Der Bochumer Arbeitsmarkt im Juli 2022 auf einen Blick

Bochum. Die Sommerferien wirken sich auch in diesem Jahr auf den Arbeitsmarkt aus. Der Start in das zweite Halbjahr ist gekennzeichnet durch mehr Arbeitslose und weniger Stellenmeldungen. Dies ist für diese Jahreszeit zwar durchaus saisonal typisch. In diesem Jahr fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit jedoch deutlich höher aus. Als Grund dafür zeichnen sich, wie schon im Juni, die Auswirkungen des Ukrainekrieges ab. Darüber hinaus machen sich auch in diesem Jahr das Ausbildungs- und Schulende wieder deutlich bemerkbar.

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 54

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Jahreshälfte ist nicht untypisch und zeigt sich jedes Jahr aufs Neue. Insbesondere bei den Jugendlichen verzeichnet die Agentur für Arbeit in den Sommermonaten dann mehr Arbeitslose. Die Schule ist zu Ende, viele junge Menschen haben noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche und andere haben gerade erst ihre Ausbildung beendet. Auch Halbjahresverträge, die zum Ende des ersten Halbjahres auslaufen und nicht verlängert werden, lassen die Arbeitslosigkeit in den Sommermonaten steigen.

In diesem Jahr ist der Anstieg, wie auch schon im Vormonat, aber erkennbar höher als in den Jahren zuvor. Seit dem 1. Juni werden die seit Kriegsbeginn im Februar aus der Ukraine Geflüchteten von den Jobcentern betreut und als arbeitslos registriert. Aber nicht nur die gestiegene Arbeitslosigkeit, sondern auch ein deutlicher Rückgang bei der Stellenmeldung zeigen, dass sowohl die Auswirkungen der Pandemie als auch das aktuelle Geschehen auf dem Weltmarkt, die Unternehmen vorsichtiger werden lassen.

Die Stellenmeldungen sind, anders als bei den Ausbildungsstellen, momentan rückläufig. Dieter Groß, Operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, bleibt jedoch zuversichtlich: „Wir verzeichnen aktuell – bis auf die gestiegene Arbeitslosigkeit bedingt durch geflüchtete Menschen aus der Ukraine – eine klassische Sommerflaute. In den Sommermonaten ebbt das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt immer ab. Auffallend in diesem Jahr sind die deutlich rückläufigen Stellenmeldungen (Meldungen im Juli insgesamt 615). Hierbei bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass, erstens, wir im ersten Coronajahr noch weniger Stellenmeldungen im Juli zu verzeichnen hatten. Und, zweitens, verzeichnen wir einen erfreulichen Anstieg bei der Meldung der Ausbildungsstellen. Das heißt also, die Unternehmen investieren trotz Sommerflaute und unsicherem Weltgeschehen verstärkt in die Zukunft. Das ist ein gutes Zeichen, auch wenn die Arbeitslosigkeit gerade bei den jungen Menschen wieder stark angestiegen ist. Das wird sich nach dem Ende der Sommerferien erfahrungsgemäß wieder rasch legen. Dann beginnen die Ausbildungen und auch die weiterführenden Schulen. Darüber hinaus bleiben frisch ausgebildete, junge Fachkräfte, die aktuell nicht übernommen werden konnten, nicht lange arbeitslos.“

Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit ist im Juli erneut gestiegen. Die Agentur für Arbeit verzeichnet über beide Rechtskreise hinweg - SGB III und SGB II - insgesamt 17.310 Arbeitslose. Das sind gegenüber dem Juni 536 Personen oder 3,2 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sinkt die Arbeitslosigkeit um 708 Personen oder 3,9 Prozent.
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt 8,9 Prozent und steigt im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte. Gegenüber dem Vorjahr ist hingegen ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte zu verzeichnen. Im Juli vor einem Jahr betrug die Quote in Bochum noch 9,2 Prozent.

Langzeitarbeitslosigkeit
Jeder, der länger als ein Jahr nicht arbeitet, zählt laut Statistik zu den Langzeitarbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat hat sich die Anzahl langzeitarbeitsloser Personen um 70 weiter leicht reduziert. Aktuell gemeldet bleiben in dieser Personengruppe 7.126 Personen (SGB III und SGB II). Im Vergleich zum Juli letzten Jahres ist die Langzeitarbeitslosigkeit um 1.422 Personen gesunken.
Die meisten Langzeitarbeitslosen – über 90 Prozent – sind in der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) gemeldet. Das sind in diesem Juli insgesamt 6.594 Personen.

Jugendarbeitslosigkeit
Auf dem Arbeitsmarkt gelten alle Personen, die unter 25 Jahre sind, als jugendlich. Im Juli zählt die Agentur für Arbeit in Bochum insgesamt 1.300 jugendliche Arbeitslose. Die Zahl der hier gemeldeten jungen Menschen stieg erneut um 126 junge Menschen (10,7 Prozent). Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 74 arbeitslose junge Menschen oder 5,4 Prozent mehr.

Arbeitslosigkeit der Älteren
Personen, die 50 Jahre oder älter und arbeitslos sind, zählen auf dem Arbeitsmarkt zu den "Älteren". Im Juli sind das in Bochum insgesamt 5.931 Personen. Gegenüber dem Juni ist das ein Anstieg um 79 Personen oder 1,3 Prozent. Mit Blick auf das Vorjahr sind es jedoch 140 Personen weniger in dieser Personengruppe. Innerhalb eines Jahres hat sich die Arbeitslosigkeit bei den "Älteren" damit um 2,3 Prozent verringert.

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Bochum 3.858 Personen arbeitslos gemeldet. Damit hat sich die Anzahl im Vergleich zum Vormonat um 256 Personen oder 7,1 Prozent erhöht. Im Vorjahresvergleich zeigt sich jedoch ein Rückgang um 594 Personen oder 13,3 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Im Juli sind in der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) insgesamt 13.452 Arbeitslose gemeldet. Das sind 280 arbeitslose Personen mehr (2,1 Prozent) als im Juni. Verglichen mit dem Juli vor einem Jahr zählt die Arbeitsagentur damit 114 Arbeitslose oder 0,8 Prozent weniger. Insgesamt umfasst die Grundsicherung 78,5 Prozent aller Arbeitslosen.

Stellenangebote
Die Stellenzugänge haben sich deutlich reduziert. Der Rückgang zum Vormonat wie auch zum Vorjahr ist eindeutig erkennbar. Unternehmen aus der Region haben in diesem Monat 615 Stellen gemeldet. Verglichen mit dem Juni sind das 127 Stellenmeldungen (17,1 Prozent) weniger und im Vergleich zum Vorjahr wurden 252 Stellen (29,1 Prozent) weniger gemeldet. Insgesamt befinden sich im Juli 4.174 offene Stellen im Bestand. Das sind 18 Stellen (0,4 Prozent) mehr als im Vormonat und 714 (20,6 Prozent) mehr mit Blick auf den Vorjahresmonat.

Kurzarbeit
Im Juli haben 9 Betriebe mit 32 möglich betroffenen Mitarbeitern Kurzarbeit angefragt. Im Juli letzten Jahres waren es 14 Betriebe mit 88 möglich betroffenen Mitarbeitern.
Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.