Ausbildungsmarkt in Oberberg holt Corona-Rückgänge endlich auf – weitere Erholung bis September in Sicht

31.03.2023 | Presseinfo Nr. 23

Agentur für Arbeit: Bewerberzahl entwickelt sich regional unterschiedlich

Gute Chancen für Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen

Die wirtschaftliche und die demographische Entwicklung zeigen nach wie vor Auswir-kungen auf den Ausbildungsmarkt in Oberberg. Die Zahl der Bewerberinnen und Be-werber, die sich bis zum 31.03.2023 (Halbjahresbilanz) auf der Suche nach einer Aus-bildungsstelle bei der Agentur für Arbeit gemeldet haben, ist weiter rückläufig. Auf der Stellenseite haben die Unternehmen demgegenüber erneut mehr Ausbildungsplätze an die Agentur für Arbeit gemeldet als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr.

Im Oberbergischen Kreis haben die Arbeitgeber insgesamt 1.518 Berufsausbildungs-stellen an die Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach gemeldet. Das sind 64 (4,4 Pro­zent) mehr als im Vorjahr (1.454) und sogar 216 Stellen (16,6 Prozent) mehr als zum 31.03.2021. Gleichzeitig haben in 2023 1.070 Bewerber/innen die Dienste der Agentur für die Suche einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen: -149 oder 12,2 Prozent weniger als im Vorjahr (1.219). Derzeit gibt es noch 610 unversorgte Bewerber/innen, 49 oder 7,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Parallel dazu sind noch 960 Ausbildungs­stellen unbesetzt – 3,7 Prozent (34) mehr als im Vorjahr. Auf 100 betriebliche Aus­bildungsstellen kommen aktuell 71 Bewerber/innen – 2022 waren es 84 und im Jahr 2021 waren es noch 93.

Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Glad-bach: „Die Entwicklung in Oberberg ist anders als in den beiden anderen Regionen. Hier zeigt sich die demografische Entwicklung besonders stark – die Bewerberzahlen sind rückläufig. Demgegenüber steht ein auch hier hoher Fachkräftebedarf, den die Unternehmen unter anderem durch mehr Ausbildung zu decken versuchen. Weiter zunehmende Passungsprobleme führen dazu, dass auch im Oberbergischen Kreis viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt sind. Für die Jugendlichen eine große Chance, wenn sie bereit sind, auch ein wenig rechts und links zu schauen, welche spannenden Berufe es neben dem „Traumberuf“ noch so gibt.“

Im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur (Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen) haben die Arbeitgeber insgesamt 3.044 Berufsausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach gemeldet. Das sind 120 (4,1 Prozent) mehr als im Vorjahr (2.924) und sogar 350 Stellen (13,0 Prozent) mehr als zum 31.03.2021. Gleichzeitig haben in 2023 2.801 Bewerber/innen für die Suche einer Ausbildungsstelle die Dienste der Agentur in Anspruch genommen – 24 oder 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr (2.777). Damit hat sich die rückläufige Entwicklung aus dem Vorjahr etwas stabilisiert. Derzeit gibt es noch 1.539 unversorgte Bewerber/innen, 37 oder 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Parallel dazu sind noch 2.030 Ausbildungsstellen unbesetzt – 179 oder 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen aktuell 93 Bewerber/innen – 2022 waren es 96 und im Jahr 2021 waren es noch 106.

 

 

IHK Köln: Ausbildungsmarkt lebt wieder auf
Weitere Erholung erwartet – Praktika und Berufsorientierung endlich wieder ohne Einschränkungen möglich / viele attraktive Ausbildungsplätze noch frei
Von der Rückkehr zum regulären Unterrichtsbetrieb an den Schulen profitiert auch der Aus­bildungsmarkt. „Wir können an den Gesamt-Zahlen zum Ausbildungshalbjahr ablesen, dass Praktika und Berufsorientierung an den Schulen endlich wieder uneingeschränkt möglich sind“, freut sich Carsten Berg, Leiter des Bereichs Ausbildung der IHK Köln. Bislang wurden im Bezirk der IHK Köln 1.204 neue Ausbildungsverträge in den insgesamt fast 200 Berufen in Industrie, Handel und Dienstleistung vereinbart, rund 9,3 Prozent oder 102 Verträge mehr als zum Vorjahresstichtag.

„Schülerinnen und Schüler aller Schulformen können sich endlich wieder ein viel besseres Bild von den Aufgaben, Anforderungen und Chancen der Dualen Ausbildung in den regiona­len Unternehmen machen“, so der IHK-Bildungsexperte. Er sieht beim Ausbildungsmarkt für die nächsten Wochen sogar „noch Luft nach oben“ – auch weil vergangene Woche nochmal mehr als 1.000 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz zum Azubi-Speeddating von IHK Köln und Agentur für Arbeit ins RheinEnergie-Stadion kamen. Die Nachfrage treffe bei den Unternehmen auf ein „weiterhin großes und breites Angebot an freien Ausbildungsstellen in allen Regionen“, so Carsten Berg weiter. „Auch in vielen ober­bergischen Unternehmen aller Branchen sind noch viele attraktive Ausbildungsplätze frei“, ergänzt Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg: „Dies bedeutet beste Chancen für Jugendliche, den für sie passenden Ausbildungsplatz zu finden und auch zu bekommen!“
Von den bislang bei der IHK Köln registrierten 1.204 neuen Ausbildungsverträgen für das Ausbildungsjahr 2023/2024 wurden 234 Oberbergischen Kreis (plus 21 Verträge oder plus 9,9 Prozent) abgeschlossen. Zuwächse gab es auch in der Stadt Köln mit 655 neu abge­schlossenen Verträgen – 83 Verträge oder 14,5 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahres­stichtag sowie im Rhein-Erft-Kreis (162 Verträge, sieben mehr als im Vorjahresvergleich). In Leverkusen wurden 66 Verträge (fünf weniger) und im Rheinisch-Bergischen Kreis 87 neue Ausbildungsverträge geschlossen (vier weniger). Insgesamt profitierten im IHK-Bezirk industriell-technische Berufe (plus 59 Verträge) etwas mehr von der Erholung als kauf­männische (plus 43 Verträge) Ausbildungsberufe.

Die IHK Köln unterstützt auch weiterhin Schülerinnen und Schüler auf Lehrstellen- und Betriebe auf Azubisuche, etwa mit ihren Bewerbertagen (www.ihk.de/koeln/Bewerbertage). Auf der Website sind auch die Ansprechpartnerinnen und -partner der IHK Köln zu finden.

 

Kreishandwerkerschaft Bergisches Land: Das Handwerk spielt auch in Zukunft eine wichtige und zentrale Rolle

Ohne Fachkräfte im Handwerk kann Klimaschutz nicht gelingen

Konkrete Zahlen nennt die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land zum Start des Aus­bildungsjahres 2023 ganz bewusst nicht, auch wenn sich momentan im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Plus bei den eingetragenen Ausbildungsverträgen abzeichnet. „Valide Zahlen zu nennen ist schwierig, da wir uns bei den Abschlüssen von Ausbildungsverträgen gerade im Frühjahr in einem dynamischen Prozess befinden. Das heißt, dass schon morgen zusätzliche Ausbildungsverträge abgeschlossen worden sein können. Es ist in diesem Bereich also nur eine Momentaufnahme möglich.“, erläutert Marcus Otto, Hauptgeschäfts-führer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Er zeigt sich aber vorsichtig optimistisch, was die Zahlen betrifft. Aktuell sieht es für den potenziellen Nachwuchs im Handwerk sehr gut aus: In der Lehrstellenbörse der Kreishandwerkerschaft (https://www.handwerk-direkt.de/lehrstellenboerse.aspx) gibt es rund 300 freie Ausbildungsplätze in Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen.

Virtuelle Realität, alternative Antriebssysteme und vor allem die Energiewende und der Klimaschutz: Die nächsten Jahre bringen große Herausforderungen – und das Handwerk spielt dabei eine wichtige und zentrale Rolle. In allen entscheidenden Zukunftsbereichen wird das Handwerk gebraucht. Der Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften wird dement­sprechend weiter steigen. Gerade junge Menschen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, sind im Handwerk bestens aufgehoben, da hier die Energie- und Mobilitätswende aktiv um­gesetzt wird. Exemplarisch seien hier nur Wärmepumpen, E-Autos und die erneuerbaren Energien genannt.

Die Auswirkungen der Pandemie und der schreckliche Krieg in der Ukraine zerren an den Nerven der Menschen; eine gewisse Erschöpfung ist manchmal schon greifbar. „Dass sich dies auf den Ausbildungsmarkt überträgt, gilt es mit aller Kraft zu verhindern.“, fasst Otto die Lage zusammen und appelliert an alle Handwerksbetriebe, weiter auszubilden und jungen Menschen eine Chance zu geben – auch wenn das Ausbilden nicht immer leicht sei. „Trotz aller Hürden und Spannungen: Wir müssen weitermachen, weiter ausbilden und uns gegen­seitig eine Chance geben! Das Ausbildungsjahr 2023 braucht Ausbildungsbetriebe mit Visionen und Mut – und es braucht Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit Neugierde und Enthusiasmus.“, wirbt Marcus Otto für eine duale Ausbildung im Handwerk.