Arbeitsmarkt in 2022 trotz aller Krisen stabil

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

Trotz der Vielzahl von Krisen wie die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise, hat sich der Arbeitsmarkt in unserer Region im Jahr 2022 stabil gezeigt: Die Zahl der Arbeitslosen ist rückläufig und die Zahl der offenen Stellen ist gestiegen.

Im Vergleich zum Vorjahr sank in 2022 die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit agenturweit um 9,1 Prozent. Allerdings ist im zweiten Halbjahr – v.a. im Juli & August - ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu erkennen – was überwiegend der Überführung der ukrainischen Geflüchteten in die Jobcenter geschuldet ist.

Die Zahl der neu gemeldeten Stellen ist leicht gesunken. In 78,4 Prozent der Stellenangebote suchen die Arbeitgeber Fachkräfte oder Spezialisten/Experten. Der Stellenbestand ist hingegen wiederum deutlich gestiegen. Dies zeigt, dass die Stellen immer öfter nicht (schnell) besetzt werden können.

 

Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt

In 2022 meldeten sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach 47.635 Personen arbeitslos, davon 17.071 nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Dies ist bei den Zugängen aus einer Erwerbstätigkeit ein Minus von 1.142 Personen oder 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach einer Ausbildung oder aus einer Ausbildung heraus meldeten sich insgesamt 2.432 Personen arbeitslos. Dies sind 145 oder 5,6 Prozent weniger als 2021.

Abgemeldet aus der Arbeitslosigkeit haben sich in 2022 insgesamt 47.770 Personen. Dies sind 1.025 oder 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. 14.617 davon konnten in eine Erwerbstätigkeit einmünden; das sind 2.370 Personen oder 14,0 Prozent weniger als 2021. 1.161 Personen haben eine Ausbildung aufgenommen; 181 Personen oder 13,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im Jahr 2022 betrug 22.302 Personen; dies sind 2.242 oder 9,1 Prozent weniger als 2021.

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote liegt bei 5,7 Prozent nach 6,3 Prozent im Vorjahr. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Arbeitslosenquote bei 5,5 Prozent.

„Der Arbeitsmarkt im Jahr 2022 hat sich trotz des Fortdauerns der Pandemie und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges recht stabil gezeigt“, sagt Ralf Steinhauer, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. „Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Agenturbezirk auf Vorjahresniveau – die Entwicklungen in den drei Regionen ist aufgrund der vorliegenden Strukturen sehr unterschiedlich. Während in Leverkusen im Dezember 5,3 % weniger Menschen arbeitslos sind als vor einem Jahr, sind es in Rhein-Berg noch 0,2 % weniger und in Oberberg sogar 2,9 % mehr als 2021. Dies deutet darauf hin, dass der produktionsorientierte Arbeitsmarkt stärker von den Auswirkungen der globalen Krisen getroffen wird, als die eher dienstleistungsorientierten Regionen.

 

Gleichzeitig liegt die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin auf hohem Niveau. Der Bestand an freien Arbeitsstellen lag im Jahresdurchschnitt bei 6.334 und somit 23,8 Prozent über dem Wert vom Vorjahr. Um den Ausgleich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern, stehen auch im Jahr 2023 die Themen „Qualifizierung“ und „Stärkung der Ausbildung“ im Fokus. Hier werden wir mit allen Netzwerkpartnern daran arbeiten, Jugendliche und Unternehmen früher, schneller und enger in Kontakt zu bringen und noch intensiver zu den Fördermöglichkeiten zu beraten. Dies gilt insbesondere für Beschäftigten-Qualifizierung.“

 

Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen

Im Bereich der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach entfielen von den 22.203 Arbeitslosen 2022 durchschnittlich 7.764 auf die Arbeitslosenversicherung und damit 2.063 oder 21,0 Prozent weniger als 2021. Bei den Jobcentern (Grundsicherung) waren durchschnittlich 14.538 Arbeitslose gemeldet – 179 oder 1,2 Prozent weniger als 2021.

 

Unterbeschäftigung

Die Gesamtgröße der Unterbeschäftigung, also die Gesamtzahl der registrierten Arbeitslosen zuzüglich der Personen, die z.Zt. an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder sich in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus befinden und damit aktuell nicht als arbeitslos gelten, umfasste in 2022 durchschnittlich 27.926 Männer und Frauen und damit 2.067 oder 6,9 Prozent weniger als 2021. Die Unterbeschäftigungsquote betrug in 2022 7,1 Prozent nach 7,6 Prozent im Vorjahr.

Stellenzugang und -bestand

Die Unternehmen im Bezirk meldeten 2022 insgesamt 15.788 neue offene Stellen, das sind 414 oder 2,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Der Bestand an freien Arbeitsstellen lag im Jahresdurchschnitt bei 6.334 – das sind 1.220 oder 23,8 Prozent mehr als 2021. 6.193 Stellen boten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung; das sind 97,8 Prozent. 5.675 Stellen (89,6 Prozent) waren unbefristet und 1.398 Stellen oder 22,1 Prozent stammen von Zeitarbeitsunternehmen. Die Vakanzzeit bis zur Besetzung der Stellen ist von 100 Tagen in 2021 auf 124 Tage in 2022 gestiegen.

 

Der Arbeitsmarkt nach Regionen

Bei 16.398 Arbeitslosmeldungen und 16.214 Abmeldungen sank die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen im Oberbergischen Kreis um 801 oder 9,7 Prozent auf 7.499. Nach dem Verlust einer Erwerbstätigkeit mussten sich 6.332 Personen arbeitslos melden; das sind 307 oder 4,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Zusätzlich haben sich 876 Personen nach oder aus einer Ausbildung heraus arbeitslos gemeldet – zwei bzw. 0,2 Prozent weniger als 2021. Gleichzeitig haben 5.215 Arbeitslose wieder eine Beschäftigung gefunden – das sind 1.173 oder 18,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 395 Personen nahmen eine Ausbildung auf – 35 bzw. 8,1 Prozent weniger als 2021. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote liegt bei 5,0 Prozent nach 5,5 Prozent im Vorjahr. In den letzten zwölf Monaten sank die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung um 763 (- 22,2 Prozent) auf 2.672. Im Bereich der Grundsicherung sank sie um 38 (- 0,8 Prozent) auf durchschnittlich 4.827.

Die Arbeitgeber meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Agentur für Arbeit und Jobcenter in 2022 insgesamt 7.205 neue Stellen. Dies sind 300 (4,0 Prozent) weniger als 2021.

Im Bestand waren durchschnittlich 3.066 freie Arbeitsstellen gemeldet (+ 638 bzw. + 26,3 Prozent). Davon waren 3.002 sozialversicherungspflichtig, 2.737 unbefristet und 911 aus der Arbeitnehmerüberlassung.

 

Im Rheinisch-Bergischen Kreis ist die Arbeitslosigkeit in 2022 ebenfalls gesunken, nämlich um 874 Personen (- 9,5 Prozent) auf durchschnittlich 8.343. 16.454 Frauen und Männer meldeten sich neu arbeitslos; dies sind 507 oder 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 5.961 davon meldeten sich aus einer vorherigen Erwerbstätigkeit – 679 oder 10,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Zusätzlich haben sich 856 Personen nach oder aus einer Ausbildung heraus arbeitslos gemeldet – 126 bzw. 12,8 Prozent weniger als 2021. 16.416 Personen meldeten sich aus der Arbeitslosigkeit ab. 5.357 Arbeitsuchende fanden wieder eine Stelle – dies sind 773 oder 12,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. 465 Personen nahmen eine Ausbildung auf – 81 bzw. 14,8 Prozent weniger als 2021. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,5 Prozent nach 6,1 Prozent im Vorjahr. Durchschnittlich 3.002 Arbeitslose wurden im Bereich der Arbeitslosenversicherung betreut (- 919 / - 23,4 Prozent zum Vorjahr) und 5.342 (+ 45 / + 0,8 Prozent) in der Grundsicherung.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis haben die Arbeitgeber in 2022 insgesamt 4.473 Stellen gemeldet; dies sind 275 oder 5,8 Prozent weniger als 2021.

Das Angebot an freien Arbeitsstellen lag bei durchschnittlich 1.686 (+ 235 oder + 16,2 Prozent zum Vorjahr). 1.659 davon waren sozialversicherungspflichtig, 1.521 unbefristet und 221 aus der Arbeitnehmerüberlassung.

 

In Leverkusen erfolgten in 2022 insgesamt 14.783 Arbeitslosmeldungen, davon 4.778 aus Erwerbstätigkeit. Damit haben sich 156 Personen (- 3,2 Prozent) weniger aus einer Erwerbstätigkeit arbeitslos gemeldet als im Vorjahr. Zusätzlich haben sich 700 Personen nach oder aus einer Ausbildung heraus arbeitslos gemeldet – 17 bzw. 2,4 Prozent weniger als 2021. Gleichzeitig haben sich 15.140 Personen aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet. 4.045 davon fanden eine neue Stelle. Das sind 424 oder 9,5 Prozent weniger als 2021. 301 Personen nahmen eine Ausbildung auf – 65 bzw. 17,8 Prozent weniger als 2021. Insgesamt sank die Zahl arbeitsloser Männer und Frauen um 567 Personen oder 8,1 Prozent auf durchschnittlich 6.460. Die Arbeitslosigkeit sank im Bereich der Arbeitslosenversicherung auf durchschnittlich 2.090 (- 382 oder – 15,4 Prozent). Im Bereich der Grundsicherung ist sie um 186 (- 4,1 Prozent) auf durchschnittlich 4.370 gesunken. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2022 liegt in Leverkusen bei 7,4 Prozent nach 8,0 Prozent in 2022.

Das Angebot an freien Arbeitsstellen ist in 2022 gestiegen und zwar um 347 oder 28,0 Prozent auf durchschnittlich 1.582 Stellen. 1.533 davon waren sozialversicherungspflichtig, 1.417 unbefristet und 266 aus der Arbeitnehmerüberlassung.

Neu gemeldet wurden der Agentur insgesamt 4.110 Stellen; das sind 161 oder 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und Fachkräftemangel

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit - März-Zahlen

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist nahezu durchgehend angestiegen – lediglich in 2021 gab es einen geringfügigen Einbruch.

 

 

In naher Zukunft wird sich die demografische Entwicklung weiter und nachdrücklich bemerkbar machen:
Zwischen 23,5 % (OBK) und 24,3 % (LEV) – RBK liegt mit 24,1 % nahe an LEV – der Beschäftigten vollenden in den nächsten 10 Jahren das 65 Lebensjahr.

Da nach der aktuellen Berichterstattung viele der „Babyboomer“ die vorgezogene Altersrente in Anspruch nehmen, wird die Zahl derer, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, schneller größer werden als vielleicht gedacht.

Hierbei sind es in absoluten Zahlen besonders die Fachkräfte, die fehlen – prozentual sind es v.a. die Spezialisten und die Experten.

Ralf Steinhauer: „Viele von uns haben den Fachkräftemangel bereits am eigenen Leib verspürt, denn er erstreckt sich über nahezu alle Branchen – neben Erziehung & Pflege sind es v.a. das Verarbeitende Gewerbe – hier v.a. die Metallerzeugung u. -verarbeitung - die Energie- und die Wasserversorgung, die Gastronomie, Verkehr & Lagerei, aber auch die Grundstücks- und Wohnungswirtschaft oder die Finanzdienstleistungen, wo besonders viele ältere Menschen arbeiten.

Der Fokus liegt schon seit einigen Jahren auf der Qualifizierung Geringqualifizierter, die Erschließung zusätzlicher Potenziale, z. B. bei der Erwerbstätigkeit von Frauen oder die Integration schwerbehinderter Menschen. Die BA engagiert sich schon lange bei der Rekrutierung von Beschäftigten aus dem Ausland – dies auch mit Erfolg. Unternehmen, die Interesse daran haben, dieses vielversprechende Potenzial mit all seinen positiven Impulsen, aber natürlich auch Herausforderungen für sich zu erschließen, beraten wir/berät unser Arbeitgeber-Service gerne bei der Umsetzung.“

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Zahlen

                                                                                                         Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

 

 

Ausblick 2023

Der Arbeitsmarkt 2023 wird sich nicht einheitlich entwickeln. Den Jobcentern gestatten die erweiterten Möglichkeiten durch die nach und nach einsetzenden Regelungen des Bürgergeldes, ihre vielfältigen Integrationsbemühungen noch fokussierter fortsetzen - seien 

es Aktivitäten für Langzeitarbeitslose mit unterschiedlichen Einschränkungen oder solche zur Integration geflüchteter Menschen. Die Zahl der Insolvenzen ist bislang gering geblieben. Es steht jedoch zu befürchten, dass die Auswirkungen der globalen Entwicklungen sowie der Strukturwandel insbesondere im Automotive - Bereich Arbeitsplatzverluste mit sich bringen.

Auf der anderen Seite wird die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften nicht nur hoch bleiben, sie wird weiter zunehmen. Dies wiederum wird die Unternehmen zunehmend fordern, mehr Kreativität und Initiative zu entwickeln. Althergebrachte Rekrutierungsaktivitäten werden immer weniger ausreichen, den eigenen Fachkräftebedarf zu decken. Attraktive Ausbildungsbedingungen und Weiterbildungsangebote für die bereits Beschäftigten, maßgeschneiderte Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Möglichkeiten der Gewinnung, aber auch des „Festhaltens“ von Fachkräften. Die Pläne der Bundesregierung, die Regeln für die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zu erleichtern, leisten hier einen weiteren wichtigen Beitrag.

Die Agentur für Arbeit setzt weiterhin auf die Förderung der beruflichen Weiterbildung und wird auch in 2023 den Fokus auf diesen Bereich legen. Unser Arbeitgeber-Service steht jedem interessierten Unternehmen für individuelle Beratungen zur Verfügung (kostenlose Service-Hotline: 0800 4 5555 20). Ab Mitte kommenden Jahres werden die Förderbedingungen für Arbeitslose bei Teilnahme an einer Umschulung noch einmal deutlich attraktiver. Damit verbindet sich die Erwartung, dass sich mehr Frauen und Männer als bisher mit den bestehenden Weiterbildungsmöglichkeiten auseinander setzen und im Idealfall die Chance nutzen, nachträglich noch einen Berufsabschluss zu erwerben.