Melchior Fluhme studierte zunächst Politikwissenschaften an der Uni Bielefeld. „Doch ich stellte schnell fest, dass es nicht das ist, was ich machen möchte“, so der gebürtige Bielefelder. Das Studium weiterzuführen war also keine Option. Doch was sollte er stattdessen machen? Sein erster Anlaufpunkt war eine Berufsorientierung bei der Handwerkskammer. „Dabei kam raus, dass das Handwerk auf keinen Fall was für mich ist“, sagt er heute laut lachend. Weiter ging es für ihn zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit. „Ich war also selbst zunächst einmal Kunde hier“, berichtet Fluhme. Seinem Berufsberater hat er geschildert, was er gern tun möchte. „Wichtig war mir vor allem mit Menschen zu arbeiten, aber auch, dass ich mich während der Ausbildung oder des Studiums selbst finanzieren kann“, so Fluhme. Und so kam er auf das duale Bachelor-Studium bei der Bundesagentur für Arbeit. Dies gibt es mit den Schwerpunkten Beratung, was Fluhme studiert hat, und Arbeitsmarktmanagement. Dabei wechseln die Studierenden drei Jahre lang alle vier Monate zwischen Praxiseinsätzen in der Arbeitsagentur vor Ort und Studienphasen in der Hochschule in Mannheim.
Das Verlassen der Heimat sieht Fluhme bis heute als großen Gewinn: „Ich wollte immer in Bielefeld bleiben. Mir hat es aber gut getan für eine bestimmte Zeit auch mal etwas anderes kennenzulernen. Die Studierenden kamen aus allen Gegenden Deutschlands zwischen der Schweizer Grenze und NRW. So habe ich ganz andere Lebenswelten kennengelernt“, so Fluhme. „Und Mannheim als bekannte Studierendenstadt bietet doch auch ein etwas anderes Lebensgefühl als Bielefeld“, sagt er grinsend.
Trotz der vielen Wohnungssuchenden, war die Suche nach einer Unterkunft für ihn einfacher, als zunächst gedacht: „Da gibt es einen guten Austausch der Arbeitsagenturstudierenden untereinander und ich habe mir dort die Wohnung mit jemanden geteilt, der genau die anderen Studienzeiten hatte. So konnten wir immer tauschen und uns die Kosten für die Wohnung teilen“, berichtet Fluhme. Die Studierenden erhalten eine monatliche Vergütung von aktuell 1.670 Euro. Zudem gibt es eine zusätzliche finanzielle Unterstützung für die zusätzliche Unterkunft von 490 Euro monatlich.
Im Sommer 2020 sollte Melchior Fluhme dann eigentlich seinen Bachelorabschluss in der Tasche haben, doch die Pandemie kam dazwischen. Die Hochschule schloss und alle Studierenden mussten die Arbeitsagenturen vor Ort bei der Bearbeitung der Anträge auf Kurzarbeitsgeld unterstützen. „Das war eine heftige Zeit, aber rückblickend auch unfassbar bereichernd. Da gab es wirklich eine große Wertschätzung für unsere Arbeit – auch außerhalb der Arbeitsagentur“, so Fluhme. Das hat er etwa in seinem Ehrenamt gemerkt. Er ist kommunalpolitisch aktiv und sitzt als sachkundiger Bürger im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Bielefelder Rates.
Der Studienabschluss folgte dann Ende 2020 und damit – wie bei allen erfolgreichen Absolventen des dualen Studiums bei der Agentur für Arbeit – automatisch die unbefristete Übernahme. Seinen Arbeitsschwerpunkt verlegte er nach Gütersloh, wo er auch schon mehrere Praxiseinsätze während des Studiums hatte. Seit Januar 2021 arbeitete Fluhme dort in der ganzheitlichen Beratung von Kunden mit erhöhtem Beratungsbedarf. „Das hat mich erneut mit Lebenswelten konfrontiert, die ich bisher nicht kannte und mir damit eine andere Sichtweise auf Vieles im Leben gegeben“, so Fluhme. Seit Juni 2023 ist er nun als fachlicher Berater für die Arbeitsvermittlung ebenfalls in Gütersloh tätig. „Dies ist ein Pilotprojekt an deutschlandweit sechs Standorten und die Arbeitsagentur Bielefeld/Gütersloh ist eine davon“, erklärt Fluhme. Er unterstützt hier zunächst für ein Jahr die Teamleitungen rein fachlich, etwa bei der Einarbeitung von neuen Beschäftigten. „Ohne das Studium hätte ich gar nicht gewusst, wie viele berufliche Optionen ich bei der Arbeitsagentur habe. Obwohl ich den Beratungsstudiengang absolviert habe, kann ich vom klassischen Vermittlungsgeschäft über die Personalabteilung, der Leistungsabteilung oder auch im Gebäudemanagement arbeiten, denn bei uns ist alles unter einem Dach“, schildert er begeistert. Empfehlen könne er somit das Studium allen, „die sich für Menschen interessieren, aber gleichzeitig einen klar definierten Aufgabenbereich sowie gute Entwicklungsmöglichkeiten schätzen – auch wenn der Weg dahin manchmal kunterbunt ist, wie bei mir!“
Aktuell sucht die Agentur für Arbeit Bielefeld/Gütersloh Studierende für den Start im September 2024. Alle Infos hierzu sind unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/karriere zu finden.