Auf den ersten Blick scheint die Situation für Frauen in unserer Stadt grundsätzlich positiv zu sein, schließlich sind hier 47,7 Prozent aller 169.210 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich. Schaut man jedoch genauer hin, fällt sofort eins ins Auge: Nur 33,6 Prozent der Vollzeitbeschäftigten sind Frauen. Und dass, obwohl sie 51,28 Prozent der Bielefelder Bevölkerung bilden. „Während also rund 84 Prozent der Männer in Vollzeit arbeiten, sind es bei den Frauen mit 46,5 Prozent nicht einmal die Hälfte. Somit sind also 75 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten in Bielefeld weiblich“, sagt Diana Glanz, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Bielefeld. Bei den Minijobs sieht es ähnlich aus: über 60 Prozent aller geringfügig Beschäftigten sind Frauen.
Die Gründe hierfür sieht Diana Glanz weiterhin in der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen. Denn sie werde noch immer hauptsächlich von Frauen übernommen. „Gerade in den sozialen Medien entsteht seit ein paar Jahren bei einigen Influencerinnen ein Hausfrauentrend. Das sind also Geschäftsfrauen, die sich so darstellen, als würden sie sich bewusst und aktiv gegen einen Beruf entscheiden“, berichtet Glanz. „Ich möchte dann ihren Followerinnen am liebsten immer zurufen: kümmert Euch um Euch und sichert Euch ab! Denn Geld bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und Sicherheit.“
Und tatsächlich verdienen Frauen in Bielefeld im Median 3.454 Euro brutto, während Männer bei 3.874 Euro liegen. „Was aus der fehlenden finanziellen Absicherung folgen kann, daran möchten in den entscheidenden Einkommensjahren viele nicht denken“, weiß Glanz aus ihrer Beratungspraxis. „Denn Altersarmut ist gerade aufgrund dieser weiterhin bestehenden Unterschiede am Arbeitsmarkt noch immer hauptsächlich ein Frauenthema.“ Wichtig sei es deshalb, bei der einseitigen Übernahme der Familienaufgaben bereits frühzeitig einen Ausgleich in Bezug auf die Altersvorsorge zu vereinbaren. „Ich betone immer wieder, dass sich niemand ausschließlich auf die Partner verlassen soll. Denn niemand weiß, was die Zukunft bringt“, so Glanz.
Frauen und Männer, die sich über den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Familien- oder Pflegephase, aber auch über eine Teilzeitausbildung oder die Alternativen zu einem Minijob informieren möchten, können sich unter 0521 587-1166 direkt an Diana Glanz wenden.