Bochum. Geopolitische Lage schlägt sich in diesem Monat erstmals in den Arbeitslosenstatistiken nieder. Durch den Wechsel in der Betreuung der geflüchteten Menschen aus Ukraine vom Asylbewerberleistungsrecht ins SGB II steigt auch die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen.
Nach wie vor zeigt sich der Bochumer Arbeitsmarkt noch weitgehend stabil, wenngleich die Stellenmeldungen saisontypisch etwas rückläufiger sind. Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, beschreibt das aktuelle Geschehen auf dem Arbeitsmarkt wie folgt: „Grundsätzlich ist ein leichter Abschwung am Arbeitsmarkt mit Beginn der Ferienzeit nicht ungewöhnlich. Jahres- und Ausbildungsverträge laufen aus, der Jahrgang der Schulabsolventen beginnt erst zum Herbst mit Ausbildung oder Studium. Und dann ist da natürlich noch der Krieg in der Ukraine mit all seinen auch bei uns spürbaren Folgeerscheinungen. Mit den frühen Sommerferien erreicht uns diese Phase früh, aber nicht unerwartet. Dennoch erfordern einige Entwicklungen unsere besondere Aufmerksamkeit.
Seit dem 1. Juni werden die seit Kriegsbeginn im Februar aus der Ukraine Geflüchteten von den Jobcentern betreut. Aktuell sind beim Jobcenter Bochum 628 Personen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet. Dies ist eine deutliche Steigerung, und wir erwarten, dass sich diese noch fortsetzen wird. Zudem sehen wir, dass die Unternehmen zwar weiterhin Personal suchen, doch erstmals seit Monaten ist die Nachfrage leicht rückläufig. Die schon in der Pandemie zu beklagenden Materialengpässe, aber auch die steigenden Materialpreise und insbesondere die Entwicklungen am Energiemarkt geben offenbar zunehmend Anlass zur Sorge. Verunsicherung zeigt sich auch bei den unter 25-Jährigen, bei denen wir einen Anstieg an Arbeitslosmeldungen erleben. Hier erneuere ich gerne meine Einladung, umgehend Kontakt zu unserer Berufsberatung aufzunehmen, denn bis zum Herbst gibt es noch jede Menge attraktive offene Ausbildungsstellen.“
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit ist im Juni wieder angestiegen. Die Agentur für Arbeit verzeichnet über beide Rechtskreise – SGB III und SGB II – hinweg insgesamt 16.774 Arbeitslose. Das sind gegenüber Mai 569 Personen oder 3,5 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sinkt die Arbeitslosigkeit jedoch um 1.142 Personen oder 6,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf die Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt 8,6 Prozent und steigt im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte. Gegenüber dem Vorjahr ist hingegen ein Rückgang um 0,6 Prozentpunkte zu verzeichnen. Im Juni vor einem Jahr betrug die Quote in Bochum noch 9,2 Prozent.
Langzeitarbeitslosigkeit
Jeder, der länger als ein Jahr nicht arbeitet, zählt laut Statistik zu den Langzeitarbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat hat sich die Anzahl langzeitarbeitsloser Personen um 69 weiter leicht reduziert. Aktuell gemeldet bleiben in dieser Personengruppe 7.196 Personen (SGB III und SGB II). Im Vergleich zum Juni letzten Jahres ist die Langzeitarbeitslosigkeit um 1.283 Personen gesunken.
Die meisten Langzeitarbeitslosen – über 90 Prozent – sind in der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) gemeldet. Das sind in diesem Juni insgesamt 6.658 Personen.
Jugendarbeitslosigkeit
Auf dem Arbeitsmarkt gelten alle Personen, die unter 25 Jahre sind, als jugendlich. Im April zählt die Agentur für Arbeit in Bochum insgesamt 1.174 jugendliche Arbeitslose. Mit einem Zugang von insgesamt 185 junge Menschen liegt dies deutlich über den Zahlen vom Vormonat. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 93 arbeitslose junge Menschen oder 7,3 Prozent mehr.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Personen, die 50 Jahre oder älter und arbeitslos sind, zählen auf dem Arbeitsmarkt zu den "Älteren". Im Juni sind das in Bochum insgesamt 5.852 Personen. Gegenüber dem Mai ist das ein Anstieg um 72 Personen oder 1,2 Prozent. Vor einem Jahr im Juni zählte die Agentur für Arbeit noch 257 Personen mehr in dieser Personengruppe. Innerhalb eines Jahres hat sich die Arbeitslosigkeit damit um 4,2 Prozent verringert.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Bochum 3.602 Personen arbeitslos gemeldet. Damit hat sich die Anzahl im Vergleich zum Vormonat um 94 Personen oder 2,7 Prozent erhöht. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies jedoch einen Rückgang um 756 Personen oder 17,3 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) sind insgesamt 13.172 Arbeitslose gemeldet. Das sind 475 arbeitslose Personen mehr (3,7 Prozent) als im Mai. Verglichen mit Juni vor einem Jahr zählt die Arbeitsagentur damit 386 Arbeitslose oder 2,8 Prozent weniger. Insgesamt umfasst die Grundsicherung 78,5 Prozent aller Arbeitslosen.
Stellenangebote
Der Anstieg der Stellenzugänge setzt sich im Berichtsmonat nicht weiter fort. Unternehmen aus der Region haben in diesem Monat 742 Stellen gemeldet. Verglichen mit dem Mai sind das 33 Stellenmeldungen weniger und im Vergleich zum Vorjahr wurden 95 Stellen weniger gemeldet. Insgesamt befinden sich im Juni 4.156 offene Stellen im Bestand. Das sind 33 Stellen (0,8 Prozent) mehr als im Vormonat und 905 (27,8 Prozent) mehr mit Blick auf den Vorjahresmonat.
Kurzarbeit
Im Juni haben 4 Betriebe (Vormonat 11) mit 23 möglichen Mitarbeitern (Vormonat 167) Kurzarbeit angefragt. Im Juni letzten Jahres waren es 17 Betriebe mit 86 möglichen Mitarbeitern.
Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.