Herne. Jahreszeitlich bedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Anstieg im Vergleich zum Vorjahr jedoch nur halb so hoch und ähnlich hoch wie vor zwei Jahren. Arbeitsmarkt trotzt den Widrigkeiten der Pandemie mit Erfolg. Lage vor Ort stabiler als befürchtet. Anzeigen zur Kurzarbeit zwar leicht gestiegen, Entwicklung aber noch nicht bedenklich.
Jedes Jahr aufs Neue steigt die Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel. Auch in diesem Jahr ist dies der Fall, das ist nicht untypisch für diese Jahreszeit. Ein Grund dafür ist zum Beispiel das Auslaufen vieler Verträge zum Jahres- oder aber auch Quartalsende. Diese auf den ersten Blick Negativentwicklung sei kein Grund, sich Sorgen zu machen, so Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum und Herne. Er fasst das aktuelle Geschehen auf dem Arbeitsmarkt wie folgt zusammen: „Natürlich spüren wir noch die Auswirkungen der Pandemie auf dem Arbeitsmarkt. Aber nicht weiterlaufende Verträge hat es zum Jahreswechsel immer gegeben und der aktuelle Anstieg zum Jahreswechsel fällt eher moderat aus. Damit konnte keiner rechnen. Aktuell verzeichnen wir eine ähnliche Arbeitslosigkeit wie vor zwei Jahren zum Jahresbeginn. Das ist erfreulich. Auch erfreulich ist, dass die Zahl der arbeitslosen jungen Menschen nicht in gleichem Maße angestiegen ist, sondern gegenüber Dezember und gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht gesunken ist. Wir beobachten einen lokalen Arbeitsmarkt, der sich in der Krise weiterhin sehr stabil zeigt. Dennoch stehen Wirtschaft und Arbeitsmarkt durch die Ausbreitung des Omikronvirus noch vor Herausforderungen. Bislang ist es die größte Pandemiewelle, der wir standhalten müssen. Zurzeit scheint es jedoch, dass wir ohne große Schrammen durch diese Welle hindurchkommen könnten. Ein Vorteil bleibt, dass der Bundestag noch im Dezember in einem Eilverfahren weiter zur Unterstützung der Beschäftigten den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld genehmigt hat*. Davon profitieren auch Herner Beschäftigte und Unternehmen. Zwar verzeichnen wir vor Ort in der Tat wieder ein vermehrtes Aufkommen nach Anfragen zur Kurzarbeit. Bislang bleiben die Meldungen aber sehr überschaubar. Sorge bereitet uns für die Zukunft der zunehmende Fachkräftebedarf. Unsere Empfehlung bleibt, die Zeit zu nutzen und auch in der Kurzarbeit eine Weiterbildung oder Qualifizierung anzugehen. Beschäftigte und Unternehmen können sich in Fragen der beruflichen Weiterbildung jederzeit an uns wenden.“
Eckdaten Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit ist im Januar saisontypisch gestiegen. Insgesamt sind in Herne 8.564 Personen (über beide Rechtskreise - SGBIII und II - hinweg) arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 184 Personen oder 2,2 Prozent mehr. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 978 Personen oder 10,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt im Januar 10,7 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat aber mit insgesamt 12,1 Prozent im Januar letzten Jahres 1,4 Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr.
Langzeitarbeitslosigkeit
Wer länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig arbeitet, zählt als langzeitarbeitslos. Im Januar gibt es 4.068 Personen in Herne, bei denen dies der Fall ist. Gegenüber dem Dezember sind es damit 7 Langzeitarbeitslose mehr. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt einen Anstieg um 80 Personen oder 2,0 Prozent. Von allen Langzeitarbeitslosen sind 93,8 Prozent und damit 3.814 Personen in der Grundsicherung gemeldet.
Jugendarbeitslosigkeit
752 Arbeitslose sind im Januar in Herne unter 25 Jahre alt. Gegenüber dem Dezember hat sich die Jugendarbeitslosigkeit damit kaum verändert. Im Vormonat waren es noch 8 Jugendliche (1,1 Prozent) mehr und im Vorjahr 138 jugendliche Arbeitslose oder 15,5 Prozent mehr als heute, die nicht älter als 25 Jahre und ohne Arbeit sind.
Arbeitslosigkeit der Älteren
Wer über 50 Jahre ist, zählt auf dem Arbeitsmarkt zu den "Älteren". In dieser Personengruppe ist die Arbeitslosigkeit im Januar wieder leicht gestiegen. Gegenüber dem Dezember sind es 18 Personen (0,7 Prozent) mehr. Im Vergleich zum Januar vor einem Jahr sind es allerdings 182 ältere Arbeitslose oder 6,7 Prozent weniger. Insgesamt sind 2.545 Personen, die 50 Jahre oder älter sind, in Herne aktuell als arbeitslos verzeichnet.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) zählt die Agentur für Arbeit im Januar 1.836 Personen. Gegenüber dem Dezember letzten Jahres sind das 114 Personen oder 6,6 Prozent mehr. Der Vorjahresvergleich weist einen Rückgang um rund ein Drittel mit insgesamt 778 Personen oder 29,8 Prozent auf.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) verzeichnet die Agentur für Arbeit 70 Arbeitslose (1,1 Prozent) mehr als im Vormonat und 200 Personen oder 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt sind es 6.728 Personen und damit 78,6 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Stellenangebote
Die Unternehmen und Institutionen aus der Region haben in diesem Monat wieder weniger neue Stellen gemeldet. Insgesamt liegen 173 neue Stellenzugänge im Januar vor. Das sind 121 Stellenzugänge weniger als im Dezember, als das Weihnachtsgeschäft noch voll im Gange war. Aktuell im Bestand befinden sich insgesamt 1.021 offene Stellen, das sind 58 Stellen weniger als im Dezember und 209 Stellen mehr als im Vorjahresmonat.
Kurzarbeit
Im Januar haben 25 Betriebe mit 803 möglichen Mitarbeitern Kurzarbeit angefragt. Im Januar letzten Jahres waren es 143 Betriebe mit 1.528 möglichen Mitarbeitern.
Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.