Herne. Arbeitslosigkeit im Juni erstmals seit Monaten wieder leicht ansteigend. Stagnation am Stellenmarkt. Kriegsfolgen auch in Herne zunehmend spürbar – Rechtsänderung führt bei geflüchteten Menschen zu neuen Arbeitslosmeldungen. Positive Entwicklung für Langzeitarbeitslose.
Nach monatelanger Aufbruchstimmung unbeeindruckt von der geopolitischen Lage verliert die Dynamik am Arbeitsmarkt in Herne zum Sommeranfang saisontypisch etwas an Schwung. Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herne, beschreibt das aktuelle Geschehen auf dem Arbeitsmarkt wie folgt: „Etwas früher als sonst, aber prinzipiell nicht überraschend steigen die Arbeitslosenzahlen mit Ferienbeginn leicht an. Das hat meist erklärbare Gründe, denn Jahres- und Ausbildungsverträge laufen aus, und der Jahrgang der Schulabsolventen beginnt erst zum Herbst mit Ausbildung oder Studium. Jedoch wird die positive Stimmung nach den überstandenen zwei Corona-Jahren zunehmend durch die auch bei uns spürbaren Folgeerscheinungen des Kriegs in der Ukraine überlagert.
Seit dem 1. Juni werden die seit Kriegsbeginn im Februar aus der Ukraine Geflüchteten von den Jobcentern betreut. Aktuell sind beim Jobcenter Herne 174 Personen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet. Das ist eine deutliche Steigerung, und wir erwarten, dass diese sich noch fortsetzen wird. Gleichzeitig steigen aber auch die Arbeitslosmeldungen in der Arbeitsagentur an; in Herne mit einem Zuwachs von 3,1 Prozent sogar stärker als beim Jobcenter mit 1,9 Prozent. Mit Blick auch auf die seit Monaten erstmals wieder rückläufigen gemeldeten offenen Arbeitsstellen wird deutlich, dass die Unternehmen abwartender agieren. Andauernde Materialengpässe sowie die steigenden Material- und Energiepreise geben derzeit wenig Anlass zu Optimismus. Die gute Nachricht: Insgesamt steigen die Arbeitslosenzahlen in Herne weniger stark als im NRW-Schnitt, und bei den Langzeitarbeitslosen gibt es sogar einen deutlichen prozentualen Rückgang. Das ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis der unterstützenden Betreuung im Jobcenter und der gemeinsamen Anstrengungen im „Bündnis für Arbeit.“
Eckdaten Arbeitslosigkeit
Im Juni verzeichnet die Agentur für Arbeit einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Insgesamt sind 8.421 Personen (über beide Rechtskreise - SGBIII und II - hinweg) aktuell in Herne arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 176 Personen oder 2,1 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen allerdings um 892 Personen oder 9,6 Prozent.
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf die Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt im Juni 10,5 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und mit insgesamt 11,6 Prozent im Juni letzten Jahres 1,1 Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr.
Langzeitarbeitslosigkeit
Wer länger als ein Jahr nicht arbeitet, zählt als langzeitarbeitslos. Im Juni gibt es 3.699 Personen in Herne, bei denen dies der Fall ist. Gegenüber dem Mai sind dies 126 Langzeitarbeitslose weniger. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt aber einen weitaus deutlicheren Rückgang mit 756 Personen weniger. Von allen Langzeitarbeitslosen sind über 90 Prozent und damit 3.453 Personen im Juni in der Grundsicherung gemeldet.
Jugendarbeitslosigkeit
794 Arbeitslose sind im Juni in Herne unter 25 Jahre alt. Gegenüber dem Mai ist die Jugendarbeitslosigkeit damit um 6,9 Prozent gestiegen. Im Juni 2021 waren es 103 jugendliche Arbeitslose oder 11,5 Prozent mehr als heute.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Wer über 50 Jahre ist, zählt auf dem Arbeitsmarkt zu den "Älteren". In dieser Personengruppe ist die Arbeitslosigkeit um 3,0 Prozent oder 73 Personen im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt hingegen einen deutlichen Rückgang. Im Juni 2021 waren es in dieser Personengruppe noch 207 Betroffene oder 7,6 Prozent mehr. Insgesamt sind 2.511 Personen, die 50 Jahre oder älter sind, in Herne aktuell als arbeitslos verzeichnet.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) zählt die Agentur für Arbeit im Juni 1.772 Personen. Gegenüber dem Mal sind das 53 Personen oder 3,1 Prozent mehr. Der Vorjahresvergleich weist einen Rückgang um insgesamt 357 Personen oder 16,8 Prozent auf.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) verzeichnet die Agentur für Arbeit 123 Arbeitslose (1,9 Prozent) mehr als im Vormonat und 535 Personen oder 7,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt sind es 6.649 Personen und damit 79 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Stellenangebote
Insgesamt meldeten die lokalen Unternehmen und Institutionen in diesem Monat 196 neue Stellenzugänge. Das sind 12 gemeldete Stellen weniger als Vormonat. Aktuell im Bestand befinden sich insgesamt 1.138 offene Stellen, das sind 21 Stellen mehr als im Vormonat und 220 Stellen und damit fast ein Viertel mehr als im Vorjahresmonat.
Kurzarbeit
Im Juni haben weniger als 3 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Aus Gründen des Datenschutzes bzw. um personenbezogene Angaben zu vermeiden ist die Zahl der möglichen von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diesen Monat nicht veröffentlicht. Im Juni letzten Jahres wurden aus demselben Grund keine Zahlen veröffentlicht.
Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.