Der Equal Pay Day ist immer jener Tag, bis zu dem Frauen im folgenden Jahr arbeiten müssen, um das gleiche durchschnittliche Jahresgehalt der Männer des vergangenen Jahres zu erreichen. 2022 fällt er für das Jahr 2021 auf den 7. März und damit einen Tag vor den Weltfrauentag. Seit Jahren wird an beiden Aktionstagen auf die unterschiedliche Situation von Frauen du Männern am Arbeitsmarkt hingewiesen, doch wie sieht es eigentlich im Kreis Gütersloh aus?
Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass bei einem Bevölkerungsanteil von 50,1 Prozent, die Frauen im Kreis Gütersloh jedoch nur 39,6 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stellen. Zudem arbeiten von diesen wiederum mit 47,4 Prozent auch noch fast die Hälfte in Teilzeit, während bei den Männern 93,1 Prozent in Vollzeit beschäftigt sind. „Von der gleichen und gerechten Aufteilung der Care Arbeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige sind wir noch weit entfernt“, sagt Diana Glanz, Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Gütersloh. Denn sie werde weiterhin hauptsächlich von Frauen übernommen. Dies sei auch dadurch bedingt, dass Frauen oftmals in Brachen wie dem Einzelhandel, der Gastronomie oder dem Gesundheitsbereich arbeiten, in denen weniger verdient wird. „Dann ist die Entscheidung, wer sich Zuhause um die Kinder oder im Pflegefall um die Eltern kümmert oftmals automatisch gesetzt“, so Glanz.
Und tatsächlich verdienen Frauen im Kreis Gütersloh im Median 2.870 Euro brutto, während Männer bei 3.472 Euro liegen. „Damit erhalten die Frauen im Kreis Gütersloh übrigens durchschnittlich fast 400 Euro weniger als durchschnittlich in Nordrhein-Westfalen“, so Glanz. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass neben dem hohen Teilzeitanteil unter den Personen, die ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen, im Kreis 64,8 Prozent Frauen sind. Und das, obwohl mit 15,1 Prozent Frauen seltener keinen beruflichen Abschluss haben als Männer (17,4 Prozent).
Und noch eins ist klar: Geld bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und Sicherheit. „Ich betone immer wieder, dass sich niemand ausschließlich auf die Partner verlassen soll“, so Glanz. Wichtig sei bei der einseitigen Übernahme der Familienaufgaben bereits frühzeitig einen Ausgleich in Bezug auf die Altersvorsorge zu vereinbaren. „Denn wir alle wissen nicht, was die Zukunft bringt und vorzusorgen hat noch niemals geschadet“, so Glanz. Auch wenn sie wisse, dass vielen das Thema unangenehm sei und man es gern vor sich herschiebe: „Altersarmut gerade bei Frauen ist Alltag in Deutschland“. Deshalb sei es für jede Einzelne so wichtig, sich nicht nur während der Aktionstage damit zu beschäftigen, sondern vor allem die eigenen Konsequenzen daraus zu ziehen.
Frauen und Männer, die sich über den Wiedereinstieg nach der Familienphase in den Beruf oder eine Teilzeitausbildung informieren möchten, können sich unter der Rufnummer 0521 587-1166 direkt an Diana Glanz wenden. Für Möglichkeiten der beruflichen Weiterqualifizierung steht die Berufsberatung im Erwerbsleben allen Personen in Ostwestfalen-Lippe zur Seite. Beratungstermine können dienstags von 7 bis 10 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr unter 05251 120 777 vereinbart werden.