Auch drei Monate nach Beginn des Ukrainekriegs zeigt sich der Arbeitsmarkt in Herne von den beunruhigenden Nachrichten weitgehend unbeeindruckt. Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch Herne gehört, bezeichnet die aktuellen Entwicklungen auf dem Herner Arbeitsmarkt als saisontypisch: „Nach zwei Jahren Corona knüpft der Arbeitsmarkt in diesem Jahr wieder an Vor-Pandemie-Zeiten an und zeigt eine für die Jahreszeit sehr typische Frühjahrsbelebung. Im Sommer, wenn viele junge Menschen sich nach ihrem Schulabschluss oder nach absolvierter Ausbildung arbeitssuchend melden und auch Zeitverträge oft auslaufen, könnte es dann einen leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen geben, der aber vorübergehender Natur ist. Noch lässt sich allerdings kaum absehen, wie die anhaltenden Materialengpässe und die auch in Herne spürbare Fachkräftenachfrage sich mittelfristig auf die Unternehmen auswirken werden. Vor allem die steigenden Energie- und Rohstoffpreise geben Anlass zur Sorge; der Anteil der Arbeitsplätze in energieintensiven Branchen ist mit 1,76 Prozent in Herne verglichen mit anderen Regionen jedoch eher gering. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es beim moderaten Erholungskurs für den Herner Arbeitsmarkt bleiben wird.“
Eckdaten Arbeitslosigkeit
Im Mai verzeichnet die Agentur für Arbeit einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Insgesamt sind 8.245 Personen (über beide Rechtskreise - SGBIII und II - hinweg) aktuell in Herne arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 95 Personen oder 1,1 Prozent weniger. Im Vergleich zum Mai des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen gar um 1.014 Personen oder 11,0 Prozent.
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt im Mai 10,3 Prozent. Das sind erneut 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat und mit insgesamt 11,6 Prozent im Mai letzten Jahres 1,3 Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr.
Langzeitarbeitslosigkeit
Wer länger als ein Jahr nicht arbeitet, zählt als langzeitarbeitslos. Im Mai gibt es 3.825 Personen in Herne, bei denen dies der Fall ist. Gegenüber dem April sind dies 109 Langzeitarbeitslose weniger. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt aber einen weitaus deutlicheren Rückgang mit 503 Personen weniger. Von allen Langzeitarbeitslosen sind über 90 Prozent und damit 3.585 Personen im Mai in der Grundsicherung gemeldet.
Jugendarbeitslosigkeit
743 Arbeitslose sind im Mai in Herne unter 25 Jahre alt. Gegenüber dem April ist die Jugendarbeitslosigkeit damit um 0,9 Prozent leicht zurückgegangen. Im Vorjahr, Mai 2021, waren es 161 jugendliche Arbeitslose oder 17,8 Prozent mehr als heute.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Wer über 50 Jahre ist, zählt auf dem Arbeitsmarkt zu den "Älteren". In dieser Personengruppe ist die Arbeitslosigkeit um 1,3 Prozent oder 33 Personen im Vergleich zum Vormonat gesunken. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt einen noch deutlicheren Rückgang. Im Mai 2021 waren es in dieser Personengruppe noch 218 Betroffene oder 8,2 Prozent mehr. Insgesamt sind 2.438 Personen, die 50 Jahre oder älter sind, in Herne aktuell als arbeitslos verzeichnet.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) zählt die Agentur für Arbeit im Mai 1.719 Personen. Gegenüber dem April sind das 14 Personen oder 0,8 Prozent weniger. Der Vorjahresvergleich weist einen Rückgang um gut ein Fünftel mit insgesamt 503 Personen oder 22,6 Prozent auf.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) verzeichnet die Agentur für Arbeit 81 Arbeitslose (1,2 Prozent) weniger als im Vormonat und 511 Personen oder 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt sind es 6.526 Personen und damit fast 80 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Stellenangebote
Insgesamt meldeten die lokalen Unternehmen und Institutionen in diesem Monat 208 neue Stellenzugänge. Damit liegen die Stellenmeldungen um ein gutes Viertel höher als im Vormonat. Aktuell im Bestand befinden sich insgesamt 1.117 offene Stellen, das sind 41 Stellen mehr als im Vormonat und 180 Stellen und damit ein knappes Fünftel mehr als im Vorjahresmonat.
Kurzarbeit
Im Mai haben 5 Betriebe (Im Vormonat waren es weniger als 3) mit 105 möglichen Mitarbeitern Kurzarbeit angezeigt. (Aus datenschutzrechtlichen Gründen, um personenbezogene Angaben zu vermeiden, ist die Zahl der möglichen von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für April nicht veröffentlicht.) Im Mai letzten Jahres waren es 13 Betriebe mit 80 möglichen Mitarbeitern.
Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.