeld kommt rechtzeitig zum neuen Jahr
In den Jobcentern des Agenturbezirks waren Ende November 5 236 Personen arbeitslos gemeldet. Dies sind 59 Menschen oder 1,1 Prozent weniger als im Vormonat. Der gesamte Anstieg der Arbeitslosigkeit entfiel im letzten Monat somit auf den
Versichertenbereich des SGB III. Im November melden sich bei der Arbeitsagentur saisonal bedingt erste Personen arbeitslos. Daher erhöhte sich dort gegen Ende der Herbstbelebung die Zahl der Arbeitslosen leicht um 2,3 Prozent (+131) auf 5 757 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr sind es jedoch 3,1 Prozent bzw. 186 Menschen weniger. Im Rechtskreis des SGB II sind es hingegen 1 004 Personen (+23,7 Prozent) mehr als in 2021. Der Grund dafür liegt in der Betreuung der Flüchtlinge aus der Ukraine, die seit Juni auch in der Arbeitslosenstatistik mitgezählt werden. Aktuell sind es 978 Personen. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen (66,2 Prozent). Stefan Trebes zum Bürgergeld, das die Grundsicherung zum 1. Januar ablösen wird: „Wir haben nun eine rechtsverbindliche Entscheidung und können mit der praktischen Umsetzung starten. Die erhöhten Regelsätze werden wir pünktlich zum Januar auszahlen. Es ist für das Bürgergeld kein neuer Antrag notwendig. Wer über den Jahreswechsel hinaus Leistungen des Jobcenters bezieht, bekommt automatisch den höheren Regelsatz ausgezahlt. Der Wegfall des Vermittlungsvorrangs bedeutet für unsere sieben Jobcenter keinen Paradigmenwechsel in der Arbeitsweise, da wir für eine dauerhafte berufliche Integration schon immer Wert auf eine fundierte berufliche Qualifizierung der Kunden setzen.“
Arbeitsmarktentwicklung in den Regionen
Stadt Coburg
In diesem Jahr nahm die Arbeitslosigkeit in der Stadt Coburg bereits im November um 20 Personen (+1,6 Prozent) auf 1 292 leicht zu. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 204 Personen oder 18,8 Prozent. 13,0 Prozent weniger Menschen verloren ihre Beschäftigung als im November 2021, während 13,2 Prozent weniger eine neue Arbeit aufnahmen. Die Arbeitslosenquote stieg seit Oktober um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent (Vorjahr 4,7 Prozent).
Im November meldeten Coburger Betriebe dem Arbeitgeberservice 147 sozialversicherungspflichtige Stellen, 24,6 Prozent (-43) weniger als vor einem Jahr. Die Vermittler führen im Bestand aktuell 1 386 Arbeitsplatzangebote, über ein Drittel (+35,1 Prozent) bzw. 360 mehr als vor zwölf Monaten. Coburg verzeichnet agenturbezirksweit den kräftigsten Bestandszuwachs an Stellen.
Landkreis Coburg
Zum Beginn der kalten Jahreszeit stieg die Arbeitslosigkeit im Landkreis Coburg erstmals wieder leicht um 43 Personen (+2,6 Prozent) auf 1 669 Im Vergleich zum November 2021 gab es 115 mehr Arbeitslose (+7,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote legte um 0,1 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent zu (Vorjahr 3,1 Prozent). Es verloren 12,4 Prozent mehr Menschen ihre Beschäftigung als vor einem Jahr, gleichzeitig beendeten 8,2 Prozent weniger ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung.
Der Arbeitgeberservice konnte im November 250 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote aus dem Landkreis entgegennehmen, 63 oder 33,7 Prozent mehr als vergangenes Jahr. Im Bestand gibt es aktuell 1 474 Beschäftigungsangebote, 369 (+33,4 Prozent) mehr als vor zwölf Monaten.
Landkreis Kronach
Nach einem kräftigen Rückgang durch die Herbstbelebung im Oktober begann die Arbeitslosigkeit im November mit Umstellung auf die Winterzeit wieder zu steigen. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich im Landkreis Kronach um 77 Personen oder 7,6 Prozent. Am Monatsende waren 1 093 Menschen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahresmonat nahm ihre Zahl um 45 bzw. 4,3 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote stieg seit Oktober um 0,2 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent (Vorjahr 2,7 Prozent). Das ist weiterhin Vollbeschäftigung. Es verloren 23,7 Prozent mehr Menschen ihre Beschäftigung als vor einem Jahr. Gleichzeitig konnten genauso viele ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung beenden wie in 2021.
Aus dem Landkreis Kronach gingen im letzten Monat 203 versicherungspflichtige Stellenangebote beim Arbeitgeberservice ein. Das sind 57,4 Prozent (+74 Offerten) mehr als im Vorjahr. Der Landkreis verzeichnet den größten Anstieg beim Stellenzugang im Vorjahresvergleich im gesamten Agenturbezirk. Der Schwerpunkt des Zuwachses entfällt auf das Verarbeitende Gewerbe und das Bauhandwerk. Es gibt momentan 840 Arbeitsplatzangebote im Bestand, plus 73 bzw. 9,5 Prozent gegenüber 2021.
Landkreis Lichtenfels
Im Landkreis Lichtenfels zeigten sich mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit bereits die ersten Vorboten des Winters. Zum Ende des Herbstaufschwungs im November nahm sie um 0,5 Prozent bzw. 7 Personen auf 1 316 Personen zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um 141 Menschen bzw. 12,0 Prozent größer geworden. In den letzten vier Wochen verloren 28,6 Prozent mehr Menschen ihre Stelle als im Vorjahresmonat, 9,7 Prozent weniger nahmen eine Beschäftigung auf. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3,4 Prozent. Vor einem Jahr lag ihr Wert bei 3,0 Prozent. Fachkräfte sind weiterhin sehr begehrt und werden in einigen Bereichen knapp. Teilweise wechseln Facharbeiter aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten wegen höherer Löhne und besseren Sozialleistungen zu tariflich organisierten Betrieben.
Beim Arbeitgeberservice gingen aus dem Landkreis Lichtenfels 285 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote ein, 12,0 Prozent (-39) weniger als im Vorjahr. Die Vermittlungsprofis betreuen aktuell 1 332 Arbeitsplatzangebote, 90 Jobchancen (+7,2 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Rein statistisch betrachtet entfallen auf 100 gemeldete Stellenangebote lediglich 99 potentielle arbeitslose Bewerber, d.h. es gibt mehr Jobangebote als Arbeitslose.
Bamberg Stadt
Nachdem die Herbstbelebung heuer im Oktober in Schwung kam, ging die Arbeitslosigkeit auch im November erneut spürbar, um weitere 88 Personen (-4,8 Prozent), zurück. Aktuell sind 1 749 Menschen arbeitslos gemeldet, 4,4 Prozent bzw. 73 mehr als vor einem Jahr. In den letzten vier Wochen verloren 6,9 Prozent mehr Personen ihre Beschäftigung als letztes Jahr. Gleichzeitig fanden 10,1 Prozent weniger eine neue berufliche Perspektive als im November 2021. Die Arbeitslosenquote sank in den letzten vier Wochen um 0,2 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent (Vorjahr 4,0 Prozent).
Im November meldeten die Unternehmen aus dem Stadtgebiet 255 sozialversicherungspflichtige Stellen, 20,1 Prozent weniger (-64) als vor einem Jahr. Im Bestand betreut der Arbeitgeberservice aktuell 1 833 Beschäftigungsangebote, 212 (+13,1 Prozent) mehr als im Vorjahr.
Landkreis Bamberg
Im Bamberger Land nahm die Arbeitslosigkeit zum Ausklang des Herbstaufschwungs erstmals wieder leicht zu. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 18 Menschen oder 0,9 Prozent auf 2 064 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit um 143 Personen bzw. 7,4 Prozent größer geworden. Es verloren 10,1 Prozent mehr ihre Arbeitsstelle als im November 2021. Gleichzeitig fanden 11,0 Prozent weniger einen neuen Job. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 2,3 Prozent (2,2 Prozent Vorjahr). Das ist Vollbeschäftigung und die niedrigste Quote im Agenturbezirk.
Aus dem Landkreis Bamberg gingen in diesem Monat 200 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote bei den Vermittlungsexperten ein, 20,6 Prozent (-52) weniger als vor zwölf Monaten. Im Stellenpool des Arbeitgeberservice befinden sich aktuell
1 947 Beschäftigungsangebote, 331 oder 20,5 Prozent mehr als im November 2021.
Landkreis Forchheim
Im Landkreis Forchheim, dem Tor zur fränkischen Schweiz, setzte sich die Herbstbelebung bis in die zweite Novemberhälfte fort. Die Zahl der Arbeitslosen nahm in den vergangenen vier Wochen leicht um 0,3 Prozent (-5 Personen) auf 1 810 ab. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um 97 Menschen bzw. 5,7 Prozent. Im letzten Monat wurden so viele Personen entlassen wie vor einem Jahr, 17,2 Prozent weniger fanden einen neuen Job. Die Arbeitslosenquote blieb im November unverändert bei 2,7 Prozent (Vorjahresniveau 2,5 Prozent). Das ist Vollbeschäftigung.
In diesem Monat bekam der Arbeitgeberservice 258 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote aus der Wirtschaft gemeldet, 5,3 Prozent (+13) mehr als im November letzten Jahres. Im Bestand gibt es 1 206 Vakanzen. Vor zwölf Monaten waren es 18,6 Prozent (-189) weniger.