Die Ausbildung für Kaufleute für Büromanagement ist in der OWL Verkehr GmbH bereits seit mehreren Jahren fest im Ausbildungsprogramm. Seit 2022 bilden sie nun auch Kaufleute für Dialogmarketing aus. „Dies ist ein Neustart, wir lernen zusammen mit den Auszubildenden“, sagt Ausbilderin Sandra Dick von der OWL Verkehr GmbH schmunzelnd. Hintergrund war der Fachkräfteengpass. „Wir hatten Bedarf und konnten die Stellen nicht besetzen. Jetzt sorgen wir für unseren eigenen Nachwuchs“, so Geschäftsführer Dr. Oliver Mietzsch von der OWL Verkehr GmbH. Das Unternehmen will eine Perspektive geben und die Fachkräfte nach der Ausbildung zum Bleiben motivieren. Bis jetzt konnte die OWL Verkehr GmbH allen Auszubildenden eine Weiterbeschäftigung anbieten – ein großer Erfolg für die Auszubildenden und das Unternehmen. „Die Duale Ausbildung birgt für beide Seiten großes Entwicklungspotenzial, das wird hier einmal mehr deutlich“, unterstreicht Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. „Gerade weniger bekannte Ausbildungsberufe wie der Kaufmann/ die Kauffrau für Dialogmarketing bieten für Jugendliche hervorragende Karriereperspektiven.“
Doch was ist Dialogmarketing überhaupt? „Viele denken hier ausschließlich an die Arbeit im Call-Center, doch dies ist viel zu kurz gedacht“, erklärt Dick. Die Ausbildung sei wesentlich vielfältiger. „Im Fokus steht die Kundenkommunikation, Kundenberatung und Kundenbindung. Aber auch Marketing und Controlling gehören genauso wie Prozessoptimierung oder Personalthemen hinzu“, so Dick. Zudem nehme auch hier die Digitalisierung immer weiter zu. „Die Betreuung von Chats und Chatsbots sind Herausforderungen, bieten aber gleichzeitig neue Perspektiven für die Ausbildung im Dialogmarketing“, sagt Dick.
„Nach den Pandemiejahren setzen viele Arbeitgeber wieder ihren Fokus auf die Duale Ausbildung“, kann Arbeitsagenturchef Wolfgang Draeger bestätigen. Und dass die Pandemie auch Positives bewirkt hat, sieht man im Handwerk: „Dies hat in der Krise deutlich an Wertschätzung gewonnen“, so Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Schüler, Eltern und Lehrer hätten erkannt, dass das Handwerk gut bezahlte, sichere und zukunftsorientierte Ausbildungsplätze biete.
Doch auch wenn die Zahl der Ausbildungsstellen wieder steigt, geht die Anzahl an Bewerber weiterhin zurück. Umso wichtiger ist hier die richtige Beratung: Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur oder vereinbaren online einen Termin unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/berufsberatung. Zudem veranstalten IHK und HWK gemeinsam mit den Arbeitsagenturen und weiteren Partnern am Donnerstag, 04. MAi 2023, wieder das "Azubi-Speed-Dating". Von 14 bis 17 Uhr können in der Oetkerhalle alle, die für 2023 noch einen Ausbildungsplatz suchen, schnell und einfach mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen. Alle Infos hierzu unter www.ausbildungschance-owl.de.
Wer aktuell noch eine Ausbildung beginnen möchte, hat gute Chancen. Auch freie Stellen in OWL werden auf der Online-Plattform www.ausbildungschance-owl.de angeboten, die gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der HWK Ostwestfalen-Lippe betrieben wird. Und auch die OWL Verkehr GmbH ist für dieses Jahr noch auf der Suche: „Für das Büromanagement ist die Stelle besetzt, für das Dialogmarketing aber noch frei“, so Mietzsch. Interessenten können sich unter www.teutoowl.de bewerben. „Und ab August suchen wir dann auch schon wieder für 2024“, ergänzt Sandra Dick.
Aktueller Ausbildungsmarkt in Bielefeld
Seit Oktober 2022 haben sich in Bielefeld 1.577 Jugendliche und junge Erwachsene auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 110 junge Menschen weniger als im Vorjahreszeitraum (minus 6,5 Prozent). 740 haben bereits einen Ausbildungs- oder Studienplatz für 2023 gefunden, 13 mehr als noch im März 2022 (plus 1,8 Prozent). Momentan sind in der Stadt Bielefeld somit 837 Ausbildungsinteressierte unversorgt. 1.803 freie Berufsausbildungsstellen meldeten die Unternehmen und Verwaltungen seit Oktober 2022 der Arbeitsagentur und damit 104 mehr als im März 2022 (plus 6,1 Prozent). Aktuell sind von den gemeldeten Ausbildungsplätzen noch 1.100 unbesetzt. Rechnerisch kommen damit in Bielefeld auf 100 freie Ausbildungsplätze 76 noch unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.
Die IHK verzeichnete 2022 insgesamt über 18.000 Ausbildungsverhältnisse in Industrie-, Handel- und Dienstleistungsberufen in Ostwestfalen (ohne Lippe). In der Stadt Bielefeld wurde mit 1.439 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen ein Anstieg von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Im Bielefelder Handwerk gab es 564 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2022. Somit konnte das starke Vorjahresniveau noch einmal getoppt werden (plus 2,9 Prozent). Insgesamt absolvierten im OWL-Handwerk zum 31. Dezember 2022 knapp 11.000 junge Menschen eine Ausbildung.