„Ausbildungsstart weiter möglich“

Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer ziehen gemeinsam Bilanz für das Ausbildungsjahr 2023/2024 in Bielefeld

05.11.2024 | Presseinfo Nr. 90

Die Anzahl der Bewerber steigt, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze in Bielefeld sinkt dagegen.

 

Der Ausbildungsmarkt in Bielefeld

Als Bewerberin oder Bewerber für einen Ausbildungsstart in diesem Jahr hatten sich seit Oktober 2023 in Bielefeld 2.518 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 28 junge Menschen mehr als im Vorjahreszeitraum (plus 1,1 Prozent). „Die gestiegene Zahl an Bewerberinnen und Bewerber zum Vorjahr freut uns besonders und ist ein gutes Zeichen für den Ausbildungsmarkt in Bielefeld. Junge Menschen sehen in der Ausbildung weiterhin ihre berufliche Zukunft“, resümiert Günter Michaelis, stellv. Leiter der Arbeitsagentur Bielefeld. Unverändert zum letzten Jahr sind die drei beliebtesten Ausbildungen bei den Jugendlichen in Bielefeld: Medizinische/r Fachangestellte/r, Kaufmann/-frau für Büromanagement und Kfz-Mechatroniker/in für PKW-Technik. Auch Platz 4 ist mit dem/der Kaufmann/-frau im Einzelhandel keine Überraschung, gefolgt von dem/der Verkäufer/in und dem/der Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik. Im Vorjahr belegte diese Ausbildung noch Platz 8 des Rankings. „Die öffentlichen Diskussionen und damit auch die Bekanntheit von Wärmepumpen haben hier anscheinend bei den Jugendlichen für ein größeres Interesse gesorgt“, so Michaelis.

Von den 2.518 gemeldeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben 2.331 einen Ausbildungs- oder Studienplatz gefunden. Dies bedeutet aber auch, dass 187 Jugendliche noch auf der Suche sind. „Oftmals ist nicht bekannt, dass man auch unabhängig vom Start des Berufsschuljahres eine Ausbildung beginnen kann. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater in der Jugendberufsagentur bieten neben der persönlichen Beratung auch verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten sowie konkrete freie Ausbildungsplätze an. So ist ein erfolgreicher Berufseinstieg in das begonnene Ausbildungsjahr auch jetzt noch möglich“, betont Michaelis.

Die Zahl der freien Berufsausbildungsstellen, die die Unternehmen und Verwaltungen der Agentur für Arbeit seit Oktober 2023 für das Stadtgebiet meldeten, sind dagegen deutlich gesunken – und damit das erste Mal seit dem Pandemie-Jahr 2020. So zählte die Arbeitsagentur 2.043 Ausbildungsstellen und damit 285 weniger als im Jahr zuvor (minus 12,2 Prozent). Zwar sind aktuell von den gemeldeten Ausbildungsplätzen 174 noch unbesetzt, dies sind aber 27 weniger als im Jahr zuvor (minus 13,4 Prozent). Rechnerisch kommen in der Stadt Bielefeld damit auf 100 freie Ausbildungsplätze 107 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Gesucht werden vor allem Auszubildende als Verkäufer/in, als Kaufmann/-frau im Einzelhandel oder Dachdecker/in. Aber auch Bewerberinnen und Bewerber, die eine Ausbildung als Handelsfachwirt/in, Kaufmann/frau für Büromanagement, Anlagenmechaniker/in für Sanitär-/Heiz-/Klimatechnik oder Berufskraftfahrer/in suchen, werden bestimmt fündig.

Und für alle, die im Zuge eines Schulpraktikums oder in den Ferien „Praxisluft schnuppern“ möchten, bietet die Agentur für Arbeit mit der Praktikumsbörse „Bei Anruf Praktikum“ ein ganz einfaches Instrument. Unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/praktikum sind Unternehmen, die Plätze anbieten, sowohl nach Ausbildungsberufen als auch nach Orten aufgelistet – in Bielefeld nach Stadtteilen und im Kreis Gütersloh nach Städten. „So kann schnell das Passende gefunden werden, um einen Einblick in die Ausbildungen zu bekommen. Und mit dem direkten Telefonkontakt zu den Arbeitgebern geht auch die Anfrage ganz einfach: ein Anruf genügt“, so Michaelis.

IHK appeliert: Passungsprobleme dürfen den Ausbildungsmarkt nicht gefährden

Auf dem Ausbildungsmarkt ist aktuell noch einiges möglich. Am Stichtag 30. September sind die Neueintragungen in Industrie-, Handel- und Dienstleistungsberufen im Vorjahresvergleich rückläufig. In der Stadt Bielefeld ist die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge um 3,9 Prozent auf 1.432 gesunken (2023: 1.490). Während die gewerblichen Ausbildungsberufe ein Minus von 6,6 Prozent verzeichnen (509 Neueintragungen), kommen die kaufmännischen Berufsbilder auf ein Minus von 2,3 Prozent (923 Neueintragungen). „Leider sind die Ausbildungszahlen in diesem Jahr rückläufig, obwohl der Ausbildungsmarkt noch immer Potenzial bietet. Tatsächlich konnten viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen“, betont Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Es bestehen nach wie vor Passungsprobleme. Denn viele IHK-Ausbildungsunternehmen seien noch auf der Suche. In der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage gaben 44 Prozent der Unternehmen an, gar keine oder zumindest keine geeigneten Bewerbungen bekommen zu haben. Die Chancen, dass die Zahlen bis zum Ende des Jahres noch steigen, stünden aus IHK-Sicht gut. Auf der Berufseinstiegsplattform „Ausbildungschance OWL“ werden für die Stadt Bielefeld aktuell noch 169 freie Ausbildungsstellen angeboten. „Eine Duale Ausbildung in Industrie-, Handels- und Dienstleistungsberufen bietet jungen Menschen einen praxisnahen Berufseinstieg und vielversprechende Karriereperspektiven. Auf der anderen Seite sichern sich Unternehmen ihre Fachkräfte von morgen, die so dringend benötigt werden“, unterstreicht Horstkötter-Starke die Chancen der Berufsausbildung. Die rückläufigen Ausbildungszahlen, insbesondere im technischen Bereich, stimmen nachdenklich. Aktuelle Herausforderungen der Wirtschaft, wie die digitale Transformation, könnten nur mit gut ausgebildeten Fachkräften gelingen. „Um das Matching von Jugendlichen und Unternehmen zu unterstützen, bieten wir mit dem Service der ‚Passgenauen Besetzung‘ konkrete Hilfestellungen an. Unser IHK-Team steht allen Interessierten gerne zur Verfügung“, so Horstkötter-Starke. Für die Zukunft gelte es zudem, alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen weiter zu fördern. Schülerinnen und Schüler fokussieren sich häufig auf die bekannten Berufe. In Bielefeld entfallen beispielsweise fast ein Drittel (480) der 1.432 neu eingetragenen Ausbildungsverträge auf nur fünf Berufsbilder. Spitzenreiter dabei sind Kaufleute im Einzelhandel (110 Neueintragungen). Aus IHK-Sicht sei es deshalb sinnvoll, den jugendlichen Blick auf die vielen anderen Berufsbilder auszuweiten, denn im Bezirk der IHK Ostwestfalen werde aktuell in 166 Berufen ausgebildet. Die IHK unterstützt die Berufsorientierung, indem sie Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen vermittelt oder Besuche von Auszubildenden, den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern, organisiert, die in Abgangsklassen der Schulen über ihre Ausbildung berichten. „Wir setzen uns mit aller Kraft für eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung junger Menschen ein“, so Horstkötter-Starke.

Handwerkskammer: Die eigenen Fähigkeiten sinnstiftend einsetzen

Zum offiziellen Stichtag 30. September haben mehr als 3.800 Auszubildende eine Ausbildung in über 90 verschiedenen Ausbildungsberufen im OWL-Handwerk begonnen. Damit befinden sich die Zahlen weiterhin auf einem hohen Niveau, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahresstichtag um rund 1,6 Prozent zurückgegangen sind. In Bielefeld ist die Anzahl der Auszubildenden um 2,2 Prozent auf 589 gesunken. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in Ostwestfalen-Lippe, also die Anzahl der für den Ausbildungsmarkt grundsätzlich zur Verfügung stehenden jungen Menschen, um 3,61 Prozent. In Bielefeld ging die Zahl um 3,12 Prozent zurück.

„Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bleibt das Handwerk ein Stabilitätsanker und bietet kontinuierlich Ausbildungsplätze an, um jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive zu ermöglichen“, betont Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.

Um in Zeiten des demografischen Wandels die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern, brauche es junge Talente, die die wichtigen Aufgaben und Herausforderungen von morgen übernehmen – sei es in der Energiewende, im nachhaltigen Bauen oder in der Digitalisierung. „Nur so können wir weiterhin wirtschaftliche Stabilität gewährleisten und die ökologische Transformation aktiv gestalten“, bekräftigte Goll. Alle Ausbildungsinteressierten haben weiterhin die Chance, noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung im Handwerk durchzustarten. Eine Auflistung mit freien Ausbildungsplätzen gibt es in der Lehrstellenbörse oder unter www.ausbildungschance-owl.de.

Ein Ausbildungsbeginn ist aktuell noch möglich! Auch den Start im kommenden Jahr jetzt angehen.

Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur oder vereinbaren online einen Termin unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/berufsberatung (für Bielefeld und Gütersloh). Freie Ausbildungsstellen für OWL sind unter www.ausbildungschance-owl.de zu finden. Die Plattform wird gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld betrieben.