„Mein erster Gedanke war: das geht einfach nicht!“

Andreas Rogalsky hat das, was man wohl einen „nicht ganz geraden Lebenslauf“ nennen würde. Eine Ausbildung als Metallbauer hat er abgebrochen, dann in Helferjobs gearbeitet. Doch nun macht er mit Ende 20 noch einmal eine Ausbildung als Kraftfahrzeugmechatroniker.

15.08.2024 | Presseinfo Nr. 66

Vor einem Jahr ging Werkstattchef David Batta von Kfz Technik Batta neue Wege der Mitarbeitergewinnung und veröffentlichte eine Stelle in einem Kleinanzeigen-Portal. Es meldete sich Andreas Rogalsky und sie vereinbarten ein Probearbeiten. „Da hat er gezeigt, dass er echt was kann“, berichtet der Kfz-Meister. Erst hinterher habe er bemerkt, dass der potenziell „Neue“ gar keine abgeschlossene Ausbildung habe. „Deshalb habe ich ihm vorgeschlagen, statt eines Helferjobs bei uns die Ausbildung als KFZ-Mechatroniker zu starten. Denn eine abgeschlossene Ausbildung verbessert deutlich seine Chancen und auch seine Tätigkeiten im Betrieb.“ Und das zeigen auch die Zahlen der Agentur für Arbeit: so verfügen aktuell 61,2 Prozent aller Arbeitslosen in Bielefeld über keine abgeschlossene Berufsausbildung. 

Doch die Idee des Chefs stieß zunächst auf wenig Gegenliebe: „Mein erster Gedanke war: wie soll ich vom Ausbildungsgehalt meine Frau und mein Kind versorgen? Das geht einfach nicht“, so Rogalsky. Doch da wusste sein neuer Chef bereits Rat: „Ich kannte die Unterstützung der Arbeitsagentur bereits von früher, doch wie man sieht, ist noch viel zu wenig bekannt, welche Möglichkeiten es dort für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gibt.“ Und so nahm er Kontakt zu Gökay Toktas vom Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur auf. Er ist für die Kfz-Branche in Bielefeld zuständig. „Die Lösung heißt Qualifizierungschancengesetz. Hier können wir entweder gelernte Fachkräfte bei einer Weiterbildung oder ungelernte Kräfte bei einem Berufsabschluss fördern“, erklärt Toktas. Damit erhalten die neuen Auszubildenden 80 Prozent des späteren Einstiegsgehalts in ihrem Lehrberuf und können so ihren Lebensunterhalt meist wie gewohnt bestreiten. Beantragt werden muss die Förderung aber immer vor Beginn der Ausbildung, also muss der Ausbildungsbetrieb feststehen. Alle Fragen hierzu beantwortetet der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur unter 0800 4555520.

„Da ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen – und ein großer, als alles in trockenen Tüchern war“, so Rogalsky lächelnd. Los ging es dann letzten August – und er konnte sogar gleich ins zweite Lehrjahr einsteigen. Aber: wieder die Schulbank zu drücken, war schon ungewohnt. „Die anderen mit ihren 15 bis 20 Jahren haben natürlich andere Interessen als ich mit 29 als Familienvater“, sagt er achselzuckend. Doch richtig zu stören scheint ihn das nicht. Denn sein Arbeitsplatz ist die Werkstatt, in der er fest angekommen ist und bereits auch seine eigenen Projekte hat. „Klar gehört es auch mal dazu die Werkstatt zu fegen, doch eine Ausbildung ist zum Lernen da. Schließlich muss er hinterher als Geselle ja auch selbständig arbeiten“, findet sein Ausbilder Batta. Deshalb darf Andreas Rogalsky aktuell einen ganzen Motorblock teilüberholen – und das bereits im zweiten Lehrjahr. „Das ist schon etwas anders als Bremsen oder Öl zu wechseln“, sagt er grinsend.

Sein Chef wiederum kann sich aktuell über die Auftragslage nicht beschweren: „Wir suchen noch weitere Leute, wie etwa Kfz-Mechatroniker, eine Serviceassistenz, eine Werkstattleitung oder jemand für die Buchhaltung.“ – nur aktuell keinen Auszubildenden, denn den haben sie ja bereits.