Winter und abnehmende Arbeitskräftenachfrage belasten Arbeitsmarkt
Überblick zum Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Bautzen:
Arbeitslosenzahl im Januar: 21.151 Menschen
- Veränderung zum Vormonat: +1.412 Menschen / +7,2 Prozent
- Veränderung zum Januar 2023: +1.857 Menschen / +9,6 Prozent
aktuelle Arbeitslosenquote: 7,8 Prozent
- Veränderung zum Vormonat: +0,6 Prozentpunkte
- Veränderung zum Januar 2023: +0,7 Prozentpunkte
Bestand sozialversicherungspflichtiger Arbeitsstellen: 3.125 Stellen
- Veränderung zum Vormonat: -193 Stellen / -5,8 Prozent
- Veränderung zum Januar 2023: -789 Stellen / -20,2 Prozent
Zitat:„Im Januar stieg die Arbeitslosigkeit deutlich an. Es meldeten sich rund 2.100 Menschen arbeitslos, ein großer Teil davon saisonbedingt. Ein Vergleich: In den Jahren 2020 bis 2018 meldeten sich noch zweieinhalb bis dreitausend Menschen im Januar arbeitslos. An dieser Entwicklung kann man erkennen, dass die Betriebe, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten, weiterhin an ihrem Personal festhalten. Gleichzeitig sind sie bei Neueinstellungen noch zurückhaltender geworden, denn die Anzahl der bei der Arbeitsagentur Bautzen gemeldeten Arbeitsstellen war zuletzt erneut rückläufig. Dennoch ist der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen mit über 3.000 bei langfristiger Betrachtung immer noch relativ hoch. Passendes Fachpersonal zu finden, bleibt schwierig. Hier kann die beschäftigungsbegleitende Qualifizierung eine Alternative sein. Die Arbeitsagentur bietet verschiedene Förderleistungen an, wenn beispielsweise eine neu eingestellte Arbeitskraft noch nicht alle benötigten Fähigkeiten besitzt, ein bereits Beschäftigter neue Aufgaben erhalten soll oder die Kenntnisse auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. Unser Arbeitgeber-Service berät Betriebe und zeigt Lösungswege auf“, so Marion Richter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bautzen.
Arbeitslosigkeit:
Im Januar 2024 waren 21.151 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind 1.412 Personen mehr als im Vormonat sowie 1.857 Personen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg im Monatsverlauf um 0,6 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent und liegt damit 0,7 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau.
Im Landkreis Bautzen beträgt die Arbeitslosenquote aktuell 6,5 Prozent, 0,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Im Vergleich mit den zurückliegenden Jahren ist die Arbeitslosenquote im Landkreis Bautzen erstmals wieder höher als im Januar 2018. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 6,4 Prozent.
Im Landkreis Görlitz kletterte die Arbeitslosenquote auf 9,4 Prozent, 0,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat. Damit ist bei der Arbeitslosenquote im Landkreis Görlitz erstmals seit Januar 2019 wieder eine neun vor dem Komma.
Auch wenn die aktuellen Entwicklungen den ostsächsischen Arbeitsmarkt um einige Jahre „zurückgeworfen“ haben: In der Langfristbetrachtung ist die Arbeitslosigkeit immer noch deutlich niedriger als vor 10 Jahren: Im Januar 2015 lag die Arbeitslosenquote im Landkreis Görlitz mit 13,3 Prozent noch im zweistelligen Bereich und im Landkreis Bautzen mit 9,3 Prozent ebenfalls deutlich höher als heute.
- Nach Aufgabenbereichen:
Im Januar 2023 wurden 13.687 arbeitslose Frauen und Männer von den beiden Jobcentern der Landkreise Bautzen und Görlitz unterstützt. Ihre Zahl stieg im zurückliegenden Monat um 425 Personen (+3,2 Prozent). Die Agentur für Arbeit Bautzen registrierte 7.464 Menschen, das sind 987 Personen (+15,2 Prozent) mehr als im Dezember 2023. Die Steigerungen gegenüber dem Vormonat bei Arbeitsagentur und Jobcentern sind überwiegend saisonbedingt.
Im Vergleich zum Januar 2023 wurden mehr Arbeitslose gezählt:
- bei den Jobcentern: + 1.376 Personen / +11,2 Prozent
- bei der Arbeitsagentur: + 481 Personen / + 6,9 Prozent
Die Steigerung der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vorjahr beruht weiterhin größtenteils auf dem Zugang von geflüchteten Menschen.
Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten ausländischen Bürgerinnen und Bürger: 3.973 Ausländer waren im Januar 2024 bei der Arbeitsagentur Bautzen und den Jobcentern der Landkreise Bautzen sowie Görlitz arbeitslos gemeldet, 928 Personen (+30,5 Prozent) mehr als im Januar 2023. Der überwiegende Teil, 3.236 arbeitslose ausländische Bürgerinnen und Bürger ist bei den Jobcentern der Landkreise Bautzen und Görlitz registriert. Darunter befinden sich 1.628 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, 406 Personen mehr als vor einem Jahr.
Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit
Im Januar 2024 meldeten sich 2.095 Menschen aus einer Berufstätigkeit heraus arbeitslos. Das sind zwar 136 Personen mehr als im Vorjahresmonat, aber 826 weniger als im Januar 2019 sowie 1.055 weniger als im Januar 2018.
In vielen Bereichen, wie der Pflege, der Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik oder der Energietechnik, ist Fachpersonal schwerer zu finden als noch vor einigen Jahren. Deshalb halten mehr Arbeitgeber ihr Personal und vermeiden Kündigungen, solange es ihnen möglich ist. Im Falle einer Kündigung gelingt es Arbeitnehmern mit gefragten Qualifikationen zunehmend häufiger, direkt eine neue Arbeitsstelle zu finden, bevor Arbeitslosigkeit eintritt.
Dennoch trägt zu einem kleineren Teil auch die schwache Konjunktur zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bei, weil die Arbeitgeber weniger Personal neu einstellen. Arbeitslose, denen gefragte Qualifikationen fehlen, haben es dadurch schwerer, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Im Januar 2024 nahmen 728 Frauen und Männer eine Arbeit auf, das sind zwar 47 Menschen mehr als im Januar 2023, aber deutlich weniger als in den Januarmonaten 2018 und 2019. Damals konnten jeweils über 900 Arbeitslose eine neue Arbeit beginnen.
Unterbeschäftigung:
Die Unterbeschäftigung, die Summe aus Arbeitslosen und Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, belief sich insgesamt auf 24.199 Personen. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote im Januar 2024 bei 8,8 Prozent. Im Dezember 2023 sowie Januar 2023 lag die Quote jeweils bei 8,4 Prozent.
Im Januar 2024 nahmen 3.048 Menschen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil oder standen aus anderen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. 342 Personen wurden mit Weiterbildungen gefördert, 334 Menschen nahmen an Arbeitsgelegenheiten in der Grundsicherung sowie 472 Menschen an Aktivierungsmaßnahmen teil. Ein kleinerer Teil dieser Frauen und Männer stand aus anderen Gründen der Vermittlung nicht zur Verfügung und war deshalb nicht arbeitslos (zum Beispiel wegen Krankheit: 274).
Arbeitskräftenachfrage:
Im Januar 2024 meldeten die Unternehmen der Arbeitsagentur Bautzen 466 freie Arbeitsstellen. Das ist ein Minus von 146 Stellen (-23,9 Prozent) gegenüber dem Vormonat sowie ein Rückgang um 144 Stellen (-23,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahr und damit der niedrigste Stand seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Januar 2007. In den letzten Jahren um diese Zeit schwankte die Zahl der Stellenmeldungen in einem Bereich zwischen 600 bis 800. Den mit Abstand größten Rückgang gab es im Vergleich zum Vorjahr in der Zeitarbeit: Hier ist die Zahl der im Januar 2024 neu an die Arbeitsagentur gemeldeten Arbeitsstellen um mehr als die Hälfte zurückgegangen (61 Stellen neu gemeldet / -73 Stellen gegenüber Januar 2023).
Derzeit hat die Arbeitsagentur Bautzen insgesamt 3.125 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen im Bestand, deutlich weniger als noch vor einem Jahr (-789 Stellen / -20,2 Prozent). Weniger Arbeitsstellen waren zuletzt im Januar 2016 gemeldet (3.050). Der Höchststand in einem Januar war mit 5.150 gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen im Januar 2022 erreicht, seitdem ist der Trend rückläufig. Gemessen an diesem Höchststand hat sich die Personalnachfrage zwar aktuell deutlich abgekühlt, bewegt sich aber mit über 3.000 noch immer auf relativ hohem Niveau in der langfristigen Betrachtung. Denn im Januar 2015 sowie in den Vorjahren lag der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen bei der Arbeitsagentur durchweg unter 3.000 (Januar 2015: 2.500 gemeldete Arbeitsstellen im Bestand).
Die meisten Arbeitsstellen sind aktuell im verarbeitenden Gewerbe (710), in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (412), in der Zeitarbeit (356), im Gesundheits- und Sozialwesen (351), im Handel (268) und im Baugewerbe (246) gemeldet.
Konjunkturelles Kurzarbeitergeld:
Im Dezember 2023 haben 24 Unternehmen Kurzarbeit für 653 Beschäftigte angezeigt. Das waren sechs Betriebe mit 408 Beschäftigten mehr als im Vormonat. Im Dezember 2023 kamen die meisten Betriebe, welche Kurzarbeit neu anzeigen mussten, aus dem verarbeitenden Gewerbe (12 Anzeigen) sowie aus dem Handel und der Instandhaltung sowie Reparatur von Kraftfahrzeugen (vier Anzeigen).
Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis September 2023 zur Verfügung. Nach aktuellen Hochrechnungen haben bislang im September 2023 47 Betriebe konjunkturelles Kurzarbeitergeld für insgesamt 1.103 beschäftigte Frauen und Männer beantragt. Das waren ein Betrieb und 250 Beschäftigte mehr als im August 2023. Rechnerisch waren im September 2023 0,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort im Arbeitsagenturbezirk Bautzen von Kurzarbeit betroffen.