Um sich auf den Fachkräfteengpass oder die Veränderungen in der Arbeitswelt einzustellen, bietet die Agentur für Arbeit unterschiedliche Lösungen, die alle unter einem Begriff zusammengefasst sind: Beschäftigtenqualifizierung. „Wir ermöglichen dabei vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben ihre Beschäftigten weiter zu qualifizieren und unterstützen dies anteilig finanziell“, sagt Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld/Gütersloh. Die Qualifizierung kann dabei sowohl eine Umschulung oder eine (nachgeholte) Ausbildung als auch eine Weiterbildung sein. „Sie muss aber mindestens 120 Unterrichtsstunden umfassen“, so Wolfgang Draeger.
„Zudem ist wichtig, dass der Arbeitgeber den Antrag stellt und der Beschäftigte die Weiterbildung oder Umschulung natürlich wollen muss. Hier müssen also beide Seiten zusammenarbeiten“, ergänzt Sandra Pollmeier, Leiterin des Arbeitsgeberservices der Arbeitsagentur Gütersloh. Ihr Team berät die Arbeitgeber – aber auch Arbeitnehmer – zu ihren Möglichkeiten und bearbeitet die gestellten Anträge. Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur ist unter 0800 4555520 erreichbar.
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, stellt die Agentur für Arbeit dann den sogenannten Bildungsgutschein aus, mit dem die Person bei unterschiedlichen Trägern die Weiterbildung oder Umschulung antreten kann – zumindest, wenn es sich um einzelne Beschäftigte handelt. Anders sieht es aus, wenn mindestens zwölf Personen eines Arbeitsgebers die exakt gleiche Weiterbildung absolvieren sollen. „Hier sprechen wir von einem sogenannten Sammelantrag eines Arbeitgebers“, erklärt Sandra Pollmeier.
Diesen hat etwa das Steuerbüro Schnusenberg aus Rheda gestellt. Insgesamt sind hier 50 Personen beschäftigt. 16 von ihnen nehmen für die nächsten zwei Jahre an monatlichen Schulungen teil. Ziel ist, sie im Steuerrecht auf den neusten Stand zu bringen. Aufgrund der vielen Änderungen durch Corona haben die Beschäftigten von Schnusenberg in den letzten Jahren zahlreiche Fortbildungen absolviert. Doch dort musste immer schnell auf kurzfristige pandemiebedingte Änderungen reagiert werden. Die aktuelle Weiterbildung ist dagegen langfristiger ausgerichtet, stellt das Büro auf zukünftige Anforderungen ein. „Alle machen sehr gern mit und bringen uns viel Input aus den Schulungen ins Büro“, so IT-Mitarbeiter Frank Brückner.
So wie der Steuerfachangestellte Oliver Hemmer. „Ich musste erst einmal kurz schlucken, dass ich hier nun schon zu den Älteren gehöre“, sagt er grinsend. Denn die Schulungen machen bei Schnusenberg nur langjährige Beschäftigte zwischen 45 und 60 Jahren. Inhaltlich geht es dabei etwa um Umsatzsteuer, Kassenführung und Buchhaltung sowie Lohn- und Einkommenssteuer – aber besonders um die Digitalisierung. „Diese ist aktuell das wichtigste Thema in einem Steuerbüro“, weiß Oliver Hemmer. Denn die vielen Daten sorgen auch für eine große Zahl an Filter- und Auslesemöglichkeiten. „Die Aufgabe des Buchhalters wandelt sich gerade in die eines Controllers. Dies kann auch den Mandaten helfen ihre Betriebe zu führen“, so Oliver Hemmer. Denn neben einer großen Zeitersparnis würden bessere Endergebnisse für die Mandaten generiert und so auch Verbesserungsmöglichkeiten im Betrieb schneller zu Tage treten. „Es ist einfach toll, dass wir uns Mithilfe der Arbeitsagentur so aufstellen können“, findet Frank Brückner.