„Ausbildungsstart weiterhin möglich“

Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer ziehen gemeinsam Bilanz für das Ausbildungsjahr 2023/2024 im Kreis Gütersloh

05.11.2024 | Presseinfo Nr. 91

Die Anzahl der Bewerber steigt, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze im Kreis Gütersloh sinkt dagegen. Trotzdem bleibt für die Arbeitgeber die Besetzung der freien Stellen aufgrund der weiterhin deutlich geringeren Anzahl an Bewerbern schwierig.

 

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Gütersloh

Als Bewerberin oder Bewerber für einen Ausbildungsstart in diesem Jahr hatten sich seit Oktober 2023 im Kreis Gütersloh 1.880 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 90 junge Menschen mehr als im Vorjahreszeitraum (plus 5,0 Prozent). „Die gestiegene Zahl an Bewerberinnen und Bewerber zum Vorjahr freut uns besonders und ist ein gutes Zeichen für den Ausbildungsmarkt im Kreis Gütersloh. Junge Menschen sehen in der Ausbildung weiterhin ihre berufliche Zukunft“, resümiert Günter Michaelis, stellv. Leiter der Arbeitsagentur Bielefeld/Gütersloh. Besonders beliebt bei den Jugendlichen waren die Ausbildungsgänge als Kfz-Mechatroniker/-in für PKW-Technik, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Industriekaufmann/-frau, Medizinische/r Fachangestellte/r und Fachinformatiker/in Systemintegration.

Von den 1.880 gemeldeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben 1.734 einen Ausbildungs- oder Studienplatz für 2024 gefunden, 3 Jugendliche mehr als vor einem Jahr (plus 2,1 Prozent). Dies bedeutet aber auch, dass 146 Jugendliche im Kreis Gütersloh noch auf der Suche sind. „Oftmals ist nicht bekannt, dass man auch unabhängig vom Start des Berufsschuljahres eine Ausbildung beginnen kann. Die Agentur für Arbeit Gütersloh bietet neben den Beratungsleistungen durch die Berufsberaterinnen und Berufsberater, verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, sowie konkrete freie Ausbildungsplätze an. So ist ein erfolgreicher Berufseinstieg in das begonnene Ausbildungsjahr auch jetzt noch möglich", betont Michaelis.

Die Zahl der freien Berufsausbildungsstellen, die die Unternehmen und Verwaltungen der Agentur für Arbeit seit Oktober 2023 für das Kreisgebiet meldeten, ist dagegen gesunken. So zählte die Arbeitsagentur 2.491 Ausbildungsstellen und damit 150 weniger als im Jahr davor (minus 5,7 Prozent). Aktuell sind von den gemeldeten Ausbildungsplätzen 278 noch unbesetzt. Rechnerisch kommen damit im Kreis Gütersloh auf 100 noch freie Ausbildungsplätze 53 aktuell unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Besonders gesucht werden derzeit Auszubildende als Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/in oder Fachkraft für Lagerlogistik. Aber auch Bewerberinnen und Bewerber, die eine Ausbildung als Metallbauer/in für Konstruktionstechnik, Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Bankkaufmann/-frau oder Steuerfachangestellte/r suchen, werden bestimmt fündig.

Und für alle, die im Zuge eines Schulpraktikums oder in den Ferien „Praxisluft schnuppern“ möchten, bietet die Agentur für Arbeit mit der Praktikumsbörse „Bei Anruf Praktikum“ ein ganz einfaches Instrument. Unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/praktikum sind Unternehmen, die Plätze anbieten, sowohl nach Ausbildungsberufen als auch nach Orten aufgelistet – in Bielefeld nach Stadtteilen und im Kreis Gütersloh nach Städten. „So kann schnell das Passende gefunden werden, um einen Einblick in die Ausbildungen zu bekommen. Und mit dem direkten Telefonkontakt zu den Arbeitgebern geht auch die Anfrage ganz einfach: ein Anruf genügt“, so Michaelis.

IHK appeliert: Passungsprobleme dürfen den Ausbildungsmarkt nicht gefährden

Auf dem Ausbildungsmarkt ist aktuell noch einiges möglich. Am Stichtag 30. September sind die Neueintragungen in Industrie-, Handel- und Dienstleistungsberufen im Vorjahresvergleich rückläufig. Im Kreis Gütersloh ist die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge um 4,2 Prozent auf 1.634 gesunken (2023: 1.705). Während die gewerblichen Ausbildungsberufe ein leichtes Plus von 0,9 Prozent verzeichnen (691 Neueintragungen), kommen die kaufmännischen Berufsbilder auf ein Minus von 7,5 Prozent (943 Neueintragungen). „Leider sind die Ausbildungszahlen in diesem Jahr rückläufig, obwohl der Ausbildungsmarkt noch immer Potenzial bietet. Tatsächlich konnten viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen“, betont Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Es bestehen nach wie vor Passungsprobleme. Denn viele IHK-Ausbildungsunternehmen seien noch auf der Suche. In der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage gaben 44 Prozent der Unternehmen an, gar keine oder zumindest keine geeigneten Bewerbungen bekommen zu haben. Die Chancen, dass die Zahlen bis zum Ende des Jahres noch steigen, stünden aus IHK-Sicht gut. Auf der Berufseinstiegsplattform „Ausbildungschance OWL“ werden für den Kreis Gütersloh aktuell noch 187 freie Ausbildungsstellen angeboten. „Eine Duale Ausbildung in Industrie-, Handels- und Dienstleistungsberufen bietet jungen Menschen einen praxisnahen Berufseinstieg und vielversprechende Karriereperspektiven. Auf der anderen Seite sichern sich Unternehmen ihre Fachkräfte von morgen, die so dringend benötigt werden“, unterstreicht Horstkötter-Starke die Chancen der Berufsausbildung. Die rückläufigen Ausbildungszahlen, insbesondere im technischen Bereich, stimmen nachdenklich. Aktuelle Herausforderungen der Wirtschaft, wie die digitale Transformation, könnten nur mit gut ausgebildeten Fachkräften gelingen. „Um das Matching von Jugendlichen und Unternehmen zu unterstützen, bieten wir mit dem Service der „Passgenauen Besetzung“ konkrete Hilfestellungen an. Unser Team steht allen Interessierten gerne zur Verfügung“, so Horstkötter-Starke. Für die Zukunft gelte es zudem, alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen weiter zu fördern. Schülerinnen und Schüler fokussieren sich häufig auf die bekannten Berufe. Im Kreis Gütersloh entfallen beispielsweise mehr als ein Drittel (652) der 1.634 neu eingetragenen Ausbildungsverträge auf nur fünf Berufsbilder. Spitzenreiter dabei sind Industriekaufleute (244 Neueintragungen). Aus IHK-Sicht sei es deshalb sinnvoll, den jugendlichen Blick auf die vielen anderen Berufsbilder auszuweiten, denn im Bezirk der IHK Ostwestfalen werde aktuell in 166 Berufen ausgebildet. Die IHK unterstützt die Berufsorientierung, indem sie Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen vermittelt oder Besuche von Auszubildenden, den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern, organisiert, die in Abgangsklassen der Schulen über ihre Ausbildung berichten. „Wir setzen uns mit aller Kraft für eine noch nachhaltigeren Berufswahlvorbereitung junger Menschen ein“, so Horstkötter-Starke.

Handwerkskammer: Die eigenen Fähigkeiten sinnstiftend einsetzen

Zum offiziellen Stichtag 30. September haben mehr als 3.800 Auszubildende eine Ausbildung in über 90 verschiedenen Ausbildungsberufen im OWL-Handwerk begonnen. Damit befinden sich die Zahlen weiterhin auf einem hohen Niveau, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahresstichtag um rund 1,6 Prozent zurückgegangen sind. Trotz eines Rückgangs von rund 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert bleibt der Kreis Gütersloh mit 801 Auszubildenden der ausbildungsstärkste in Ostwestfalen-Lippe. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in OWL, also die Anzahl der für den Ausbildungsmarkt grundsätzlich zur Verfügung stehenden jungen Menschen, um 3,61 Prozent. Im Kreis Gütersloh ging die Zahl sogar um 5,96 Prozent zurück.

„Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bleibt das Handwerk ein Stabilitätsanker und bietet kontinuierlich Ausbildungsplätze an, um jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive zu ermöglichen“, betont Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. 

Um in Zeiten des demografischen Wandels die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern, brauche es junge Talente, die die wichtigen Aufgaben und Herausforderungen von morgen übernehmen – sei es in der Energiewende, im nachhaltigen Bauen oder in der Digitalisierung. „Nur so können wir weiterhin wirtschaftliche Stabilität gewährleisten und die ökologische Transformation aktiv gestalten“, bekräftigte Goll. Alle Ausbildungsinteressierten haben die Chance, noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung im Handwerk durchzustarten. Eine Auflistung mit freien Ausbildungsplätzen gibt es in der Lehrstellenbörse oder unter www.ausbildungschance-owl.de.

Ein Ausbildungsbeginn ist aktuell noch möglich! Und auch den Start im kommenden Jahr jetzt angehen.

Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur oder vereinbaren online einen Termin unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bielefeld/berufsberatung (für Bielefeld und Gütersloh). Freie Ausbildungsstellen für OWL sind unter www.ausbildungschance-owl.de zu finden. Die Plattform wird gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld betrieben.