Objektverwalter, Geschäftsführer oder schlicht Hausmeister – viele Berufsideen schwirrten in Martin K.'s* Kopf herum, als er seiner Integrationsberaterin beim ersten Gespräch gegenüber saß. Schließlich lag hinter dem Ostberliner, der 1977 nach 10 Jahren Polytechnischer Oberschule eine Lehre als Ausbaufacharbeiter abgeschlossen hatte, eine abwechslungsreiche Laufbahn mit Höhen und Tiefen.
Nach seiner Militärzeit hatte Martin K. nicht auf dem Bau angeheuert, sondern in einem Produktionsbetrieb. Der überlebte zunächst die Wende. Zupackend, wissensdurstig und fleißig, wie Martin K. nun einmal ist, arbeitete er sich stetig nach oben. Am Schluss war der ehemalige Facharbeiter Leiter des Finanz- und Rechnungswesens eines mittelständischen Unternehmens. Das Ende kam 2005, die Firma ging in die Insolvenz.
Mit Ende vierzig wagte Martin K. den Neuanfang. Er kaufte eine Bowlingbahn und wurde sein eigener Chef. Modernisierung und Instandhaltung gehörten ebenso zu seinen Aufgaben wie die Organisation von Veranstaltungen, Einkauf, Verantwortung für das Personal. Und was macht ein Chef, wenn Not am Mann ist? Er springt selbst mit ein, sei es im Service, in der Bar oder der Küche, sieben Tage in der Woche.
Über elf Jahre ging das gut. Dann wurde der Mietvertrag für die Bowlingbahn gekündigt und Martin K. arbeitslos. Bereits als Arbeitgeber hatte er regelmäßig mit der Agentur für Arbeit zusammen gearbeitet. Jetzt suchte er Rat, um so schnell wie möglich eine Beschäftigung zu finden – aber als was?
Um Ordnung in die vielfältigen Ideen zu bringen, bat die Integrationsberaterin ihren neuen Kunden, seinen Wunscharbeitsplatz zu beschreiben. Eine Festanstellung sollte es sein mit geregelten Arbeitszeiten, möglichst abwechslungsreich und ohne Führungsverantwortung. Hausmeister fiel dem ehemaligen Baufacharbeiter da ein. Doch das erschien der Arbeitsvermittlerin geradezu als Verschwendung. In dem 58jährigen steckte weitaus mehr. Insbesondere die kaufmännischen Qualitäten und die langjährigen Erfahrungen im Finanz- und Rechnungswesen und in der Geschäftsführung würde er im Facility Management nicht ausschöpfen können.
Martin K. wurde überzeugt. Die Schwierigkeit bestand darin, auch den zukünftigen Arbeitgeber auf diese Potenziale aufmerksam zu machen. Martin K.'s Lebenslauf verläuft nicht gradlinig genug, um seine Stärken deutlich hervor zu heben. Die Integrationsberaterin holte sich deshalb Unterstützung bei ihren Kollegen vom Arbeitgeberservice. Sie halten die direkten Kontakte und konnten den kompetenten Endfünfziger nicht nur guten Gewissens empfehlen, sondern bereiteten ihn sorgfältig auf das Bewerbungsverfahren vor. Anfang Mai trat Martin K. eine Stelle als Buchhalter an. Er arbeitet bei einem seriösen Personaldienstleister mit der Option der Übernahme und kann seine Erfahrungen im Aufbau eines Unternehmens in die neue Stelle mit einbringen.
*Der Name wurde von der Redaktion geändert.