Ein trüber Juli-Morgen in der Uni Bielefeld: viel ist noch nicht los auf dem Campus, doch in Raum V2-213 brennt schon Licht. Hier steht um 8:15 Uhr das Seminar “Theorie und Praxis pädagogischen Handelns“ von Dr. Anne-Christin Kunstmann vom Praktikumsbüro der Erziehungswissenschaft auf dem Programm. Ein bisschen sperrig ist der Name ja schon, und was steckt nun genau dahinter? „Es ist ein Seminar für alle Studierenden der Erziehungswissenschaft – zum einen im Hinblick auf ihr Pflichtpraktikum, das 300 Arbeitsstunden umfassen muss, aber auch auf den späteren Jobeinstieg“, so Kunstmann. Denn Studiengänge bilden in der Regel nicht für einen speziellen Beruf aus. In der Erziehungswissenschaft – übrigens nicht Pädagogik und damit umfasst es eben alle, die keine Lehrer*innen werden wollen – ist das Spektrum der späteren Tätigkeiten aber besonders weit. Genau deshalb ist heute auch ein besonderer Gast im Seminar dabei: Berufsberaterin Annette Rink von der Hochschulberatung der Arbeitsagentur Bielefeld.
Nach und nach trudeln die Teilnehmenden ein, alle sind sehr pünktlich. Zu Beginn wird es gleich konkret: „Wer weiß denn bereits, wo es beruflich im Praktikum oder auch später hingehen soll?“, fragt die Berufsberaterin. Ein paar Arme gehen hoch – einige schnell, andere deutlich langsamer und zögerlicher. Doch gut die Hälfte ist noch ganz unentschlossen. Was natürlich auch an der wirklich großen Bandbreite für Erziehungswissenschaftler*innen liegt. Und diese wird nun gemeinsam auf Karten zusammengestellt. Mit dabei ist die gesamte soziale Arbeit, also Beratung und Begleitung von frühester Kindheit bis ins hohe Alter, Kitas, Schulen, Erwachsenenbildung, aber auch Medien, die Personalentwicklung oder eine Karriere an der Uni. „Ihr nun anstehendes Praktikum ist eine gute Möglichkeit, Einblick in den Beruf zu bekommen und die Richtung für sich zu ermitteln. Und wenn es das noch nicht war: einfach weitere Schritte gehen “, motiviert die Berufsberaterin. In der folgenden Stunde gibt sie weitere zahlreiche Tipps, wie man sich der Entscheidung nähern könne und beleuchtet die Chancen für Erziehungswissenschaftler*innen auf dem Arbeitsmarkt. Ein paar Studierende überlegen auch den akademischen Weg mit einem Masterstudium weiter zu gehen. Da gebe es ein sehr breites Studienangebot mit vielen unterschiedlichen Bezeichnungen in Deutschland. Deshalb rät die Expertin hier dazu, sich explizit die Modulbeschreibungen auf den Uni-Webseiten anzusehen.
Und auch für diejenigen, die nach dem Termin noch immer nicht genau wissen, wie sie das Thema angehen sollen, gibt es noch ein Angebot: „Machen Sie gern einen Termin für unsere Sprechstunden aus. Da können wir im persönlichen Gespräch Ihre individuelle Situation beleuchten“, so die Berufsberaterin. Das Büro der Arbeitsagentur sei schließlich direkt in der Unihalle. Damit ist das Seminar vorbei, die Studierenden packen und verlassen den Raum. Nur Dozentin und Referentin bleiben noch etwas zurück und tauschen sich aus. Und so fasst Dozentin Dr. Anne-Christin Kunstmann die inzwischen seit rund 25 Jahren dauernde Kooperation mit der Arbeitsagentur zusammen: „Zum einen hat die Arbeitsagentur noch einmal eine ganz andere Expertise. Und zum anderen ist es mir wichtig für die Studierenden den persönlichen Kontakt zur Beratung herzustellen, da dort ja eine kostenfreie individuelle Beratung in der Übergangszeit zwischen Uni und Berufsleben angeboten wird.“